Berger
[bɛr'ʒe], Gouffre Berger [gufr(ə)bɛr'ʒe], Höhle in den französischen Voralpen, im Vercors; gehört zum Höhlensystem Cuves de Sassenage; bis 1 141 m tief.
Bẹrger,
1) Alfred Freiherr von, österreichischer Schriftsteller und Intendant, * Wien 30. 4. 1853, ✝ ebenda 24. 8. 1912; war 1899-1909 Leiter des Hamburger Schauspielhauses, seit 1909 Direktor des Burgtheaters; schrieb Gedichte, Erzählungen, philosophische Studien, »Dramaturgische Vorträge« (1908); »Meine Hamburg. Dramaturgie« (1910).
2) Erna, Sängerin (Sopran), * Cossebaude (bei Dresden) 19. 10. 1900, ✝ Essen 14. 6. 1990; debütierte 1925 in Dresden und war 1926-34 Mitglied der Dresdner, dann der Berliner Staatsoper, 1949-51 der Metropolitan Opera in New York. 1959-71 war sie Professor für Gesang an der Musikhochschule in Hamburg, dann an der Folkwang-Hochschule in Essen. Ihr Repertoire umfasste die wichtigen Koloraturpartien ihres Faches; auch bedeutende Liedinterpretin. Sie sang bei zahlreichen Festspielen (z. B. seit 1932 in Salzburg).
3) Hans, Neurologe und Psychiater, * Neuses an der Eichen (heute zu Großheirath, Landkreis Coburg) 21. 5. 1873, ✝ Jena 1. 6. 1941; war 1919-38 Professor in Jena; ihm gelang erstmals die Ableitung des Hirnstrombildes von der unversehrten Kopfhaut (Elektroenzephalographie).
4) ['bəːgə], John, englischer Schriftsteller und Kunstkritiker, * London 5. 11. 1926; studierte Kunst, war Zeichenlehrer und Maler; lebt in Savoyen. Sein sozialistisch orientiertes Interesse an Kunst wird in zahlreichen theoretischen Arbeiten deutlich (»The success and failure of Picasso«, 1965, deutsch »Glanz und Elend des Malers Pablo Picasso«; »Ways of seeing. A book made by J. Berger and others«, 1972, deutsch »Sehen. Das Bild der Welt in der Bilderwelt«; »Keeping a rendezvous«, 1991, deutsch »Begegnungen und Abschiede«). In Bergers experimentellen Romanen, besonders in dem metahistorischen Roman »G« (1972; deutsch) sowie dem aus einer Montage von Textsorten bestehenden Werk »Pig earth« (1979; deutsch »Sau-Erde. Geschichten vom Lande«) werden Möglichkeiten und Grenzen persönlicher Freiheit sowie das Problem der Realitätswiedergabe in der Literatur reflektiert. Fortsetzungen von »Pig earth« sind die Erzählsammlungen »Once in Europa« (1987; deutsch »Spiel mir ein Lied. Geschichten von der Liebe«) und »Lilac and flag« (1990; deutsch »Flieder und Flagge. Eine alte Frau erzählt von einer Stadt«). Auch Drehbuchautor (mit A. Tanner) und Übersetzer (u. a. von B. Brecht).
Weitere Werke: Romane: A painter of our time (1958; deutsch Die Spiele).
5) Klaus, evangelischer Theologe, * Hildesheim 25. 11. 1940, seit 1977 Professor in Heidelberg; einen Schwerpunkt seiner Arbeiten bildet die Geschichte des Urchristentums in ihren Beziehungen zum Judentum.
Werke: Gottes einziger Ölbaum. Betrachtungen zum Römerbrief (1990); Qumran und Jesus (1993); Theologiegeschichte des Urchristentums. Theologie des Neuen Testaments (1994); Wer war Jesus wirklich ? (1995).
6) Ludwig, eigentlich L. Bạmberger, Regisseur, * Mainz 6. 1. 1892, ✝ Schlangenbad 18. 5. 1969; kam 1919 an das Deutsche Theater, dann an das Staatstheater in Berlin; drehte Stummfilme, wirkte 1928-31 in Hollywood, emigrierte 1933 (Großbritannien, Niederlande); seit 1947 wieder in Berlin. 1958 inszenierte er sechs Lustspiele Shakespeares für das Fernsehen. Berger leitete später die Abteilung Theater der Akademie der Künste in Berlin.
Werke: Filme: Der verlorene Schuh (1923); Ein Walzertraum (1925); Ich bei Tag und du bei Nacht (1932); Der Dieb von Bagdad (1940).
Schriften: Wir sind vom gleichen Stoff, aus dem die Träume sind. Summe eines Lebens (1953); Die unverhoffte Lebensreise der Constanze Mozart (1955); Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist (1957); Arabella Stuart (1960); Theatermenschen. So sah ich sie (1962); Das Irdische und das Unvergängliche (1963).
7) Peter Ludwig, amerikanischer Soziologe österreichischer Herkunft, * Wien 17. 3. 1929; Schüler von A. Schütz, ab 1954 Professor, seit 1981 an der Boston University. Berger schrieb populäre Einführungen in die Soziologie und stellte unter dem Einfluss phänomenologischen und wissenssoziologischen Denkens die Erfahrung der Alltagswelt sowie das religiöse Denken und Empfinden als soziale Konstruktionen in den Mittelpunkt seiner Untersuchungen.
Werke: The sacred canopy. Elements of a sociological theory of religion (1967; deutsch Zur Dialektik von Religion und Gesellschaft); A rumor of angels. Modern society and the rediscovery of the supernatural (1969; deutsch Auf den Spuren der Engel); Pyramids of sacrifice. Political ethics and social change (1974; deutsch Welt der Reichen, Welt der Armen); The capitalist revolution. Fifty propositions about prosperity, equality, and liberty (1986; deutsch Die kapitalistische Revolution); A far glory. The quest for faith in an age of credulity (1992; deutsch Sehnsucht nach Sinn).
8) Senta, österreichische Filmschauspielerin, * Wien 13. 5. 1941; spielte zahlreiche Rollen in deutschen, dann auch in amerikanischen und italienischen Filmen; Ȋ mit dem Regisseur M. Verhoeven; auch Filmproduzentin (Sentana-Film).
Filme: Es muß nicht immer Kaviar sein (1961; Fernsehserie); Die Sieger (1962); Killing Cars (1985); Die schnelle Gerdi (1988; Fernsehserie); Sie und Er (1991; 2 Teile, Fernsehfilm); Lilli Lottofee (1991; 6 Teile, Fernsehserie).
9) ['bəːgə], Thomas Louis, amerikanischer Schriftsteller, * Cincinnati (Ohio) 20. 7. 1924; seine hintergründigen und teilweise sarkastischen Romane entlarven Mythen des Alltags und Klischeevorstellungen des Lebens der amerikanischen Mittelklasse. Darüber hinaus verweisen sie auf die Degeneration des Durchschnittsmenschen im Amerika des 20. Jahrhunderts sowie auf die Absurdität der modernen Zivilisation. Berger schuf den Typus des Protagonisten, der durch seine Humanität zum Antihelden wird. Am bekanntesten sind die aus vier Romanen bestehende »Reinhart-Saga« (»Crazy in Berlin«, 1958; »Reinhart in love«, 1962; »Vital parts«, 1970; »Reinhart's women«, 1981) sowie die komisch-heroische Satire auf die Auseinandersetzungen der Weißen mit den Indianern »Little Big Man« (1964; deutsch »Der letzte Held«, Film 1969, Regie: A. Penn).
Weitere Werke: Romane: Killing time (1967; deutsch Killing time oder Die Art zu töten); Regiment of women (1973); Sneaky people (1975); Who is Teddy Villanova? (1977); Arthur Rex (1978; deutsch Die Geheimnisse von Camelot); Neighbors (1980); The feud (1983); Nowhere (1985); Being invisible (1987); The houseguest (1988); Changing the past (1989); Orrie's story (1990); Meeting evil (1992); Robert Crews (1994).
10) Wilhelm Georg, rumäniendeutscher Komponist und Musikwissenschaftler, * Reps (heute Repea bei Kronstadt) 4. 12. 1929, ✝ Bukarest 8. 3. 1993; begann 1948 als Bratschist in der Bukarester Philharmonie und wandte sich dann der Komposition und der Musikwissenschaft zu. Seine Kompositionen, u. a. Sinfonien, Streichquartette, Sonaten, Konzerte für Soloinstrumente und Orchester, Orgelwerke, Oratorien, Liederzyklen, sind der rumänischen Nationaltradition verbunden. Mit seinen Schriften über J. S. Bach, L. van Beethoven und W. A. Mozart wurde er weit über sein Heimatland hinaus bekannt.
Universal-Lexikon. 2012.