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Barnim
I
Bạrnim,
 
1) Landkreis im Nordosten von Brandenburg, erstreckt sich vom nordöstlichen Stadtrand Berlins im Südwesten bis an die mittlere Oder (Grenze zu Polen) im Nordosten, 1 494 km2, 147 900 Einwohner; Verwaltungssitz ist Eberswalde. Der Landkreis liegt im Jungmoränengebiet der Weichsel-Eiszeit und wird in seiner Südhälfte von der Landschaft Barnim, im mittleren Bereich vom Thorn-Eberswalder Urstromtal, das vom Oder-Havel-Kanal und vom Finowkanal (Schiffshebewerk Niederfinow) durchzogen wird, und im Norden vom östlichen Abschnitt des Mecklenburgischen Höhenrückens (Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin) mit Werbellin-, Parsteiner und Grimnitz-See eingenommen. Der äußerste Ostteil liegt in der Oderniederung. Wirtschaftsbestimmend ist die Industrie, deren Hauptstandorte in Eberswalde (Nebenstandorte Britz nördlich und Oderberg östlich davon) sowie in und um Bernau bei Berlin (Klosterfelde, Groß Schönebeck, Schönow, Werneuchen) liegen. Wichtige Zweige sind der Stahl-, Kran-, Kessel-, Behälter- und Maschinenbau sowie die elektrotechnische, metallurgische, Bau- und Baustoff- (Kieswerke, Ziegeleien), Holz- und Lebensmittelindustrie; in Ahrensfelde Gasturbinenkraftwerk. Wälder nehmen 47 %, Seen 5 % der Kreisfläche ein. Auf qualitativ unterschiedlichen Böden in guter Absatzlage zu Berlin Getreide-, Gemüseanbau, Rinder-, Schweine-, Geflügelzucht und Obstbau. Große Bedeutung hat der Ausflugs- und Fremdenverkehr (Altenhof, Kloster Chorin, Joachimsthal, Wandlitz u. a.). - Der Landkreis ging am 6. 12. 1993 aus den Kreisen Bernau und Eberswalde sowie zwei Gemeinden des Kreises Bad Freienwalde hervor.
 
 2) der, Bạrnimer Lạnd, flachwellige bis hügelige Landschaft zwischen Oderbruch, mittlerer Spree, Havel und Uckermark, in Berlin und Brandenburg. Der Barnim, 40-150 m über dem Meeresspiegel, hebt sich aus den umliegenden Niederungen deutlich als höhergelegenes Gebiet (Platte) hervor. Seine Oberflächengestaltung verdankt er dem weichseleiszeitlichen Inlandeis. Entsprechend hat er ein reiches Mosaik von zum Teil übersandeten Lehmplatten, End- und Stauchmoränen, feuchten Niederungen, N-S gerichteten flachen Tälern und lang gestreckten Rinnenseen. Den Ostrand des Barnims bildet östlich von Strausberg die Märkische Schweiz. Der Barnim wird von Wäldern und weiten Ackerflächen eingenommen. Bei Rüdersdorf wird der quartäre und tertiäre Untergrund von Buntsandstein und Muschelkalk, die für die Zementerzeugung genutzt werden, durchragt.
 
Geschichte:
 
Nach ersten Erwerbungen der Askanier im Barnim (um 1210-20; u. a. Oderberg) durch Markgraf Albrecht II. (1205-20) erwarben die Markgrafen-Brüder Johann I. (1225-66) und Otto III. (1225-67) um 1230 den Barnim von Herzog Barnim I. von Pommern und gliederten ihn der Mark Brandenburg ein. In slawischer Zeit war nur das Gebiet an Spree und Finow dichter besiedelt; mit der deutschen Ostsiedlung kam es (seit Ende des 12. Jahrhunderts) zur Neubesiedlung durch v. a. niederdeutsche Siedler. Zunächst in die Vogteien Liebenwalde, Oderberg (Alter Barnim), Biesenthal und Strausberg (Neuer Barnim) gegliedert, entstanden im 14. Jahrhundert die Distrikte Berlin, Biesenthal und Strausberg, später (bis um 1800; ab 1816 Verwaltungsbezirk) die Kreise Ober- und Niederbarnim (u. a. Berlin).
 
Literatur:
 
J. Schultze: Die Mark Brandenburg, 4 Bde. (1961-64).
 
II
Bạrnim,
 
Herzöge:
 
 1) Bạrnim I., Herzog von Pommern (1220-78), * um 1217/19, ✝ 13. oder 14. 11. 1278; folgte seinem Vater Bogislaw II. (✝ 1220) von Pommern-Stettin zunächst unter mütterlicher Vormundschaft. 1264 konnte er das zersplitterte Pommern einigen. Mit der Förderung des Landesausbaus durch deutsche Siedler vollzog sich die Eindeutschung Pommerns.
 
Literatur:
 
D. Lucht: Die Städtepolitik Herzog B.s I. v. Pommern (1965);
 D. Lucht: Die Außenpolitik Herzog B.s I. v. Pommern, in: Balt. Studien, N. F. 51 (1965).
 
 2) Bạrnim III., Herzog von Pommern-Stettin (1320-68), * vor 1300, ✝ 24. 8. 1368; seit 1320 Mitregent seines Vaters Otto I. (✝ 1344); bemühte sich, die Lehensabhängigkeit Pommerns von Brandenburg zu lösen. 1338 erkannte Kaiser Ludwig IV., der Bayer, die Reichsunmittelbarkeit Pommerns an.
 
 3) Bạrnim IX. (XI.), der Ältere, Herzog von Pommern-Stettin (seit 1523), * Oderburg (bei Stettin) 2. 12. 1501, ✝ ebenda 2. 11. 1573; wurde als Student (»Ehrenrektor« der Universität Wittenberg) 1518-20 von M. Luther für die Reformation gewonnen, die er durch J. Bugenhagen 1534 (östlich der Oder) einführen ließ. 1536 trat Pommern dem Schmalkaldischen Bund bei; nach dem kaiserlichen Sieg im Schmalkaldischen Krieg 1547 wurde ihm ein Bußgeld auferlegt.
 
Literatur:
 
H. Heyden: Zur Gesch. der Reformation in Pommern, in: H. Heyden: Neuere Aufsätze zur Kirchengesch. Pommerns (1965).
 

Universal-Lexikon. 2012.