Tasch|kẹnt:
Hauptstadt von Usbekistan.
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Taschkẹnt,
Taškẹnt [-ʃ-], Hauptstadt von Usbekistan, 440-480 m über dem Meeresspiegel, in den Vorbergen des westlichen Tienschan, in einer vom Tschirtschik bewässerten Oase, 2,12 Mio. Einwohner; kulturelles und wirtschaftliches Zentrum mit Zentralasiatischer und Usbekischer Akademie der Wissenschaften, fünf Universitäten (TU, Universität für Wirtschaft, Landwirtschaft, Weltsprachen sowie Weltwirtschaft und Diplomatie) und etwa 15 anderen Hochschulen, astronomischem Observatorium, Goethe-Institut, Literaturmuseum, mehreren Bibliotheken, Theatern, Philharmonie, Fernsehzentrum (375 m hoher Fernsehturm), zoologischer und botanischer Garten. Aus Taschkent kommt etwa ein Viertel der usbekischen Industrieproduktion; die wichtigsten Industriezweige sind Maschinen- (besonders Land- und Textilmaschinen) und Flugzeugbau, Metallverarbeitung, elektrotechnische Industrie, Kabelherstellung, Baumwollverarbeitung, Bekleidungs-, Schuh-, chemische und pharmazeutische Industrie sowie das Druckgewerbe; Elektrizität wird v. a. durch ein Wärmekraftwerk (Leistung 1 920 MW) auf Erdgas- und Masutbasis erzeugt. Taschkent ist ein wichtiger Straßenknotenpunkt an der Transkaspischen Eisenbahn und hat seit 1977 eine U-Bahn sowie einen internationalen Flughafen.
Von den historischen Bauwerken sind nach dem Erdbeben von 1966 nur wenige erhalten, u. a. Junus-Khana-Mausoleum (15./16. Jahrhundert), Kaffal-Schasch-Mausoleum (1541/42), Kukeltasch-Medrese (um 1569) und Sujundschi-Khana-Mausoleum (1531/32; in das Ensemble der Barak-Khana-Medrese eingeschlossen). In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand östlich der Altstadt die Neustadt mit breiten Straßenachsen. Nach 1917 wurde die Stadt wesentlich erweitert (Generalbebauungspläne von 1937/40 und 1968). Neben zahlreichen modernen Regierungs- und Verwaltungsbauten wurden weitere repräsentative Bauten (u. a. Museum für die Geschichte Usbekistans, 1970; Opernhaus, 1938-47, von A. W. Schtschussew) errichtet.
Taschkent, das archäologische Befunden zufolge bereits im 5./4. Jahrhundert v. Chr. als Stadt bestand, wird im 2. Jahrhundert v. Chr. in chinesischen Quellen als Ju-ni, in Urkunden des 4.-6. Jahrhunderts als Tschạtsch erwähnt. Im 6. Jahrhundert gehörte es zu frühtürkischen Herrschaften, Anfang des 8. Jahrhunderts kam es unter arabischer Herrschaft, gehörte vom 9. bis 10. Jahrhundert zum Sassanidenreich und vom Ende des 10. bis Anfang des 13. Jahrhunderts zum Reich der Ilchane. Im 14. Jahrhundert wurde die Stadt von Timur erobert und war dann zwischen den usbekischen, kasachischen und bucharischen Khanaten umstritten, bis sie 1809 an das Khanat Kokand und 1865 an Russland fiel. Ab 1867 war Taschkent Hauptstadt des Generalgouverneurs Turkestan, 1918-24 der Turkestanischen ASSR; 1930 wurde es als Nachfolger Samarkands die Hauptstadt Usbekistans. Ein Erdbeben zerstörte im April 1966 die Stadt sehr stark (danach rascher Wiederaufbau).
Auf der Konferenz von Taschkent im Januar 1966 vermittelte der sowjetische Ministerpräsident A. N. Kossygin die Deklaration von Taschkent (10. 1. 1966), in der sich Indien und Pakistan im Konflikt um Kaschmir zum Gewaltverzicht verpflichteten.
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Tasch|kẹnt: Hauptstadt von Usbekistan.
Universal-Lexikon. 2012.