Lạpp|land; -s:
Landschaft im äußersten Norden Europas.
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Lạppland,
ursprünglich das Wohn- und Weidegebiet der Lappen, gehört politisch zu Schweden, Norwegen, Finnland und Russland (Kola); es ist nicht eindeutig zu umgrenzen. Der Name Lappland kommt in Finnland und Norwegen noch in den Provinz-Namen Lappi und Finnmark vor (wobei hier unter »Finnen« die Lappen verstanden werden); in Schweden ist der Name Lappland Bezeichnung einer historischen Provinz (innerer Teil der heutigen Verwaltungsgebiete Västerbotten und Norrbotten).
Vom skandinavischen Hochgebirge, den Skanden (Teil des Kaledonischen Gebirges), der Wasserscheide zwischen Atlantik, Nordpolarmeer und Ostsee, im Nordwesten senkt sich das innere Lappland in Stufen nach Südosten ab; das flachwellige, von Moränen und fluvioglazialen Ablagerungen der letzten Eiszeit bedeckte Grundgebirgsplateau (Teil des Baltischen Schildes) wird von einzelnen Gebirgsstöcken (Pallastunturi, Pyhätunturi u. a.) überragt; nach Nordosten setzt es sich im flachen Rücken des Maanselkä fort, in dessen Abdachung zum Nordpolarmeer das Becken des Inari eingesenkt ist. In nördlicher Richtung fällt Lappland steiler ab und wird durch Inseln und Halbinseln stark gegliedert. - Das Klima wird an der Küste vom Golfstrom günstig beeinflusst; die zentralen Hochflächen haben Kontinentalklima mit kurzem, warmem Sommer und extrem kaltem Winter. Charakteristisch ist ein oft abrupter Wechsel in der Witterung durch den Einbruch polarer Kaltluftmassen. Der größte Teil Lapplands (nördlich des Polarkreises) liegt in der Polarlichtzone mit Mitternachtssonne im Mai-Juli und Polarnacht im Winter. Die lange Einstrahlung in den Sommernächten bietet einen gewissen Ausgleich für die kurze Vegetationsperiode (im inneren Lappland 100 Tage im Jahr).
Auf den borealen Nadelwald (vorherrschend Kiefer und Fichte) im Süden folgt nach Norden ein lichter, kaum nutzbarer Kiefernwald, der in Finnland bis fast 70º nördlicher Breite nach Norden vorstößt, darauf die von Kiefern- und Birkenbeständen durchsetzte subarktische Tundra, die zum Teil nur 50 Tage im Jahr frostfrei ist und nur durch die Rentierhaltung der Lappen genutzt werden kann. Wald und Tundra sind weithin mit Mooren bedeckt, denen im Sommer Myriaden von Mücken entsteigen. Die durch Kiefer und Birke gebildete Baumgrenze reicht meist an die Küste des Nordpolarmeeres.
Die eisfreie norwegische Küste war schon in der letzten Eiszeit besiedelt. Mit dem Abschmelzen des norden Inlandeises drangen altsteinzeitliche Jäger, Sammler und Fischer ins innere Lappland ein. Die Lappen (Samen), die seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. in Lappland nachzuweisen sind, unterscheiden sich - wahrscheinlich aufgrund unterschiedlicher Substrate oder späterer Zuwanderung - anthropologisch wie sprachlich von den übrigen Finnougriern. Seit 1000 n. Chr. ließen sich Wikinger als Fischer an der Nordküste nieder. Durch die sich seit dem Spätmittelalter, v. a. im 17. und 19. Jahrhundert nach Norden ausbreitenden Schweden wurden die Finnen und von diesen wiederum die Lappen nach Norden verdrängt. Unter den etwa 400 000 Bewohnern Lapplands bilden die Lappen heute nur noch eine Minderheit (unter 10 %). Im Laufe des Mittelalters waren sie von der anfänglichen Rentierjagd zur Rentierhaltung mit Wanderbewegung (Tundra im Sommer, Wald im Winter) übergegangen. In Norwegen leben heute noch knapp 10 % von ihnen ausschließlich von der Rentierwirtschaft, in Schweden 20 %, in Finnland 30 %. Weideflächen und technische Anlagen befinden sich in Staats- oder Gemeinschaftsbesitz, die Tiere in Privatbesitz. Die Fleischerzeugung wurde durch den Reaktorunfall in Tschernobyl auf Jahre hinaus stark beeinträchtigt. Eine Beeinträchtigung bedeutet auch die Anlage von Stauseen für die Elektrizitätserzeugung (z. B. Alta-Projekt). Neben dem Pelzhandel entwickelte sich seit dem 17. Jahrhundert der Bergbau (heute in Kiruna, Malmberget, Kirkenes, Petsamo), seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Holzgewinnung für den Export. Der Ackerbau ist unbedeutend (Kartoffeln, Futterpflanzenproduktion). Nach Erschließung durch Straßen und Eisenbahn (Lapplandbahn) wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der Tourismus wichtig (neben Sommerverkehr auch Wintersport).
H.-P. von Soosten: Finnlands Agrarkolonisation in L. nach dem Zweiten Weltkrieg (1970);
L., hg. v. W. Nigg (Bern 1976);
B. Butzin: Die Entwicklung Finnisch-L.s (1977);
I. Hemmer: Entwicklung u. Struktur der Rentierwirtschaft in Finnmark und Troms (Nordnorwegen) (1985);
Weitere Literatur: Lappen.
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Lạpp|land; -s: Landschaft in Nordeuropa.
Universal-Lexikon. 2012.