Krịm, die; -:
ukrainische Halbinsel im Schwarzen Meer.
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Krịm
die, ukrainisch und russisch Krỵm, Republik Krim, amtlich ukrainisch Respublika Krym, autonome Teilrepublik im Süden der Ukraine, die Halbinsel Krim umfassend, 25 881 km2, (1994) 2,65 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Simferopol. Die Krim ist zum größten Teil ein ebenes bis welliges Flachland. Im Süden steigt in drei Stufen das Krimgebirge an und fällt steil zur Südküste (Bäderküste) ab; südlichste und Hauptkette des Krimgebirges ist das Jailagebirge, es erreicht im Roman-Kosch 1 545 m über dem Meeresspiegel. Mit dem Festland ist die Krim durch die schmale Landenge von Perekop verbunden, im Osten verengt sie sich zur Halbinsel Kertsch, im Westen zur Halbinsel Tarchankut. Im Westen und Süden wird sie vom Schwarzen, im Osten vom Asowschen Meer begrenzt; in beiden Meeren wurden nahe der Krim submarine Erdöl- und Erdgaslager entdeckt. - Das Klima ist im Flachland und im Vorgebirge gemäßigt kontinental mit heißen Sommern (Julitemperaturmittel 23 ºC), milden Wintern (Januartemperaturmittel + 1 bis —2 ºC, bei kurzen Kälteeinbrüchen —15 bis —30 ºC) und 250-500 mm Jahresniederschlag. An der Südküste und an der Südflanke des Jailagebirges herrscht mediterran geprägtes Klima mit Mittelmeervegetation. Die wenigen, wasserarmen Flüsse und der Nordkrimkanal werden zur Bewässerung benutzt. Die Nordhänge des Krimgebirges tragen Buchen-, Eichen-, Kiefernwälder, die Hochflächen (»Jaila«) sind waldfrei und dienen als Schafweide.
Von der Bevölkerung waren 1993 61,6 % Russen, 23,6 % Ukrainer und 9,6 % Krimtataren. Auf der Krim wohnen auch Armenier, Griechen, Bulgaren und Deutsche (Ansiedlung zahlreicher deutscher Vertriebener).
Das Flachland des Norden ist meist kultivierte Steppe mit Weizen-, Sonnenblumen-, Gemüse- und Futterpflanzenanbau, im Vorgebirge v. a. Obst-, Wein- und Tabakbau. Für die Südküste der Krim (mediterrane Vegetation) sind Garten-, Wein- und Tabakbau sowie die Rosenzucht (zur Rosenölgewinnung) charakteristisch. Am Fuße des Jailagebirges liegen die Schwarzmeerkurorte Jalta, Aluschta, Alupka, Gursuf, Jewpatorija u. a. Auf der Halbinsel Kertsch Eisenerzabbau und Erdölgewinnung. Neben umfangreicher Lebensmittelindustrie (besonders Weinkellereien und Fischverarbeitung) entwickelten sich Eisenmetallurgie, Maschinen- und Schiffbau (mit erheblicher Ausrichtung auf die Rüstungsindustrie) und die chemische Industrie. Größte Städte sind Simferopol, Sewastopol und Kertsch, Haupthafen ist Sewastopol (Standort der Schwarzmeerflotte).
Bis zum 8. Jahrhundert v. Chr. war die Krim (Taurische oder Skythische Chersones) von den Kimmeriern bewohnt, denen nomadische Skythen folgten. Im 6. Jahrhundert v. Chr. gründeten Griechen hier Kolonien (u. a. Pantikapaion, Kertsch; Theodosia, Feodossija), die sich um 480 v. Chr. zum Bosporanischen Reich vereinten. Im 1. Jahrhundert v. Chr. gehörte die Krim vorübergehend zum Pontischen Reich, geriet nach 63 v. Chr. in Abhängigkeit vom Römischen Reich und wurde im 4. Jahrhundert n. Chr. von Goten, danach von Hunnen, Chasaren, Kumanen und 1239 von Mongolen (Goldene Horde) erobert. Die Küste stand jedoch vom 6. bis 13. Jahrhundert unter byzantinische, seit 1261/66 unter genuesischer Kontrolle. 1443 entstand auf der Krim ein formal selbstständiges Khanat der Krimtataren (Dynastie der Girai), das 1475 die Oberhoheit des Osmanischen Reiches anerkennen musste. Nach dem Türkenkrieg Russlands (1768-74) wurde es im Frieden von Kütschük Kainardschi (1774) für unabhängig erklärt, aber schon 1783 unter Katharina II. von Russland annektiert, der letzte Khan Schahin Girai abgesetzt. 1854-55 war die Krim Schauplatz des Krimkrieges; nach der deutschen Besetzung (April bis November 1918) diente sie im russischen Bürgerkrieg (1918-21) »weißen« Armeen (unter den Generälen A. I. Denikin und P. N. Wrangel) als Operationsbasis und Rückzugsgebiet. 1921 wurde sie eine ASSR innerhalb der RSFSR. Im Zweiten Weltkrieg 1941-44 war die Krim erneut von deutschen Truppen besetzt; nach der sowjetischen Rückeroberung wurden die Krimtataren 1944 unter dem Vorwurf der Kollaboration mit den Deutschen nach Zentralasien deportiert, die ASSR wurde 1945 aufgelöst und in das Gebiet (Oblast) Krim innerhalb der RSFSR umgewandelt. 1954 erfolgte die Angliederung der Krim an die Ukrainische SSR. Nach der Rehabilitierung der Krimtataren (1967) erhielten diese erst 1989 die Erlaubnis zur Rückkehr. Nach Auflösung der Sowjetunion (1991) wurde die Krim zum Streitobjekt zwischen der Ukraine und Russland, dessen Parlament im Mai 1992 die in der Amtszeit N. S. Chruschtschows erfolgte Übertragung der Halbinsel an die Ukraine für unrechtmäßig erklärte. Dabei vermischten sich territoriale Fragen mit dem Problem der Aufteilung der sowjetischen Schwarzmeerflotte, die ihre Hauptbasis auf der Krim, in Sewastopol, hat. Die Unabhängigkeitserklärung der Krim vom 5. 5. 1992 wurde unter dem Druck der Ukraine am 21. 5. zurückgenommen; am 30. 6. 1992 billigte das ukrainische Parlament ein Gesetz, das der Republik Krim weitgehende Autonomie gewährte. Bei den von der Ukraine für ungültig erklärten Präsidentschaftswahlen im Januar 1994 wurde der für einen Anschluss der Krim an Russland eintretende Vorsitzende des Blocks »Rossija« (deutsch »Russland«), Jurij Meschkow, mit 72,9 % der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Am 17. 3. 1995 hob das ukrainische Parlament die 1992 verabschiedete Verfassung der Krim auf und schaffte das Amt des dortigen Präsidenten ab. Im April 1995 unterstellte der ukrainische Staatspräsident L. Kutschma per Dekret die Krim-Reg. seiner direkten Kontrolle (Ernennung des Ministerpräsidenten und der Regierung der Krim von seiner Zustimmung abhängig). Am 1. 11. 1995 verabschiedete das Parlament der Krim eine neue Verfassung für die Halbinsel, wonach diese eine »Autonome Republik und integraler Bestandteil der Ukraine« ist (am 4. 4. 1996 vom ukrainischen Parlament bestätigt).
A. L. Jakobson: Krym v srednie veka (Moskau 1973).
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Universal-Lexikon. 2012.