Leberentzündung
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He|pa|ti|tis, die; -, …titiden (Med.):
Leberentzündung.
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Hepatitis
die, -/...'tiden, Leberentzündung, herdförmig oder diffus auftretende Entzündung der Leber mit nachfolgender Leberzellschädigung. Sie kann durch Viren, Bakterien, Protozoen, Parasiten, Lebergifte, auch Alkohol und Arzneimittel verursacht werden und ist mit Gelbsucht verbunden.
Häufigste Erkrankung ist die über die ganze Erde verbreitete, in vielen Ländern (auch in Deutschland) meldepflichtige Virushepatitis. Erreger dieser diffusen Entzündung sind die Hepatitisviren. In Abhängigkeit vom Erregertyp werden verschiedene Formen unterschieden.
Die Hepatitis A wird durch das Hepatitis-A-Virus hervorgerufen und ist eine akute Hepatitis. Die mit dem Stuhl ausgeschiedenen Viren werden über den Mund (oral) infolge einer Schmier- oder Schmutzinfektion oder über verunreinigte Lebensmittel (auch Trinkwasser) aufgenommen. Nach einer Inkubationszeit von 15 bis 50 Tagen kommt es zur Erkrankung, die in Form einer ikterischen Hepatitis (mit Gelbsucht), einer anikterischen Hepatitis (ohne Gelbsucht) oder klinisch stumm (ohne Symptome) verläuft. Sie heilt meist aus und hinterlässt dann in der Regel lebenslange Immunität gegen diesen Erregertyp. Heute gehört Hepatitis A zu den häufigsten Reisekrankheiten mit schweren Verläufen im Erwachsenenalter. Seit einigen Jahren ist eine aktive Schutzimpfung mit dauerhaftem Schutz für 5-10 Jahre möglich. Der Impfstoff besteht aus in Gewebekultur gezüchteten inaktivierten Hepatitis-A-Viren.
Die Hepatitis B wird u. a. durch Einbringung des in Blut, Speichel u. a. Körperflüssigkeiten enthaltenen Erregers in die Blutbahn übertragen, z. B. durch Verletzungen bei Angehörigen von Heilberufen, verunreinigte Spritzen (bei Drogenabhängigen), auch beim Geschlechtsverkehr. Die Inkubationszeit beträgt 50-180 Tage. Die oft schwere akute Hepatitis kann in eine chronische Hepatitis B mit chronischem Virusträgerstatus übergehen, die im Leberversagen enden kann. Ein Zusammenhang mit dem Auftreten von Leberzellkarzinomen wird vermutet. Die aktive Schutzimpfung (mit einem Impfstoff, der das in Hefezellen gentechnologisch hergestellte Hepatitis-B-Virus-Oberflächenantigen enthält) führt zu einem langfristigen Schutz.
Der Erreger der Hepatitis C (früher Non-A-Non-B-Hepatitis), das Hepatitis-C-Virus, wurde 1989 als Haupterreger der Posttransfusionshepatitis entdeckt. Nach Einführung der Testung der Blutspender wurde die Übertragung durch Blutprodukte weitgehend zurückgedrängt. Risikogruppen sind heute Drogenabhängige und Angehörige von Heilberufen. In der Hälfte der Fälle ist der Übertragungsweg unbekannt. Die Inkubationszeit beträgt 14-180 Tage. Mindestens 13 unterschiedliche Hepatitis-C-Virustypen sind bekannt. Die Viren führen häufig zu chronischer Hepatitis C mit rasch fortschreitendem Verlauf. Eine Schutzimpfung ist noch nicht möglich.
Die Hepatitis D wird durch einen virusähnlichen Erreger (Viroid) hervorgerufen. Dieser bedarf einer Koinfektion mit dem Hepatitis-B-Virus und führt zu schweren Verlaufsformen der Hepatitis B. Eine Schutzimpfung gegen Hepatitis B schützt auch gegen Hepatitis D.
Die Hepatitis E tritt akut auf und wird durch das Hepatitisvirus E hervorgerufen. Sie kommt nur in Teilen Asiens, Afrikas und Mittelamerikas vor.
Die Symptome einer akuten Virushepatitis bestehen zunächst in Müdigkeit, Leistungsschwäche, Druck im rechten Oberbauch, Leberschwellung, teils rheumaähnliche Gelenk- und Gliederschmerzen, auch mäßigem Fieber, dann in Übelkeit, Verdauungsstörungen. Bei anschließendem Auftreten einer Gelbsucht, die meist nach 2-6 Wochen wieder abklingt, entfärbt sich der Stuhl, der Harn wird dunkelbraun gefärbt. Bei weniger als 1 % der Fälle ist der Verlauf tödlich (akute Lebernekrose mit Leberkoma). Etwa 10-15 % der Hepatitis B, C und D gehen in ein chronisches Stadium über, das ausheilen oder zu einer Leberzirrhose führen kann.
Die Diagnose einer Virushepatitis wird durch Blutuntersuchungen gestellt, die erhöhte Werte von Leberenzymen (z. B. Transaminasen) sowie Veränderungen des Gehalts an Eisen, Proteinen oder Gerinnungsfaktoren anzeigen, zusätzlich durch Harn- und Stuhlproben. Spezifisch für die einzelnen Erreger ist der Nachweis von Antikörpern gegen Virusbestandteile sowie des Virusgenoms.
Die chronische Hepatitis ist durch Leberpunktion mit anschließender feingewebliche Untersuchung feststellbar. Eine besondere Form der chronischen Hepatitis ist die autoimmune Hepatitis, eine Autoaggressionskrankheit, die überwiegend Frauen befällt. Auch bei Gallestauung (cholestatische Hepatitis) oder durch bestimmte Arzneimittel (arzneimittelinduzierte Hepatitis) kann es (selten) zu einer Hepatitis kommen.
Die allgemeine Behandlung besteht in Bettruhe, kohlenhydrat- und vitaminreicher sowie fettarmer Diät, Verzicht auf alkoholische Getränke für mindestens ein Jahr. Bei chronischer Hepatitis B und C sind α-Interferone wirksam, die Kombination mit Virostatika (z. B. Famciclovir, Ribavarin) wird erprobt. Bei akutem Leberversagen und Endstadien der Leberzirrhose ist die Lebertransplantation die einzige Behandlungsmöglichkeit. Zur Verhütung einer weiteren Ausbreitung der Hepatitis ist die Isolierung der Patienten und die Einhaltung strenger Hygiene erforderlich (Desinfektion der Wäsche und der Ausscheidungen).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Leber: Stoffwechsel, Gallenfarbstoff, Erkrankungen
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Universal-Lexikon. 2012.