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New Wave
New Wave 〈[ nju: wɛıv] f.; - -; unz.; Mus.〉 Stilrichtung der Pop- u. Rockmusik in den 80er-Jahren ● Blondie war eine Rockband der \New Wave [engl., „neue Welle“]

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New Wave ['nju: 'weɪv ], der; - - [engl., eigtl. = neue Welle]:
(Mitte der 70er-Jahre in den USA aufgekommene) Richtung in der Rockmusik, die durch einfachere Formen (z. B. in der Instrumentierung, im Arrangement), durch Verzicht auf Perfektion u. durch zeitgemäße Texte gekennzeichnet ist.

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New Wave
 
[englisch/amerikanisch, nju: weɪv; wörtlich »neue Welle«], Mitte der Siebzigerjahre zunächst in den USA aufgekommener Begriff für eine sich damals weitgehend außerhalb des offiziellen Musikgeschäfts anbahnende ästhetische und ideologische Neubewertung der Rockmusik, die so etwas wie das amerikanische Gegenstück zum wenig später für Publizität sorgenden britischen Punkrock darstellte. Als dieser dann ab 1977 von der Musikindustrie aufgegriffen wurde und ebenso wie auch die amerikanischen New-Wave-Bands in den internationalen Vermarktungszusammenhang geriet, setzte sich die neutralere amerikanische Bezeichnung allgemein durch, und aus New Wave wurde ein Sammelbegriff, der mehr oder weniger alles das umfasste, was sich von dem herkömmlichen Rockverständnis abhob, wie es bis Mitte der Siebzigerjahre der Entwicklung dieser Musik und vor allem den Aktivitäten der Musikindustrie zugrunde lag. So unterschiedlich die musikalischen Ansätze im Einzelnen auch waren, in ihren ideologischen und ästhetischen Implikationen besaßen sie durchaus Gemeinsamkeiten. In jedem Fall ging es darum, Rockmusik von dem mit den Experimenten des Artrock und Electronic Rock so wie der Theatralik des Glitter-Rock zum Selbstzweck gewordenen artistischen Ballast zu befreien, diese Musik wieder auf ihre sozialen Grundfunktionen zurückzuführen, sie wieder zum Spiegel des Lebensgefühls Jugendlicher werden zu lassen. Verbunden war das mit einer Ästhetik des Minimalismus, die anstelle der Zelebration von Technik und handwerklicher Artistik, der Gigantomanie der »Supergruppen«, nicht selten geradezu simple musikalische Grundmuster treten ließ, die dafür aber in den ursprünglichen Funktionszusammenhang des Rock, ein Kommunikationsmittel Jugendlicher zu sein, zurück vermittelten. Dahinter stand eine neue Generation von Musikern wie Publikum, die sich hier auf ihre Weise, mit ihren sozialen Erfahrungen und ohne Rücksicht darauf, was ein zur Industrie gewordener Verwertungszusammenhang an Normen setzte, Rockmusik als Ausdrucksmittel zu Eigen machte. Am konsequentesten war darin zweifellos der britische Punkrock, der dann mit seinen als Postpunk bezeichneten Folgeerscheinungen auch zu einem zentralen Bestandteil der New Wave geworden ist.
 
Die in den USA unter dem Signum New Wave schon etwas früher einsetzende Entwicklung vollzog sich allerdings in einem gänzlich anderen Kontext, was sich zunächst auch in einer entsprechend unterschiedlichen musikalischen Erscheinungsform niederschlug. Während der Punkrock in Großbritannien durch das proletarische Milieu, Jugendarbeitslosigkeit und die Kultur der Straße geprägt war, stand hinter der Entwicklung in den USA der künstlerische und intellektuelle Underground New Yorks, der sich aus Bohemiens, Kunststudenten, Journalisten und Aussteigern verschiedenster Couleurs zusammensetzte. Aus ihnen rekrutierten sich die Fan-Cliquen von Gruppen wie Blondie, Television, Ramones, Talking Heads oder der Sängerin Patti Smith (* 1946), die mit einem stilisierten Rückgriff auf die Rock- und Popmusik-Tradition der frühen Sechzigerjahre mit einer ins Absurde zielenden Umkehrung der herkömmlichen Wertvorstellungen einer ästhetischen Neubewertung der Rockmusik den Weg ebneten. Was im britischen Punkrock dann bitterer sozialer Ernst wurde, folgte hier eher einem ästhetischen Kalkül, das darauf hinauslief, dem Gefühl der Entfremdung, der Frustration und sozialen Deklassierung ein unmittelbares musikalisches Abbild zu geben. Rockmusik als musikalisches Seismogramm sozialer Befindlichkeit, als eine in Musik geronnene Ausstellung menschlicher Deformationen in einer als zerstörerisch begriffenen Gesellschaft — das wurde zum Kennzeichen der New Wave, weniger ein bestimmtes stilistisches Modell des Musizierens, auch wenn ein Revival des britischen Mersey-Beat (Beat), eine Renaissance der sinnlichen Unmittelbarkeit des Rock 'n' Roll, der selbstbewussten Unbekümmertheit der amerikanischen Garage-Bands nicht zu überhören waren. Doch sind das nur zumindest anfänglich dominante Momente in einem sich ständig verbreiternden ästhetisch-stilistischen Spektrum.
 
Zunächst war es der britische Punkrock, der als Zeichen einer Neuorientierung der Rockmusik für internationales Aufsehen sorgte, erst einhellig abgelehnt, dann heftig umstritten und schließlich zum Inbegriff der New Wave gemacht wurde; mit ihm sein ursprüngliches musikalisches Umfeld, der Pub-Rock. Auch die amerikanischen Bands fanden zuerst in England ein breiteres Publikum. Britische Gruppen wie The Clash, vor allem mit ihrer LP »London Calling« (1979) und dem zwei Jahre später veröffentlichten Dreifach-Album »Sandinista« (1981), Jam mit der LP »Setting Sons« (1979), Boomtown Rats mit »The Fine Art of Surfacing« (1979) oder Siouxsie & The Banshees mit ihrem Album »Join Hands« (1979) waren es dann auch, die Ende der Siebzigerjahre mit ihrem musikalischen Profil New Wave als Konzept international durchsetzten und der weiteren Entwicklung die Richtung wiesen, die aus der parallel zum Punkrock in England um sich greifenden Reggae-Welle (Reggae) ein an diesem orientiertes Rhythmuskonzept einbrachten. Devo, Mink DeVille, Pere Ubu und die schon erwähnten Talking Heads stehen zu diesem Zeitpunkt für den amerikanischen Teil der New Wave. Allerdings sind hier unter der Kategorie New Wave die ursprünglich einmal in England und den USA relativ unabhängig voneinander verlaufenden Entwicklungen inzwischen wieder in die Strukturen des Musikmarktes eingepasst und so in ihrer Eigenständigkeit weitgehend aufgehoben worden. New Wave definierte sich nunmehr als Verkaufskonzept, bei dem es unerheblich war, aus welchen sozialen und nationalen Zusammenhängen die Gruppen eigentlich kamen. Andererseits führte wiederum gerade das dazu, dass im Zusammenhang mit der New Wave erstmals auch nationale Formen der Rockmusik außerhalb ihrer klassischen Ursprungsländer England und USA stimuliert wurden, eine ungeheure Menge neuer und junger Gruppen die Öffentlichkeit suchte, sich damit wieder lokal Musikszenen ausbildeten, die durch Liveauftritte und die Aktivitäten kleiner und unabhängiger Label (Indies) gekennzeichnet waren.
 
New Wave bedeutete auch eine weitreichende Dezentralisation der Produktion und des Vertriebs von Rockmusik und war als Verkaufskonzept auf dem internationalen Musikmarkt nur mit der Unverbrauchtheit und Unbekümmertheit immer wieder neuer Bands so aufrechtzuerhalten. Obwohl sich beispielsweise mit Elvis Costello (* 1955), Ian Dury (* 1942), Blondie, Talking Heads, Clash, Police oder Dire Straits einzelne Repräsentanten der New Wave auf längere Sicht kommerziell stabilisierten, blieben doch das kometenhafte Auftauchen neuer junger Bands, die ständige Verbreiterung des musikalischen Spektrums, verbunden mit den unterschiedlichsten Revival-Bewegungen (Revival) — des Mersey-Beat, des Ska, der Popmusik der Fünfzigerjahre, der Gitarren-Gruppen der frühen Sechzigerjahre —, die unermüdlichen Aktivitäten unabhängiger Kleinlabels und die in unübersehbarer Zahl auf die lokale Musikszene drängenden neu gegründeten Bands das herausragende Kennzeichen der New Wave.
 
Siehe auch: Neue Deutsche Welle.

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New Wave ['nju: 'weɪv], der; - - [engl., eigtl. = neue Welle]: (Mitte der 70er-Jahre in den USA aufgekommene) Richtung in der Rockmusik, die durch einfachere Formen (z. B. in der Instrumentierung, im Arrangement), durch Verzicht auf Perfektion u. durch zeitgemäße Texte gekennzeichnet ist.

Universal-Lexikon. 2012.