Gọldschmidt,
1) Adolph, Kunsthistoriker, * Hamburg 15. 1. 1863, ✝ Basel 5. 1. 1944; wurde 1904 Professor in Halle, 1912 Nachfolger H. Wölfflins in Berlin. 1939 emigrierte er nach Basel. Goldschmidt verfasste grundlegende Werke v. a. über karolingische und ottonische Buchmalerei sowie über Elfenbeinskulpturen; vertrat eine streng stilkritische Methode, die für einen großen Schülerkreis von bestimmendem Einfluss war.
Werke: Die Elfenbeinskulpturen aus der Zeit der karolingischen und sächsischen Kaiser 8.-11. Jahrhundert, 3 Bände (1914-18); Die deutsche Buchmalerei, 2 Bände (1928); Die byzantinischen Elfenbeinskulpturen des 10.-13. Jahrhundert, 2 Bände (1930, mit K. Weitzmann).
2) Georges-Arthur, deutsch-französischer Schriftsteller, * Reinbek 1928; aus großbürgerlicher jüdischer Familie, 1938 Flucht nach Frankreich, erlebte die Zeit der deutschen Besetzung in einem Internat; Studium in Paris, dann Lehrer für deutsche Sprache, Kulturjournalist und -essayist sowie Übersetzer (u. a. Goethe, F. Nietzsche, A. Stifter, F. Kafka, P. Handke). Goldschmidt schreibt in deutscher und französischer Sprache. In erzählenden Werken und autobiographischen Schriften verarbeitet er immer wieder Flucht und Exil als Erfahrung der Trennung.
Autobiographisches: Un jardin en Allemagne (1986; deutsch Ein Garten in Deutschland); La forêt interrompue (1991; deutsch Der unterbrochene Wald).
3) Hans, eigentlich Johann Wilhelm Goldschmidt, Chemiker, * Berlin 18. 1. 1861, ✝ Baden-Baden 25. 5. 1923; war 1888-1918 in der väterlichen Firma (T. Goldschmidt AG, chemische Fabriken) in Essen tätig, 1897-1918 auch Leiter der Thermitgesellschaft ebenda; er erfand das aluminothermische Verfahren zur Darstellung reiner Metalle (Aluminothermie) und das Thermitschweißverfahren. Mit seinem Bruder Karl (* 1857, ✝ 1926) entwickelte er ein Verfahren zur elektrolytischen Entzinnung von Weißblechabfällen.
4) Henriette, geborene Benas, Pädagogin, * Krotoschin 23. 11. 1825, ✝ Leipzig 30. 1. 1920; setzte sich als Vertreterin der Frauenbewegung besonders für Fröbelkindergärten, Kindergärtnerinnenausbildung und Frauenbildung ein; gründete 1878 in Leipzig ein »Lyceum für Damen« (um Mitarbeiterinnen für ihre Kindergärten zu gewinnen), 1911-21 die »Hochschule für Frauen« (v. a. sozialpädagogische Berufsausbildung); veröffentlichte Aufsätze v. a. in der Zeitschrift »Neue Bahnen« (1866 ff.) des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, den sie 1865 mit begründet hatte.
5) Herrmann, Maler und Amateurastronom, * Frankfurt am Main 17. 6. 1802, ✝ Fontainebleau 30. 8. 1866; ließ sich als Historienmaler in Paris nieder, machte sich hier aber ab 1847 besonders durch seine astronomischen Studien einen Namen. Goldschmidt entdeckte 14 Planetoiden und beobachtete v. a. Kometen und veränderliche Sterne.
6) ['gɔlsmed], Meir Aron, dänischer Schriftsteller, * Vordingborg (Seeland) 26. 10. 1819, ✝ Kopenhagen 15. 8. 1887; war 1840-46 Herausgeber der politisch-satirischen Zeitschrift »Corsaren«, in der u. a. auch S. Kierkegaard karikiert und verspottet wurde. Seine Romane, »En Jøde« (1845; deutsch »Ein Jude«), »Hjemløs« (3 Bände, 1853-57; deutsch »Heimatlos«), »Ravnen« (1867; deutsch »Der Rabe«), lassen realistische Züge erkennen sowie die Entwicklung vom kritischen hin zum psychologisch-philosophischen Aspekt.
M. Brønsted: M. G. (Kopenhagen 1965);
M. Brønsted: G.s fortællekunst (ebd. 1967).
7) Richard, amerikanischer Zoologe deutscher Herkunft, * Frankfurt am Main 12. 4. 1878, ✝ Berkeley (Calif.) 25. 4. 1958; seit 1921 Direktor am Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie in Berlin; 1935 Emigration, seit 1936 Professor für Genetik und Zytologie an der University of California in Berkeley; grundlegende Arbeiten zur Genphysiologie und über genetisch-entwicklungsphysiologische Probleme der Evolution. Goldschmidt entwickelte eine allgemeine Theorie der Geschlechtsbestimmung.
Werke: Mechanismus und Physiologie der Geschlechtsbestimmung (1920); Physiological genetics (1938); Theoretical genetics (1955; deutsch Theoretische Genetik).
8) Stefan, Chemiker, * Nürnberg 26. 3. 1889, ✝ München 20. 12. 1971; war 1923-36 Professor für organische Chemie an der TH Karlsruhe; wurde aufgrund der Nürnberger Gesetze entlassen und war bis 1947 in der niederländischen pharmazeutischen Industrie tätig; seit 1947 Professor an der TH München; arbeitete u. a. auf den Gebieten der Stereochemie, der freien organischen Radikale, der Peptidsynthese, der Synthese des Vitamins C und der Elektrolyse in nichtwässrigen Medien.
9) Victor Mordechai, Mineraloge und Kristallograph, * Mainz 10. 2. 1852, ✝ Salzburg 8. 5. 1933, Onkel von 10); ab 1893 Professor in Heidelberg. Goldschmidt arbeitete v. a. auf dem Gebiet der Kristallmessung und -berechnung, führte u. a. das zweikreisige Reflexionsgoniometer ein; untersuchte daneben den molekularen Aufbau fester Körper sowie die Wirkungsweise molekularer Kräfte; gab u. a. einen »Atlas der Krystallformen« (1913-23, 9 Bände) heraus.
10) Victor Moritz, Mineraloge und Geochemiker, * Zürich 27. 1. 1888, ✝ Vestre Aker (bei Oslo) 20. 3. 1947, Neffe von 9); Professor in Oslo (1914-28, 1936-41), Göttingen (1929-35) und Aberdeen; arbeitete über Atom- und Ionenradien und ihre Bedeutung für die Mischkristallbildung, über das geochemische Verteilungsgesetz der Elemente und den Aufbau der Erde; Begründer der modernen Geochemie.
Universal-Lexikon. 2012.