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Mafia
Syndikat; Camorra; Cosa Nostra

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Ma|fia ['mafi̯a], die; -, -s, Maffia:
1. erpresserische Geheimorganisation:
die Mafia kassierte die sogenannten Schutzgelder.
2. <mit Attribut> (ugs. abwertend) einflussreiche Personengruppe:
eine Mafia von Literaturkritikern.

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Mạ|fia 〈f.; -; unz.〉 oV Maffia
1. terrorist. sizilian. Geheimbund
2. 〈allg.〉 erpresserische Organisation
[ital., zu mafia „Kühnheit, Prahlerei“, vermutl. <arab. mahyah „Prahlerei“]

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Mạ|fia , (selten:) Maffia , die; -, -s [ital. maf(f)ia = erpresserischer sizilianischer Geheimbund, eigtl. = Überheblichkeit]:
erpresserische Geheimorganisation:
einer M. angehören;
die Bauindustrie dieses Gebietes wird von der M. kontrolliert.

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I
Mạfia
 
[italienisch, eigentlich »Überheblichkeit«, »Anmaßung«] die, -/-s, Eigenbezeichnung »Onorata Società«, deutsch »Ehrenwerte Gesellschaft«, kriminelle Macht in Sizilien, ähnlich der kalabrisch »n'drangheta« und der neapolitanischen »Camorra«, Teil der organisierten Kriminalität. Die Mafia entstand als Gegengewicht zur staatlichen Macht. Um ihren Einfluss zu mehren, bildeten die Träger dieser Gegenmacht, die Mafiosi, immer stärker kriminelle Verhaltensweisen aus. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts sammelten örtliche Grundbesitzer im Nordwesten Siziliens straff organisierte, bewaffnete Gefolgschaften als Instrument zur Behauptung ihres - formell aufgehobenen - feudalen Einflusses; sie trafen auf wenig Widerstand der Regierung in Neapel. Diese unideologischen, familienähnlich strukturierten Gruppen dehnten sich im späten 19. Jahrhundert in die Hafen- und Marktstädte und den Osten Siziliens aus. Mit illegaler Gewalt etablierten sie das parasitäre System der Schutzgelderpressung. Nach Gründung des italienischen Einheitsstaates (1860) entwickelte sich die Mafia zu einer kriminellen Subkultur mit eigenen Normen und Werten (z. B. »Omertà«, deutsch »Schweigen«; »Vendetta«, deutsch »Rache«), die von den örtlichen Vertretern der Staatsmacht geduldet wurde. - Mit der italienischen Einwanderung im 19. Jahrhundert nach den USA gekommen, bildete die Mafia (hier auch »Cosa Nostra«, »The Syndicate«) seit etwa 1920 einen Kern der dortigen Verbrecherwelt. Zu ihrem Aufblühen trug die totale Alkoholprohibition seit 1919 bei, Betätigungsfelder der amerikanischen Mafia waren v. a. Alkoholschmuggel, Rauschgifthandel, Prostitution in Callgirlringen, Wett- und Glücksspiele sowie finanzielle Erpressungen aller Art (»racketeering«). Ihre Mitglieder erlangten zunehmend auch Einfluss in legalen Organisationen. Innerhalb der Mafia fanden und finden oft blutige Auseinandersetzungen statt (Al Capone in Chicago, Charles »Lucky« Luciano und Vito Genovese in New York). - In Italien schien Mussolini seit 1926 die Mafia zurückdrängen zu können. Seit 1943 förderte aber die amerikanische Besetzung Siziliens wieder die Intensivierung und Modernisierung ihrer Strukturen; seitdem stützt sich die Mafia verstärkt auf internationalen Drogen- und Waffenschmuggel und auf die Korruption bei der Vergabe öffentlicher Aufträge; ihre rein gewaschenen Gewinne legt sie in Aktien und Immobilien sowie in gewerblichen Unternehmen an. Sie verlagerte ihre Aktivitäten stärker auf die Großstädte und glich sich den amerikanischen Vorbildern an. Aufgrund der Kronzeugenregelung des 1982 verabschiedeten Anti-Mafia-Gesetzes (entworfen von dem 1982 von der Mafia ermordeten kommunistischen Abgeordneten P. La Torre) konnten im Mafiaprozess von Palermo 1986/87 erstmals führende Mafiosi verurteilt werden.
 
Zu Beginn der 90er-Jahre nahmen die Verbrechen mafioser Vereinigungen in Italien (mit Verzweigungen u. a. nach Deutschland) erneut stark zu. Im Mai 1992 wurde der Richter Giovanni Falcone (* 1939), die Symbolfigur im Kampf gegen die Mafia, mit seiner Frau und drei Leibwächtern ermordet. Gestützt auf ein am 6. 8. 1992 verabschiedetes Anti-Mafiagesetz, gelangen den italienischen Sicherheitsorganen danach größere Erfolge (u. a. Verurteilung der Mörder Falcones 1997). In den letzten Jahren galt die Aufmerksamkeit vermehrt der politischen Korruption, die mit den Aktivitäten der Mafia zusammenhängt (Italien, Geschichte).
 
Die gelegentliche Übertragung des Begriffs »Mafia« auf die neuerdings in Deutschland mit hohem Gewaltpotenzial tätigen Gruppen, die durch gemeinsame Herkunft und meist illegale Zuwanderung zusammengehalten werden, ist ungenau, da es sich hierbei um andere Erscheinungsformen der organisierten Kriminalität handelt.
 
Literatur:
 
A. Blok: Die M. in einem sizilian. Dorf, 1860-1960 (a. d. Engl., 1981);
 W. Raith: Die ehrenwerte Firma (1983);
 L. Galluzzo: Das gebrochene Schweigen (a. d. Ital., Wien 1985);
 N. Dalla Chiesa: Der Palazzo u. die M. (a. d. Ital., 1985);
 P. Arlacchi: Mafiose Ethik u. der Geist des Kapitalismus. Die unternehmerische M. (a. d. Ital., 1989);
 H. Hess: M. Ursprung, Macht u. Mythos (Neuausg. 1993);
 W. Raith: Das neue M.-Kartell (1994).
 
II
Mafia,
 
Koralleninsel vor der Mündung des Rufuji im Indischen Ozean, Tansania, 435 km2, 23 000 Einwohner; Hauptort: Kilindoni (Flughafen). Kopraerzeugung, Kalkgewinnung, Fischerei. - Reste einer arabisch-persischen Handelsstadt des 12./13. Jahrhunderts.
 

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Mạ|fia, (auch:) Maffia, die; -, -s [ital. maf(f)ia = erpresserischer sizilianischer Geheimbund, eigtl. = Überheblichkeit]: erpresserische Geheimorganisation: einer M. angehören; die Bauindustrie dieses Gebietes wird von der M. kontrolliert; Ü Wenn ... Axel von Ambesser etwa wider die „M. der intellektuellen Quatschköpfe“ poltert und Klassiker so auf der Bühne sehen möchte, „wie der Dichter sie geschrieben hat“ (Spiegel 35, 1983, 199).

Universal-Lexikon. 2012.