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Zell
I
Zẹll,
 
Name von geographischen Objekten:
 
 1) Zẹll am Main, Markt-Gemeinde im Landkreis Würzburg, Bayern, 177 m über dem Meeresspiegel 3 800 Einwohner.
 
Stadtbild:
 
Ehemaliges Doppelkloster: Prämonstratenserinnen in Unterzell (Kirche 1609 ff.), Prämonstratenser in Oberzell (romanische Basilika, 12. Jahrhundert, im 17./18. Jahrhundert barockisiert, reiche Westfassade, 1696); spätbarocker Abteiflügel 1744 ff. von J. B. Neumann mit doppelläufigem Treppenhaus (nach seinen Plänen 1760 vollendet).
 
 
 2) Zẹll am Hạrmersbach, Stadt im Ortenaukreis, Baden-Württemberg, 230 m über dem Meeresspiegel, im mittleren Schwarzwald, 7 800 Einwohner; Metallverarbeitung, Keramikherstellung.
 
Stadtbild:
 
Wallfahrtskirche Maria zur Ketten (15.-18. Jahrhundert; 1911 erweitert); Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung mit »Storchenturm«.
 
Geschichte:
 
Zell wurde 1139 erstmals erwähnt und erhielt in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts Stadtrecht. 1803 kam die Stadt an Baden. Das 1934 verlorene Stadtrecht wurde 1949 neu verliehen.
 
 
 3) Zẹll am See, Bezirkshauptstadt und Hauptort des Pinzgaus in Salzburg, Österreich, 757 m über dem Meeresspiegel, 9 800 Einwohner; am Westufer des Zeller Sees (4,3 km2, bis 68 m tief, künstlicher Abfluss zur Salzach) gelegen; Heimatmuseum; reger Fremdenverkehr, Seilbahnen auf die Schmittenhöhe (Aussichtspunkt und Wintersportgebiet).
 
Geschichte:
 
Um ein 743 erstmals erwähntes kleines Kloster entstand die heutige Ortschaft, die seit 1357 als Markt bezeugt ist. 1928 wurde Zell, das bis 1810 Zell im Pinzgau hieß, Stadt.
 
 
 4) Zell am See, Bezeichnung im Bundesland Salzburg, Österreich, 2 641 km2, 83 700 Einwohner; entspricht dem Pinzgau.
 
 5) Zẹll am Zịller, Markt-Gemeinde in Tirol, Österreich, 575 m über dem Meeresspiegel, an der Einmündung des Gerlostales ins Zillertal, 2 100 Einwohner; Bundesfachschule für Fremdenverkehrsberufe; Maschinen- und Gerätebau, Brauerei; Viehmarkt; Sommerfrische und Wintersportplatz (u. a. Gerlosstein-Seilbahn).
 
 
 6) Zẹll im Wiesental, Stadt im Landkreis Lörrach, Baden-Württemberg, 427 m über dem Meeresspiegel, im südlichen Schwarzwald im Tal der Wiese, 6 600 Einwohner; Maschinen- u. a. Industrie.
 
Geschichte:
 
Zell wurde um 1000 gegründet und 1275 erstmals urkundlich erwähnt. 1805 kam Zell aus habsburgischem Besitz an Baden. 1810 wurde Zell Stadt.
 
 7) Zẹll (Mosel), Stadt im Landkreis Cochem-Zell, Rheinland-Pfalz, 100 m über dem Meeresspiegel, an einer Moselschleife, 4 800 Einwohner; Weinbau und -handel; Kunststoffpresserei.
 
Stadtbild:
 
Frühklassizistische Saalkirche Sankt Peter und Paul (1786-92) mit weißgold gefasster gleichzeitiger Ausstattung; ehemaliges kurfürstliches Schloss, eine spätgotische Zweiflügelanlage (1530-42; heute Hotel). - Im Ortsteil Kaimt Herrenhaus Boos von Waldeck (1551); in Merl ehemaliges Minoritenkloster, in der Kirche (Ende 13. Jahrhundert, Gewölbe 1668) Antwerpener Schnitzaltar (um 1520).
 
Geschichte:
 
Das Gebiet um Zell war bereits zu römischer Zeit besiedelt. Die Ortschaft wurde 1142 erstmals urkundlich als kurtrierischen Besitz erwähnt; seit 1247 Stadtrechte.
 
II
Zẹll,
 
1) Matthäus, Reformator, * Kaysersberg 1477, ✝ Straßburg 8. 1. 1548; seit 1518 Prediger am Straßburger Münster, war Zell seit 1521 der erste reformatorische Prediger und Wegbereiter der Reformation in Straßburg. Der Kirchenpolitik und theologischem Streit abgeneigt, konzentrierte er sich auf die Seelsorge und unterhielt zu allen protestantischen Fraktionen Beziehungen.
 
 2) Ulrich, Buchdrucker, * Hanau 1430, ✝ Köln 1503; Kleriker, erlernte den Buchdruck bei J. Fust und P. Schöffer in Mainz, betrieb danach Kölns erste Buchdruckerei; 1466 erschien sein erster datierter Druck (Johannes Chrysostomos, »Super psalmo L«). Zell brachte insgesamt circa 200 Titel heraus, vorwiegend theologischen Inhalts und in lateinischer Sprache, druckte aber auch klassische (Cicero, Vergil) und humanistische Texte (F. Petrarca, Enea Silvio Piccolomini). Der in der 1499 erschienenen »Kölner Chronik« enthaltene Bericht über die Erfindung der Buchdruckerkunst geht auf Zell zurück.

Universal-Lexikon. 2012.