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Trade Unions
Trade Unions
 
['treɪd 'juːnjənz; englisch, aus trade »Gewerbe« und union »Union«], Bezeichnung für die v. a. in Großbritannien entstandenen Gewerkschaften, im engeren Sinn für deren Dachverband Trades Union Congress (TUC).
 
Geschichte:
 
Vorläufer der Trade Unions entstanden in England seit Ende des 17. Jahrhunderts. Durch die Combination Laws von 1799 und 1800 wurde den Arbeitern verboten, sich zur Regelung von Löhnen und Arbeitsbedingungen zusammenzuschließen. 1824/25 wurden jedoch zahlreiche Gesetze gegen die Koalitionsfreiheit der Arbeiterschaft aufgehoben. Die ersten Trade Unions, zum Teil von den Gedanken R. Owens beeinflusst, bestanden nicht lange; die Amalgamated Society of Engineers (gegründet 1851) war die erste festere gewerkschaftliche Organisation. 1860 schlossen sich die Londoner Trade Unions zu einem ständigen Ausschuss zusammen. 1868 trat in Manchester der erste Gewerkschaftskongress zusammen, der Trades Union Congress, bei dem alle Angelegenheiten besprochen wurden, die die Berufsverbände angingen. In den 1870er-Jahren wurde die rechtliche Stellung der Gewerkschaften wesentlich verbessert; die Trade Unions nahmen ihre heutige Form an, die ersten Industriegewerkschaften wurden gegründet.
 
Trotz heftigen Widerstandes innerhalb der Trade Unions wurde 1891 die »Industrial Relations Bill« über die Reform der Gewerkschaftsordnung und der Arbeitsgesetzgebung verabschiedet. Sie sollte das Verhältnis zwischen den Sozialpartnern verbessern. V. a. sollten Tarifverträge künftig rechtlich verbindlich sein, die Arbeitgeber die Gewerkschaften als Verhandlungspartner anerkennen, »wilde Streiks« für illegal erklärt werden und die Gewerkschaften ihre Statuten bei einer staatlichen Stelle genehmigen und registrieren lassen. Nicht registrierte Gewerkschaften konnten bei wilden Streiks schadenersatzpflichtig gemacht werden.
 
Mit dem »Trade Disputes Act« 1906 wurden die Trade Unions und ihre Mitglieder von der Haftung für Arbeitskampffolgen entbunden. Seit Ende des 19. Jahrhunderts setzten sich die Trade Unions auch für die parlamentarische Vertretung der Arbeiterschaft ein, was schließlich zur Gründung der Labour Party führte. Die enge Verflechtung zwischen dieser und den Trade Unions ist kennzeichnend für die britische Gewerkschaftsbewegung.
 
1917 wurden nach Empfehlungen des Whitley Committee mit unterschiedlichem Erfolg Joint industrial councils (gemeinsame Verhandlungsgremien) und Courts of Arbitration (ständige Schiedsgerichte) eingeführt. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu heftigen Wirtschaftskämpfen und dabei auch zu Auseinandersetzungen innerhalb der Trade Unions. Der verlorene Generalstreik 1926 und die Wirtschaftskrise hemmten lange ihre Aktivität. Im »Trade Unions Act« von 1927 (1946 aufgehoben) wurden Gewerkschaftsrechte eingeschränkt. Im und nach dem Zweiten Weltkrieg gewannen die Trade Unions beträchtlichen Einfluss, v. a. nach der Nationalisierung der Grundstoffindustrien. Trotz eines permanenten Fusionsprozesses bei den Trade Unions ist die Organisationsstruktur der britischen Gewerkschaftsbewegung auch heute noch äußerst heterogen. Nach dem im Juli 1993 erfolgten Zusammenschluss der drei größten Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes zur UNISON repräsentieren die fünf größten Gewerkschaften das Gros der TUC-Mitglider und dominieren die Dachorganisation. Diese Entwicklung und die Umorientierung des TUC in Richtung einer Service- und Dienstleistungsorganisation hat seit einigen Jahren die Frage der Neuorganisation des Verhältnisses von TUC und Einzelgewerkschaften aufgeworfen. Der TUC hat selbst nur begrenzte Funktionen, die ihm von den weitgehend autonomen Einzelgewerkschaften übertragen werden. Es steht den Einzelgewerkschaften frei, die Beschlüsse des TUC anzunehmen. Der vom TUC gewählte Generalsekretär und der Generalrat führen die Geschäfte zwischen den Kongressen und vertreten den TUC nach innen und außen.
 
Gemeinsames Merkmal der Organisationsstruktur der Trade Unions ist im Allgemeinen die Gewerkschaftsgruppe (nach Wohnsitz oder Arbeitsplatz; Distriktorganisation). Oberstes Organ ist die meist einmal jährlich zusammentretende Delegiertenkonferenz. Diese wählt den Exekutivausschuss, den Generalsekretär und Präsidenten der Gewerkschaft. Der Generalsekretär ist für die Geschäftsführung verantwortlich; der Präsident übt häufig nur eine repräsentative ehrenamtliche Funktion aus. Eine besondere Bedeutung kommt den Shop-Stewards zu, deren Einfluss, ebenso wie der der Trade Unions, im Allgemeinen durch Begrenzung der traditionellen Streikrechte, Erschwerung des so genannten Closed Shop, Aufhebung der absoluten gewerkschaftlichen Immunität bei Arbeitskämpfen eingeschränkt wurde. Der Mitglieder-Rückgang in den vergangenen Jahren weist auf einen erheblichen Bedeutungsverlust der britischen Gewerkschaften hin. (Großbritannien und Nordirland, Gewerkschaften)
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Gewerkschaften: Gewerkschaftsbewegungen vor 1914
 

Universal-Lexikon. 2012.