Musik|instrumente,
Geräte zur Erzeugung musikalisch verwendbaren Schalls (Töne, Klänge, Geräusche), im weiteren Sinn wird auch der menschliche Körper zu den Musikinstrumenten gezählt (z. B. beim Singen, Händeklatschen). - Die lückenhafte Überlieferung durch Funde erlaubt es nicht, die Entstehung der Musikinstrumente im Einzelnen zu datieren. Nach der (nicht mehr vorbehaltlos anerkannten) Theorie von C. Sachs besteht diese Reihenfolge: In prähistorischer Zeit entstanden Schlagidiophone, in der Altsteinzeit Schraper und Knochenpfeife, in der Jungsteinzeit Grifflochflöte, einfellige Trommel, Panflöte, Musikbogen, Xylophon, Maultrommel und Rohrblattpfeife, in der Metallzeit Zither und Glocke. Seit der Jungsteinzeit verfügen die Musikinstrumente über wechselnde Tonhöhen. - Über das Instrumentarium der frühen Hochkulturen können schon verhältnismäßig genaue Angaben gemacht werden. Rekonstruierbare Funde, Abbildungen und Schriftzeugnisse lassen für das 3. Jahrtausend v. Chr. in Mesopotamien den Schluss auf den Gebrauch von Harfe, Leier und zweifelliger Trommel zu. Ein Jahrtausend später sind in Ägypten Laute, Becken, Trompete und Doppelrohrblattpfeife bezeugt. Das griechische Instrumentarium im 1. Jahrtausend v. Chr. ist aus dem Vorderen Orient übernommen und brachte an Neuerungen Sackpfeife, Kastagnetten und Hydraulis. Wahrscheinlich über die Etrusker und Kelten gelangten Harfen, Leiern und Hörner ins mittelalterliche Europa; aus dem Orient kamen für die Folgezeit wichtige Musikinstrumente wie Orgel, Psalterium, Fiedel, Rebec, Laute, Schalmei und Trompete. Eine bedeutende Neuerung des Mittelalters war die Einführung von Tasten bei Saiteninstrumenten, wodurch spätestens im 14. Jahrhundert über das Monochord die Frühformen von Klavichord und Cembalo entstanden. In der Renaissance wurde das Instrumentarium stark ausgeweitet; der Tonraum erweiterte sich um zwei Oktaven nach unten, es entstanden viele Instrumentenfamilien (d. h. Bau des gleichen Musikinstruments in Diskant-, Alt-, Tenor- und Basslage). Neue Typen wurden entwickelt, besonders bei den Blasinstrumenten (z. B. Rackett, Sordun, Rausch- und Schreierpfeife, Dulzian, Krummhorn, Pommer, Zink). Aus Fiedel und Rebec entstanden die drei Gruppen der Streichinstrumente, die Liren, Violen und die Violinfamilie. Das 16. Jahrhundert unterschied die akkordfähigen »Fundamentinstrumente« wie Orgel, Cembalo und Laute von den in der Regel einstimmigen »Ornamentinstrumenten« wie Posaune, Flöte und Geige. Im 17./18. Jahrhundert bildete sich das Orchester mit dem Streicherchor als Kern heraus. Bedeutsam waren im 18. Jahrhundert die Entwicklung des Hammerklaviers und die Einführung der temperierten Stimmung. Die allgemeine Technisierung führte im 19. Jahrhundert im Instrumentenbau zur Verbesserung vorhandener Musikinstrumente (z. B. Einführung der ausgereiften Klappenmechanik bei Flöten und Rohrblattinstrumenten, von Ventilen bei Blechblasinstrumenten). Daneben entstanden neue Musikinstrumente wie Saxophon, Harmonium, Mund- und Handharmonika. Neue Klangmöglichkeiten erschlossen im 20. Jahrhundert die Elektrophone.
In der Musikpraxis werden die Musikinstrumente unterschieden nach Saiten-, Blas- und Schlaginstrumenten. In der Instrumentenkunde, die die Musikinstrumente nach der Beschaffenheit des vorrangig schwingenden Teils klassifiziert, gilt, mit gewissen Einschränkungen, die von C. Sachs und E. M. von Hornbostel (1914) im Anschluss an V.-C. Mahillon (1880) aufgestellte Einteilung in folgende fünf Gruppen: 1) Idiophone (Selbstklinger), wie Kastagnetten, Becken, Xylophon, Rasseln, Maultrommel, Glasharmonika; 2) Membranophone (Fellklinger), wie Trommel und Pauke; 3) Chordophone (Saitenklinger), wie Musikbogen, Zither, Harfe, Klavichord, Cembalo, Klavier, Laute, Gitarre, Violine; 4) Aerophone (Luftklinger), wie Trompete, Flöte, Rohrblattinstrumente, Orgel, Harmonium, Mund- und Handharmonika; 5) Elektrophone (elektronische Musikinstrumente), wie Hammondorgel, Ondes Martenot, Trautonium und Synthesizer.
C. Sachs: Real-Lex. der M. (1913, Nachdr. 1979);
C. Sachs: Hb. der M.-Kunde (21930, Nachdr. 1990);
H. H. Dräger: Prinzip einer Systematik der M. (1948);
W. Pape: Instrumenten-Hb. (21976);
M. in Einzeldarst., 2 Bde. (1981-82);
H. Schaub: Die Instrumente im Sinfonieorchester (Bern 1981);
R. Donington: Music and its instruments (London 1982);
K. Geiringer: Instrumente in der Musik des Abendlandes (a. d. Engl., 1982);
H. Kunitz: Instrumenten-Brevier (41982);
L. Vorreiter: Die schönsten M. des Altertums (1983);
Bildwörterbuch M., bearb. v. K. Maersch u. a. (Leipzig 1987);
M. Dickreiter: M. (Neuausg. 1987);
A. Baines: Lex. der M. (a. d. Engl., 1996).
Universal-Lexikon. 2012.