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Himmel
Himmelszelt; Firmament; Sternenzelt; Himmelsphäre; Himmelskugel; Jenseits; Paradies; Garten Eden

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Him|mel ['hɪml̩], der; -s:
1. luftiger, wie eine Halbkugel wirkender Raum über der Erde, zu dem auch der Mond und die Sterne gehören:
ein blauer, wolkenloser Himmel; der Himmel ist bedeckt, trübe, verhangen; der Himmel klärt sich auf, bezieht sich; die Sonne steht hoch am Himmel; so weit der Himmel reicht (so weit man sehen kann, überall).
Syn.: Äther (geh.), Firmament (geh.).
Zus.: Sternenhimmel, Wolkenhimmel.
2. (bes. christl. Rel.) der Hölle oder der Erde als dem Diesseits gegenüberstehender Aufenthalt Gottes (der Engel und der Seligen) /Ggs. Hölle/: der Vater im Himmel; in den Himmel kommen.
Syn.: Reich Gottes.

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Hịm|mel 〈m. 5
1. scheinbare Halbkugel über der Erde mit den Gestirnen; Sy Firmament, 〈geh.〉 Himmelsgewölbe
2. Tragedach, Baldachin (Bett\Himmel, Thron\Himmel)
3. Sitz Gottes, Aufenthaltsort der Verstorbenen, Paradies, Jenseits, Ort der ewigen Seligkeit, (fig.) des Glückes
4. 〈fig.〉 Gott, Schicksal, Vorsehung
● \Himmel, ich habe mein Geld vergessen! ● am Anfang schuf Gott \Himmel und Erde (die ersten Worte der Bibel); \Himmel und Erde, \Himmel und Hölle in Bewegung setzen 〈fig.〉 alles nur Erdenkliche versuchen; es war eine Fügung, ein Geschenk des \Himmels 〈fig.〉; \Himmel und Hölle! (Fluch); \Himmel und Hölle Kinderspiel, bei dem auf einem Bein durch eine aufgezeichnete Figur aus Vierecken u. einem Halbkreis gehüpft werden muss ● der \Himmel bewahre mich davor; der \Himmel bewölkt, bezieht sich; gebe es der \Himmel! möge es so werden, so kommen!; der \Himmel hängt ihm voller Geigen er ist sehr glücklich u. dadurch etwas übermütig, er schaut freudig-zuversichtlich, optimistisch in die Zukunft; der \Himmel öffnete seine Schleusen es begann heftig zu regnen; dem \Himmel sei Dank! (Ausruf der Erleichterung); der \Himmel sei mein Zeuge, dass ich die Wahrheit sage; das möge der \Himmel verhüten; (das) weiß der (liebe) \Himmel! 〈umg.〉 ich habe keine Ahnungbewölkter, heiterer, klarer, strahlend blauer, wolkenloser \Himmel; gerechter \Himmel! (Ausruf des Erstaunens, der Empörung); der gestirnte \Himmel; du lieber \Himmel! 〈umg.〉 (Ausruf des Erstaunens, des Schreckens) ● den \Himmel auf Erden haben vollkommen glücklich sein, sehr gut u. ohne Sorgen leben; die Nachricht kam wie ein Blitz aus heiterem \Himmel überraschend; Gott im \Himmel! 〈umg.〉 (Ausruf des Erstaunens, des Schreckens); Großvater ist nun im \Himmel ist gestorben; sich wie im \Himmel fühlen; jmdn. od. etwas in den \Himmel heben 〈fig.; umg.〉 jmds. Vorzüge sehr preisen, etwas überschwänglich loben; in den \Himmel kommen die ewige Seligkeit erlangen; im siebenten \Himmel sein, schweben 〈fig.〉 überglücklich sein, glücklich verliebt sein; um (des) \Himmels willen! 〈umg.〉 (Ausruf des Erschreckens); unter freiem \Himmel nächtigen im Freien, ohne Dach über dem Kopf; unter nördlichem, südlichem \Himmel; nicht einfach vom \Himmel fallen 〈fig.; umg.〉 nicht von selbst, ohne das eigene Zutun geschehen, zustande kommen; →a. Meister; Erfolg fällt nicht vom \Himmel; wie vom \Himmel gefallen ganz plötzlich, auf einmal; er lügt das Blaue vom \Himmel herunter er lügt unverschämt; sie schwatzt das Blaue vom \Himmel herunter sie erzählt ununterbrochen unwichtige Dinge; es schreit, 〈umg.〉 stinkt zum \Himmel es ist unerhört, empörend; der Vogel, das Flugzeug stieg zum \Himmel empor; zwischen \Himmel und Erde schweben, hängen in der Luft, an einem unsicheren Halt [<ahd. himil, engl. heaven <germ. *hemina- <idg. *kemeno-; zu *kem- „bedecken, verhüllen“; od., da der Himmel als Steingewölbe gedacht wurde, zu idg. *kamen- „Stein“]

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Hịm|mel , der; -s, - <Plural nur dichterisch> [mhd. himel, ahd. himil, viell. urspr. = Decke, Hülle (dann verw. mit Hemd) od. urspr. = Stein (nach der alten Vorstellung des Himmels als Steingewölbe, dann verw. mit Hammer]:
1. scheinbar über dem Horizont liegendes, halbkugelähnliches Gewölbe (an dem die Gestirne erscheinen):
ein blauer, wolkenloser, bewölkter H.;
der H. ist bedeckt, (geh.:) verhangen;
der H. klärt sich auf, bezieht sich;
eher stürzt der H. ein, als dass er kommt (ugs.; es ist vollkommen ausgeschlossen, dass er kommt);
so weit der H. reicht (so weit man sehen kann, überall);
die Sonne steht hoch am H.;
den Blick gen H. (geh.; zum Himmel) richten;
in den H. ragen;
unter [Gottes] freiem H. (im Freien) übernachten;
ein Flugzeug vom H. holen (salopp; abschießen);
zwischen H. und Erde (frei in der Luft) schweben;
Ü der H. hat seine Schleusen geöffnet, (auch:) die Schleusen des -s haben sich geöffnet (geh.; es regnet in Strömen);
unter griechischem H., unter dem H. Griechenlands (dichter.; in Griechenland), unter südlichem H. (im Süden) leben;
H. und Erde (Gericht aus Kartoffel- u. Apfelpüree mit gebratener Blut- u. Leberwurst; nach den Kartoffeln in der »Erde« u. den Äpfeln im »Himmel«);
aus heiterem H. (ugs.; [in Bezug auf unerfreuliche, plötzliche, nicht vorauszusehende Veränderungen] ganz wider Erwarten);
jmdn., etw. in den H. heben (ugs.; jmdn., etw. übermäßig loben);
nicht [einfach] vom H. fallen (seine Vorbedingungen haben; etwas tun müssen für das Zustandekommen von etw.: Fortschritte fallen nicht einfach vom H.).
2.
a) der Hölle od. der Erde als dem Diesseits gegenübergestellter Aufenthalt Gottes (der Engel u. der Seligen):
sie gelobte sich dem H. an (geh.; wurde Nonne);
in den H. kommen (bes. christl. Rel.; nach dem Tode nicht verdammt werden, sondern die Seligkeit erlangen);
im H. sein (verhüll. bes. im Gespräch mit Kindern; tot sein);
H. und Hölle (1. Kinderspiel, bei dem jeder Teilnehmer auf einem Bein durch eine am Boden aufgezeichnete Figur aus Vierecken [u. darüber gezeichnetem Halbkreis] hüpfen muss [von der zwei Felder oft als »Himmel« u. als »Hölle« bezeichnet werden]. 2. Faltspiel für Kinder mit einem Stück Papier, das so gefaltet wird, dass die gefaltete Figur nach zwei Seiten geöffnet werden kann u. dem Ratenden je nach seiner Entscheidung Himmel od. Hölle zeigt);
jmdm./für jmdn. hängt der H. voller Geigen (geh.; jmd. ist schwärmerisch glücklich u. blickt froh in die Zukunft; wahrsch. nach Gemälden der späten Gotik od. der Frührenaissance, auf denen der Himmel mit musizierenden Engeln belebt dargestellt ist);
H. und Hölle/Erde in Bewegung setzen (alles versuchen [andere zu aktivieren], um etw. zu ermöglichen);
den H. auf Erden haben (geh.; es sehr gut haben);
jmdm. den H. [auf Erden] versprechen (emotional; jmdm. das angenehmste Leben versprechen);
aus allen -n fallen, stürzen, gerissen werden (tief enttäuscht, ernüchtert, desillusioniert werden; nach Jes. 14, 12);
im sieb[en]ten H. sein, schweben; sich [wie] im sieb[en]ten H. fühlen (ugs.; voll Überschwang, über die Maßen glücklich sein; nach der aus jüd. Tradition stammenden Vorstellung, dass der siebte u. oberste Himmel der Sitz Gottes sei);
zum H. schreien ([durch sein Ausmaß] ein empörendes Unrecht sein; nach 1. Mos. 4, 10);
zum H. stinken (salopp; [durch sein Übermaß] abscheuerregend, skandalös sein);
b) (verhüll.) Gott, Schicksal, Vorsehung:
der H. bewahre, behüte uns davor!;
dem H. sei Dank [dafür]!;
etw. als ein Zeichen, eine Fügung des -s betrachten;
gerechter/gütiger/[ach] du lieber H.! (ugs.; Ausruf der Verwunderung, Bestürzung, des Bedauerns o. Ä.);
weiß der H.! (ugs.; Ausruf der Bestätigung, Bekräftigung);
[das] weiß der [liebe] H., mag der [liebe] H. wissen (ugs.; da bin ich ratlos; wer soll das wissen; das ist vollkommen unbekannt, unklar);
um [des] -s willen! (1. Ausruf des Erschreckens, der Abwehr. 2. Ausdruck einer inständigen Bitte);
H. noch ein! (ugs.; Fluch);
Himmel noch [ein]mal! (ugs.; Fluch);
Himmel, Herrgott, Sakrament! (ugs.; Fluch);
H., Arsch und Zwirn/Wolkenbruch! (derb; Fluch);
H., Sack [Zement]! (salopp; Fluch);
H., Kreuz, Donnerwetter! (salopp; Fluch).
3. [fest angebrachte] zum Teil hinten u. an den Seiten heruntergezogene Überdachung aus Stoff, Leder o. Ä.; Baldachin:
ein Thron mit einem kostbaren H.
4. (Kfz-Technik) innere Bespannung des Verdecks im Auto.

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Himmel
 
[althochdeutsch himil, wohl ursprünglich »Decke«, »Hülle«], Himmelsgewölbe, Firmamẹnt, das scheinbare Gewölbe, das sich über dem Horizont eines Beobachters aufspannt. Da die Entfernung zum Horizont größer wirkt als die zum Zenit, erscheint der Himmel nicht als Halbkugel, sondern als halbes Rotationsellipsoid. Die Himmelskörper werden vom Beobachter an diese Fläche projiziert. - Der Punkt am Himmel genau senkrecht über dem Beobacher ist der Scheitelpunkt oder Zenit.
 
Religionsgeschichte:
 
Der Himmel ist bei vielen Völkern ein heiliges (ein Numen) oder göttliches Wesen (z. B. in China), wobei religiöse und astronomische Vorstellungen in der Frühzeit noch eng verbunden sind. Der Himmel gilt als Ort der Götter, von dem aus sie wirken und zu dem sich die menschliche Seele nach dem Tod erhebt, als (vorbildhaftes) Prinzip der Weltordnung (so in China); vielfach Symbol des Lichtes und des Guten. Der Himmel wird u. a. gedacht als Gewölbe (Mesopotamien), Zeltdach (Psalter 104/103, 2) oder als Mantel Gottes (Psalter 102/101, 27), als Gewand des babylonischen Gottes Marduk, als Leib der ägyptischen Göttin Nut, auch als flache Scheibe (China). Oft findet sich der Gedanke, Himmel und Erde seien ursprünglich vereinigt gewesen und später erst von einem Gott getrennt oder durch Teilung eines Urwesens (z. B. in Babylonien Tiamat, in der germanischen Mythologie der Urriese Ymir, u. a. in der indischen Mythologie ein Ur- oder Weltenei) zustande gekommen. In anderen Mythen gehen aus der Hochzeit von Himmel (meist männliches Prinzip) und Erde (meist weibliches Prinzip) alle Wesen hervor. - Im babylonischen wie im biblischen Schöpfungsbericht wird zwischen den himmlischen und den irdischen Gewässern der Himmel als Scheidewand errichtet.
 
Im griechischen Mythos vereinen sich Himmel (Uranos) und Erde (Gaia) als erstes Paar und bringen die Titanen hervor (Kosmogonie). Im Kult jedoch ist Zeus (bei den Römern Jupiter) der Gott des Himmels und der atmosphärischen Erscheinungen (Gewitter). Es sind dies wohl Züge, die schon der indogermanische Himmelsgott zeigte. Zeus thronte auf dem Olymp oder im Himmel, wohin er die anderen Götter zu sich zog; von dort aus beherrschten sie die Welt. Das Himmelsgewölbe dachte man sich in früher Zeit als eine Kuppel (aus Bronze oder Eisen), die von dem Titanen Atlas oder von Pfeilern gestützt wird. In späterer Zeit wurde oft eine Mehrzahl von drei oder sieben Himmel angenommen: Jeder der sieben beweglichen Himmelskörper hatte seine eigene Sphäre (Sphärenharmonie), hinzu kam eine Sphäre der Fixsterne.
 
Das Alte Testament kennt den Himmel als Wohnort Gottes, aber auch als Geschöpf seiner Macht. Das Neue Testament umschreibt mit den Begriffen Himmel und Himmelreich bildhaft die Art und Dimension des Göttlichen und den Zustand der unmittelbaren Gottesnähe.
 
In der bildenden Kunst wird der Himmel u. a. bei der Erschaffung durch Gott dargestellt und dabei oft mit Gestirnen ausgestattet (z. B. in den illuminierten Handschriften). Der Himmel gilt auch als Symbol Gottes selbst. Umgekehrt werden auch viele Symbole (rechteckiges Haus, Kirche, Baldachin, die Farben Gold und Blau, Versammlung der Seligen, ein aufgeblähter Schleier, Sonne u. a.) zum Zeichen für den (religiös verstandenen) Himmel. Eine eigene Darstellungsform fand er im himmlischen Jerusalem. Erst in der Frührenaissance Italiens und der Niederlande wird der Himmel naturalistisch (blau mit Wolken) gemalt. Im Barock und im Rokoko erhält er dann zum Teil wieder symbolische Bedeutung in den Deckengemälden, die den »geöffneten« Himmel (gelegentlich zugleich mit einer Himmelfahrt) zeigen. Ein wichtiges malerisches Motiv ohne religiöse Symbolik wird der Himmel in der niederländischen und englischen Landschaftsmalerei des 17. und 18. Jahrhunderts, in der Freilichtmalerei und im Impressionismus.
 
Literatur:
 
H. Bauer: Der H. im Rokoko. Das Fresko im dt. Kirchenraum des 18. Jh. (1965);
 R. Hughes: Heaven and hell in Western art (London 1968);
 W. Mersmann: Rosenfenster u. H.-Kreise (1982);
 B. Lang u. C. McDannell: Der H. Eine Kulturgesch. des ewigen Lebens (a. d. Engl., Neuausg. 1996).
 

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Hịm|mel, der; -s, - <Pl. dichter.> [mhd. himel, ahd. himil, viell. urspr. = Decke, Hülle (dann verw. mit ↑Hemd) od. urspr. = Stein (nach der alten Vorstellung des Himmels als Steingewölbe, dann verw. mit ↑Hammer]: 1. scheinbar über dem Horizont liegendes, halbkugelähnliches Gewölbe (an dem die Gestirne erscheinen): ein blauer, wolkenloser, bewölkter H.; Der westliche H. stand in Flammen (Plievier, Stalingrad 74); der H. ist bedeckt, trübe, (geh.:) verhangen; der H. klärt sich auf, bezieht sich; eher stürzt der H. ein, als dass ... (ugs.; es ist vollkommen ausgeschlossen, dass ...); deine Mutter hat getan, als sei der H. eingestürzt (ugs.; sie hat sich sehr aufgeregt; Fels, Sünden 35); so weit der H. reicht (so weit man sehen kann, überall); die Sonne steht hoch am H., scheint vom H. herab; Was hat die Sowjets veranlasst, ... die Zivilmaschine vom H. zu holen (salopp; abzuschießen; Spiegel 37, 1983, 130); den Blick gen H. (geh.; zum Himmel) richten; in den H. ragen; unter [Gottes] freiem H. (im Freien) übernachten; Rauch steigt zum H.; zwischen H. und Erde (frei in der Luft) schweben; Ü der H. grollt (dichter.; es donnert); der H. lacht (dichter.; die Sonne scheint); der H. hat seine Schleusen geöffnet, (auch:) die Schleusen des -s haben sich geöffnet (dichter.; es regnet in Strömen); unter griechischem H., unter dem H. Griechenlands (dichter.; in Griechenland), unter südlichem H. (im Süden) leben; *H. und Erde (Gericht aus Kartoffel- u. Apfelpüree mit gebratener Blut- u. Leberwurst; nach den Kartoffeln in der „Erde“ u. den Äpfeln im „Himmel“): Samstags gab es ... H. und Erde mit gebratener Blutwurst (Alexander, Jungfrau 146); H. und Menschen (landsch.; sehr viele Menschen): H. und Menschen waren unterwegs; den H. für eine Bassgeige/einen Dudelsack ansehen (landsch.; völlig betrunken sein); aus heiterem H. (ugs. [in Bezug auf unerfreuliche, plötzliche, nicht vorauszusehende Veränderungen] ganz wider Erwarten); jmdn., etw. in den H. heben (ugs.; jmdn., etw. übermäßig loben): Ich habe Mrs. Schreier ... besucht ... Sie hat Sie in den H. gehoben und dies und das gesagt (Singer [Übers.], Feinde 190); nicht [einfach] vom H. fallen (seine Vorbedingungen haben; etwas tun müssen für das Zustandekommen von etw.): Fortschritte fallen nicht einfach vom H. 2. a) der Hölle od. der Erde als dem Diesseits gegenübergestellter Aufenthalt Gottes (der Engel u. der Seligen): sie gelobte sich dem H. an (geh.; wurde Nonne); in den H. kommen (bes. christl. Rel.; nach dem Tode nicht verdammt werden, sondern die Seligkeit erlangen); Der hat ein gutes Herz und kommt bestimmt in den Himmel (Hörzu 39, 1978, 22); im H. sein (verhüll. bes. im Gespräch mit Kindern; tot sein); Herrgott im H., was soll ich denn tun? (Frisch, Cruz 59); *H. und Hölle (1. Kinderspiel, bei dem jeder Teilnehmer auf einem Bein durch eine am Boden aufgezeichnete Figur aus Vierecken [u. darüber gezeichnetem Halbkreis] hüpfen muss [von der zwei Felder oft als „Himmel“ u. als „Hölle“ bezeichnet werden]: die Stimmen der Kinder, die H. und Hölle spielten auf dem Bürgersteig [v. d. Grün, Glatteis 235]. 2. Faltspiel für Kinder mit einem Stück Papier, das so gefaltet wird, dass die gefaltete Figur nach zwei Seiten geöffnet werden kann u. dem Ratenden je nach seiner Entscheidung Himmel od. Hölle weist); jmdm./für jmdn. hängt der H. voller Geigen (geh.; jmd. ist schwärmerisch glücklich u. blickt froh in die Zukunft; wahrsch. nach Gemälden der späten Gotik od. der Frührenaissance, auf denen der Himmel mit musizierenden Engeln belebt dargestellt war); H. und Hölle/Erde in Bewegung setzen (alles versuchen [andere zu aktivieren], um etw. zu ermöglichen): Inzwischen hatte meine Frau H. und Hölle in Bewegung gesetzt, um mich ausfindig zu machen (Hörzu 16, 1978, 78); den H. offen sehen (geh.; sich am Ziel aller Wünsche glauben u. sehr glücklich sein; nach Joh. 1, 51); den H. auf Erden haben (geh.; es sehr gut haben); jmdm. den H. [auf Erden] versprechen (emotional; jmdm. das angenehmste Leben versprechen); aus allen -n fallen, stürzen, gerissen werden (tief enttäuscht, ernüchtert, desillusioniert werden; nach Jes. 14, 12); im sieb[en]ten H. sein, schweben; sich [wie] im sieb[en]ten H. fühlen (ugs.; voll Überschwang, über die Maßen glücklich sein; nach der aus jüd. Tradition stammenden Vorstellung, dass der siebte u. oberste Himmel der Sitz Gottes sei): Klotz, der schwäbische Mittelstürmer ..., schwebte im siebten H. (Kicker 6, 1982, 39); zum H. schreien ([durch sein Ausmaß] ein empörendes Unrecht sein; nach 1. Mos. 4, 10): Oberschlesien ..., wo die größten Industrie- und Ackerbarone leben und wo das Elend der Landarbeiter zum H. schreit (Tucholsky, Werke II, 367); zum H. stinken (salopp; [durch sein Übermaß] Abscheu erregend, skandalös sein): Das Fehlverhalten der Unteroffiziere ... stinkt zum H. (Spiegel 20/21, 1976, 10); b) (verhüll.) Gott, Schicksal, Vorsehung: der H. bewahre, behüte uns davor!; dem H. sei Dank [dafür]!; „Geht es besser, junger Herr?“ „O ja, viel besser!“ „Dem H. sei Dank!“ (Sacher-Masoch, Parade 188); etw. als ein Zeichen, eine Fügung des -s betrachten; *gerechter/gütiger/[ach] du lieber H.! (ugs.; Ausruf der Verwunderung, Bestürzung, des Bedauerns o. Ä.): Du lieber H. - über dieses entsetzliche Nationaldenken sind wir doch hinaus! (Hörzu 44, 1974, 12); weiß der H.! (ugs.; Ausruf der Bestätigung, Bekräftigung); [das] weiß der [liebe] H., mag der [liebe] H. wissen (ugs.; da bin ich ratlos, wer soll das wissen; es ist unbekannt, unklar [wer, wie usw.] ): Wie ich wieder rauskam aus dem Schrebergartenhaus, weiß der H. (Degener, Heimsuchung 108); Woher Essen, Heizung für die nächste Woche zu nehmen ist, das weiß der liebe H. (Fallada, Mann 222); um [des] -s willen! (1. Ausruf des Erschreckens, der Abwehr. 2. Ausdruck einer inständigen Bitte: Paul hat ... ihn beschworen, um -s willen genügend Kisten mitzubringen [Plenzdorf, Legende 233]); (Flüche:) H. noch ein!; H. noch [ein]mal!; H., Herrgott, Sakrament!; (derb:) H., Arsch und Zwirn/Wolkenbruch!; (scherzh.:) H., Gesäß und Nähgarn!; (salopp:) H., Sack [Zement]!; (salopp veraltend:) H., Bomben, Element!; (salopp:) H., Kreuz, Donnerwetter! [zur Verstärkung der nachfolgenden Begriffe]. 3. [fest angebrachte] zum Teil hinten u. an den Seiten heruntergezogene Überdachung aus Stoff, Leder o. Ä.; Baldachin: ein Thron mit einem kostbaren H.; ein Bett mit vier hohen Säulen, einem kleinen H. aus Chintz (Baum, Paris 46); die Kutsche hatte einen mit Samt beschlagenen H. 4. (Kfz-T.) innere Bespannung des Verdecks im Auto: ein einfaches Roadsterverdeck ohne H. (auto 7, 1965, 40).

Universal-Lexikon. 2012.