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Lagerlöf
Lagerlöf,
 
Selma Ottiliana Lovisa, schwedische Schriftstellerin, * Gut Mårbacka (Verwaltungsbezirk Värmland) 20. 11. 1858, ✝ ebenda 16. 3. 1940; Tochter eines Gutsbesitzers, war 1892-95 Lehrerin in Landskrona, reiste 1895/96 nach Italien, 1899/1900 durch Palästina. Lagerlöf lebte als freie Schriftstellerin 1897 zunächst in Falun, ab 1909 wieder auf Mårbacka. 1909 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur, 1914 wurde sie als erste Frau in die Schwedische Akademie aufgenommen. Lagerlöf ist eine der Hauptvertreterinnen der schwedischen Neuromantik, der sie mit ihrem Roman »Gösta Berlings saga« (1891; deutsch »Gösta Berling«) auf dem Gebiet der Prosa zum Durchbruch verhalf. Ein subjektiver, lyrischer Erzählstil, der gleichzeitig die fiktiven Figuren mit fast tiefenpsychologischer Schärfe ausleuchtete, die Vermischung realistischer und fantastischer Elemente sowie eine der schwedischen Provinz, oft ihrer värmländischen Heimat, entnommene Thematik sind kennzeichnend für ihre Werke (»En herrgårdssägen«, 1899, deutsch »Eine Herrenhofsage«; »Herr Arnes penningar«, 1904, deutsch »Herrn Arnes Schatz«; »Kristuslegender«, 1904, deutsch »Christuslegenden«; »Körkarlen«, 1912, deutsch »Der Fuhrmann des Todes«). Wichtig ist auch der Einfluss der altnordischen Sagaliteratur, wie er besonders in dem durch die Frage nach Schuld und Verantwortung (Thema vieler Werke Lagerlöfs) geprägten Romanwerk »Jerusalem« (1901-02, 2 Bände; deutsch) deutlich wird. Mit dem Kinderbuch »Nils Holgerssons underbara resa genom Sverige« (1906-07, 2 Bände; deutsch »Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen«), ursprünglich eine Auftragsarbeit und als Lesebuch für den Schulunterricht bestimmt, gibt Lagerlöf in fantastischer Form einen umfassenden Überblick über Geographie, Wirtschaftsleben, Flora und Fauna Schwedens zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Nach einer durch den Ersten Weltkrieg bedingten Schaffenskrise schrieb sie in den 20er-Jahren neben Erinnerungen den unvollendet gebliebenen »Löwensköldzyklus« (»Löwensköldska ringen«, 1925, deutsch »Der Ring des Generals«; »Charlotte Löwensköld«, 1925, deutsch; »Anna Svärd«, 1928, deutsch »Anna, das Mädchen aus Dalarne«), in dem Lagerlöfs ethisch-religiöses Weltbild erneut zum Ausdruck gebracht und stilistisch zu einem Höhepunkt ihres Spätwerkes geführt wird.
 
Ausgaben: Skrifter, 12 Bände (Neuausgabe 1959-60).
 
Gesammelte Werke, 12 Bände (1928).
 
Literatur:
 
W. A. Berendsohn: S. L. (1927);
 E. Lagerroth: Landskap och natur i Gösta Berlings saga och Nils Holgersson (Stockholm 1958);
 E. Lagerroth: S. L. och Bohuslän (Lund 1963);
 U.-B. Lagerroth: Körkarlen och Bannlyst. Motiv- och idéstudier i S. L.s 10-talsdiktning (Stockholm 1963);
 B. Holm: S. L. och ursprungets roman (ebd. 1984);
 S. Schweitzer u. a.: S. L. Eine Bibliogr. (1990);
 H. Wivel: Snedronningen. En bok om S. L.s kærlighed (Kopenhagen 21990).

Universal-Lexikon. 2012.