Akademik

Schweitzer
Schweitzer,
 
1) Albert, elsässischer evangelischer Theologe, Arzt, Musiker und Philosoph, * Kaysersberg 14. 1. 1875, ✝ Lambarene 4. 9. 1965; 1893-98 Studium der Theologie und Philosophie, 1905-12 der Medizin. 1913 gründete Schweitzer das Tropenhospital Lambarene und wirkte dort als Missionsarzt; 1917 als Zivilinternierter nach Europa zurückgebracht, beschaffte er sich durch schriftstellerische Tätigkeit, Vorträge und Orgelkonzerte die Mittel, um nach seiner Rückkehr nach Lambarene (1924) auf eigenem Gelände ein Spital zu errichten (1927), wo er bis zu seinem Tod als »Urwalddoktor« wirkte. Als Theologe leistete Schweitzer wichtige Beiträge zur Leben-Jesu-Forschung und zur Paulus-Forschung. Als Religionsphilosoph entwickelte er - religionsphilosophisch durch Goethe, A. Schopenhauer und F. Nietzsche, aber auch die Stoiker, die altchinesische Philosophie und die französischen Philosophen A. Fouillée und Jean Marie Guyau (* 1854, ✝ 1888) beeinflusst - schon früh das sittliche Prinzip der »Ehrfurcht vor dem Leben«. - Bedeutende Verdienste als Musiker erwarb sich Schweitzer durch Herausgabe (mit C. M. Widor) und Neuinterpretation des Orgelwerks von J. S. Bach und durch seinen Einsatz für die Elsässische Orgelreform (Orgelbewegung). - 1951 erhielt Schweitzer den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1952 den Friedensnobelpreis.
 
Werke: Die Religionsphilosophie Kant's von der Kritik der reinen Vernunft bis zur Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft (1899); Das Messianitäts- und Leidensgeheimnis (1901); J. S. Bach, le musicien-poète (1905; deutsch J. S. Bach); Deutsche und französische Orgelbaukunst und Orgelkunst (1906); Von Reimarus zu Wrede (1906, ab 21913 unter dem Titel: Geschichte der Leben-Jesu-Forschung); Geschichte der Paulin. Forschung von der Reformation bis auf die Gegenwart (1911); Das Christentum und die Weltreligionen (1924); Die Mystik des Apostels Paulus (1930); Das Problem des Friedens in der heutigen Welt (1954); Briefe aus Lambarene 1924-1927 (1955).
 
Ausgabe: Werke aus dem Nachlaß, herausgegeben von R. Brüllmann, auf mehrere Bände berechnet (1995 ff.).
 
Literatur:
 
E. Grässer: A. S. als Theologe (1979);
 J. Pierhal: A. S. (Neuausg. 1982);
 
A. S. Leben, Werk u. Denken 1905-1965, hg. v. H. W. Bähr (1987);
 J. Bentley: A. S. Eine Biogr. (a. d. Engl., Zürich 1993);
 C. Günzler: A. S. Einf. in sein Denken (1996);
 H. Steffahn: A. S. (155.-157. Tsd. 1996);
 K. Schneider: A. S. Bibliogr. zu Leben u. Werk (1998).
 
 2) Bernhard, klassischer Archäologe, * Wesel 3. 10. 1892, ✝ Tübingen 16. 7. 1966; wurde 1925 Professor in Königsberg, 1932 in Leipzig, 1948 in Tübingen; er befasste sich v. a. mit stilkritische Fragen.
 
Werke: Herakles (1922); Der bildende Künstler und der Begriff des Künstlerischen in der Antike (1925); Die Bildniskunst der römischen Republik (1948); Vom Sinn der Perspektive (1953).
 
Ausgabe: Zur Kunst der Antike. Ausgewählte Schrr., herausgegeben von U. Hausmann, 2 Bände (1963).
 
 3) Pierre-Paul, Wirtschafts- und Finanzfachmann, Neffe von 1), * Straßburg 29. 5. 1912, ✝ Genf 2. 1. 1994; ab 1936 »Inspecteur des finances«, 1952-60 Direktor des französischen Schatzamtes, 1963-73 geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds.

Universal-Lexikon. 2012.