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Jérôme
Jérôme
 
[ʒe'roːm], Jérôme Bonaparte [-'partə, französisch bɔna'part], König von Westfalen (1807-13), * Ajaccio 15. 11. 1784, ✝ Schloss Villegenis (bei Paris) 24. 6. 1860, jüngster Bruder Napoleons I.; war dreimal verheiratet, seit 1807 in zweiter Ehe mit der württembergischen Prinzessin Katharina (✝ 1835). Zunächst französischer Marineoffizier, kämpfte er in Westindien gegen die Engländer. Im Krieg gegen Preußen besetzte Jérôme Schlesien. Nach dem Tilsiter Frieden (7./9. 7. 1807) erhielt er das neu geschaffene Königreich Westfalen. Jérôme, zur Verschwendung neigend (»König Lustig«), betrieb von seiner Residenz Kassel aus zahlreiche Reformen (u. a. Einführung des Code civil, der Gewerbefreiheit, Aufhebung der Leibeigenschaft), deren Erfolge durch die von Napoleon I. veranlasste finanzielle Ausbeutung des Landes jedoch gering blieben. Im Russischen Feldzug von 1812 befehligte Jérôme anfangs den rechten Flügel der Großen Armee. 1815 schloss er sich wieder Napoleon an und focht bei Waterloo mit. Als Fürst von Montfort lebte er seit 1816 in Österreich, Italien und der Schweiz. Ende 1848 wurde er Gouverneur der Invaliden in Paris, 1850 Marschall von Frankreich und 1852 Präsident des Senats. Im Zweiten Kaiserreich wurde er kaiserlicher Prinz mit dem Recht der Thronfolge.
 
Ausgabe: Mémoires et correspondance du roi Jérôme et de la reine Catherine, herausgegeben von A. Du Casse, 7 Bände (1861-66).
 
Literatur:
 
H. Berding: Napoleon. Herrschafts- u. Gesellschaftspolitik im Königreich Westfalen 1807-1813 (1973);
 B. Melchior-Bonnet: J. Bonaparte, ou, L'envers de l'épopée (Paris 1978).
 

Universal-Lexikon. 2012.