Burke
[bəːk],
1) Edmund, britischer Politiker und Publizist, * Dublin 12. 1. 1729, ✝ Beaconsfield (bei London) 9. 7. 1797; 1765-94 Mitglied des Unterhauses; betätigte sich zunächst als Privatsekretär von Lord Rockingham, dem Führer einer Gruppe von Whigpolitikern, die König Georg III. wegen dessen weiter Auslegung der Kompetenzen der Krone kritisierten. Als publizistisches Sprachrohr der oppositionellen Whigs nahm Burke auch gegen die unnachgiebige Haltung der britischen Politik in der Auseinandersetzung mit den amerikanischen Kolonien Stellung. Nach der Regierungsübernahme durch die Whigs 1782 gehörte Burke der Regierung an und trat 1786 als Ankläger gegen die Politik von Warren Hastings in Indien hervor. Seine bis dahin schon beträchtliche publizistische Wirksamkeit wurde noch einmal gesteigert, als er mit seiner Schrift »Reflections on the revolution in France« (1790; deutsch »Betrachtungen über die Französische Revolution«) die Ziele der Französischen Revolution scharf verurteilte und damit dem europäischen Konservativismus eine seiner Grundlagenschriften lieferte. Als Anhänger einer hierarchisch gegliederten Gesellschaft und eines organischen Ganzheitsdenkens wandte er sich gegen die Aufklärung und die Abschaffung historisch gewachsener Institutionen. Burke war jedoch kein Reaktionär, sondern ein Kritiker auch des französischen Adels, der den Reformgedanken und das notwendige Gleichgewicht zwischen »Erhaltungs- und Verbesserungsprinzip« außer Acht gelassen habe. Bedeutend auch Burkes Schrift zur Ästhetik, in der er den psychologischen Grundlagen des ästhetischen Erlebens im Gefühl nachging und damit u. a. I. Kant anregte (»A philosophical enquiry into the origin of our ideas of the sublime and beautiful«, 1757; deutsch »Philosophische Untersuchung über den Ursprung unserer Ideen vom Erhabenen und Schönen«).
Ausgaben: The speeches of E. Burke, 4 Bände (1816); The works, 12 Bände (1887, Nachdruck 1975, 6 Bände); The correspondence of E. Burke, herausgegeben von T. W. Copeland und anderen, 10 Bände (1958-78); The writings and speeches of E. Burke, herausgegeben von P. Langford und anderen, auf mehrere Bände berechnet (1981 folgende).
C. B. Cone: B. and the nature of politics, 2 Bde. (Lexington, Ky, 1957-64);
A. Cobban: E. B. and the revolt against the eighteenth century (London 21960);
H. G. Schumann: E. B.s Anschauungen vom Gleichgewicht in Staat u. Staatensystem (1964);
W. B. Todd: A bibliography of E. B. (London 1964);
M. Henningsen: E. B., in: Vom Nationalstaat zum Empire. Engl. polit. Denken im 18. u. 19. Jh., hg. v. M. Henningsen: (1970);
F. O'Gorman: E. B. His political philosophy (London 1973);
M. Freeman: E. B. and the critique of political radicalism (Oxford 1980).
2) Sir (seit 1854) John Bernard, britischer Genealoge und Heraldiker, * London 5. 1. 1814, ✝ Dublin 12. 12. 1892; führte das von seinem Vater John Burke (* 1787, ✝ 1848) begründete Handbuch »Burkes genealogical and heraldical history of the Peerage, Baronetage and Knightage« (1826) fort.
3) Kenneth Duva, amerikanischer Kritiker und Schriftsteller, * Pittsburgh (Pennsylvania) 5. 5. 1897; entwarf eine ästhetische Theorie, in der er anthropologische, soziologische, psychoanalytische, linguistische und zeitweise auch marxistische Elemente zu verbinden versuchte, um menschliches Verhalten in seiner Gesamtheit zu verstehen.
Werke: Philosophische und literarische Studien: Counter-statement (1931); Permanence and change. An anatomy of purpose (1935); Attitudes toward history, 2 Bände (1937); The philosophy of literary form. Studies in symbolic action (1941; deutsch Dichtung als symbolische Handlung. Eine Theorie der Literatur); A grammar of motives (1945); Language as symbolic action (1966).
4) Robert O'Hara, britischer Australienforscher, * Saint Cleran's (County Galway, Irland) 1821, ✝ am Cooper Creek 28. 6. 1861; durchquerte als erster Europäer mit dem Astronomen und Geometer W. J. Wills, mit J. King und C. Gray 1860-61 Australien von Süden nach Norden; auf dem Rückmarsch erlitt er mit Gray und Wills den Hungertod.
The Burke and Wills exploring expedition (Melbourne 1861);
A. Moorehead: Treffpunkt Cooper's Creek (a. d. Engl., 1966);
D. Henze: Enzykl. der Entdecker u. Erforscher der Erde, Bd. 1 (Graz 1978).
Universal-Lexikon. 2012.