Akademik

Bernard
Bernard
 
[bɛr'naːr],
 
 1) Claude, französischer Physiologe, * Saint-Julien (Département Rhône) 12. 7. 1813, ✝ Paris 10. 2. 1878; war seit 1855 Professor am Collège de France, Mitglied der Académie des sciences und der Académie française, einer der ersten Physiologen (nach F. Magendie), die experimentell forschten. Bernard erkannte u. a. die Bedeutung der Bauchspeicheldrüse für die Fettverdauung und wies die Zuckerbildung in der Leber nach; führte im Tierversuch den Zuckerstich durch.
 
Werk: Introduction à l'étude de la médecine expérimentale (1865; deutsch Einführung in das Studium der experimentellen Medizin).
 
 2) Émile Henri, französischer Maler, Grafiker, Kunsthandwerker und Schriftsteller, * Lille 28. 4. 1868, ✝ Paris 16. 4. 1941. Bernard wirkte durch den mit Louis Anquetin (* 1861, ✝ 1932) entwickelten Flächenstil (Cloisonismus) in den 1880er-Jahren anregend auf P. Gauguin, P. Sérusier u. a. (Schule von Pont-Aven). Seit 1886 hielt er sich wiederholt in der Bretagne auf, 1893-1904 in Italien, Ägypten und Spanien. Als Mitarbeiter und Herausgeber von Kunstzeitschriften vertrat er in seiner Jugend zukunftsweisende, später konventionelle Theorien. Sein Spätwerk kreist um feierlich aufgefasste religiöse Themen. Sein Briefwechsel mit V. van Gogh, P. Cézanne und Gauguin ist eine wichtige Quelle für die Geschichte der Kunst am Ende des 19. Jahrhunderts.
 
Literatur:
 
J. Ceyron u. Z. El Hakim: E. B., 1868-1941 (Genf 1966);
 M. Waschek: Eklektizismus u. Originalität. Die Grundlagen des frz. Symbolismus am Beispiel von Emile B. (1990).
 
 3) Tristan, eigentlich Paul Bernard, französischer Schriftsteller, * Besançon 7. 9. 1866, ✝ Paris 7. 12. 1947; schrieb Theaterstücke, die mit ihrer Situationskomik und der Wiederholung bestimmter klischeehafter Konstellationen (z. B. »betrogener Ehemann«, »Zwillingsmotiv«) besonders erfolgreich waren; daneben war er Verfasser von Romanen.
 
Werke: Stücke: Les pieds nickelés (1895); Les jumeaux de Brighton (1907); Les deux canards (1914); Les petites curieuses (1920); Le sauvage (1931).
 
Romane: Amants et voleurs (1900); Un mari pacifique (1901; deutsch Ein sanftes Männchen); Deux amateurs de femmes (1907; deutsch Jagdbares Wild); Mathilde et ses mitaines (1912; deutsch Die Frau des Polizeiinspektors); Le voyage imprévu (1928; deutsch Die Fahrt ins Ungewisse); Les frères siamois (1930; deutsch Loriveaus Milchbruder).
 
 4) Valère, provenzalischer Schriftsteller, * Marseille 10. 2. 1860, ✝ ebenda 8. 10. 1936; schilderte, wie die übrigen Dichter des Félibrige (Félibres), die Natur der Provence; beschrieb in seinem Hauptwerk »La pauriho« (1889; Gedichte) das Leben der Armen in Marseille.

Universal-Lexikon. 2012.