Ural, der; -[s]:
1. als östliche Grenze Europas geltendes Gebirge in Russland u. Kasachstan.
2. im südlichen Ural (1) entspringender u. ins Kaspische Meer mündender, als Grenze zwischen Europa und Asien geltender Fluss in Russland u. Kasachstan.
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Ural,
1) der, paläozoisches Rumpfgebirge in Russland, südliche Ausläufer in Kasachstan, trennt die Russische Ebene vom Westsibirischen Tiefland, über 2 000 km lang, 40-150 km breit, erreicht in der Narodnaja 1 895 m über dem Meeresspiegel. Der Ural zieht sich in meist zwei bis drei parallelen Ketten von der Karasee meridional nach Süden bis zum Fluss Ural zwischen Orsk und Orenburg, sein Ostfuß gilt als geographische Grenze zwischen Europa und Asien. Nach Westen senkt er sich, von Vorgebirgen begleitet, allmählich in die Russische Ebene, der Abfall nach Osten ist steiler, oft mit einer deutlichen Stufe. Fortsetzungen des Urals sind im Norden das Bergland Paj-Choj (bis 467 m über dem Meeresspiegel) und die Gebirge von Nowaja Semlja, im Süden die Mugodscharberge. Aufgebaut ist der Ural meist aus präkambrischen Sediment- und Ergussgesteinen, jüngeren Kalk- und Sandsteinen sowie Schiefern; die reichen Bodenschätze im mittleren und südlichen Teil (v. a. Eisen-, Kupfer-, Chrom-, Nickelerze, Gold, Platin, Salze, Asbest, Edelsteine, im Vorland auch Bauxit, Erdöl und Erdgas) sind zu einem großen Teil bereits abgebaut.
Von Norden nach Süden wird der Ural in fünf Abschnitte gegliedert: Polarer Ural (zwischen 68º 23' und 65º 40' nördliche Breite), ein bis 1 499 m über dem Meeresspiegel aufsteigender schmaler Gebirgszug mit kleinen Gletschern; Subpolarer Ural, aus isolierten, steilgratigen Massiven bestehend, die bis 1 895 m über dem Meeresspiegel aufragen und den höchsten Gebirgsabschnitt des Urals bilden; in der Gipfelregion mehrere kleine Gletscher; Nördlicher Ural (zwischen 64º und 59º 08' nördliche Breite), bis 1 617 m über dem Meeresspiegel, im Südteil in mehrere parallele Bergzüge aufgelöst, denen Härtlinge aus widerständigem Gestein aufgesetzt sind; Quellgebiet der Petschora; Mittlerer Ural, wegen seiner geringen Höhe (bis 994 m über dem Meeresspiegel) in historischer Zeit Übergangsgebiet der Kosaken nach Sibirien; von mehreren, nach Jekaterinburg führenden Eisenbahnlinien durchquert; Südlicher Ural (zwischen den Flüssen Ufa bei 55º 55' nördliche Breite und Ural), fächerförmig in mehrere Bergzüge (im Jamantau bis 1 640 m über dem Meeresspiegel) bis 150 km Breite aufgespalten, senkt sich nach Süden auf 700-500 m über dem Meeresspiegel ab und ist deshalb verkehrsmäßig leicht zu überwinden. Hier liegen der Ilmen- und der Baschkirische Nationalpark (303,8 km2 und 721 km2).
Das kontinentale Klima ist wegen der großen Nord-Südausdehnung uneinheitlich. Die 1-2 ºC kältere Ostabdachung erhält im Jahresdurchschnitt 200-300 mm weniger Niederschläge. Die mittleren Temperaturen betragen im Juli im Polarural 10 ºC, im Südlichen Ural 20 ºC, im Januar entsprechend —21 ºC beziehungsweise —16 ºC, bei mittleren Jahresniederschlägen bis zu 1 000 mm im Norden und 700 mm im S. Entsprechend der klimatischen Gegebenheiten ist die Vegetation mannigfaltig. Gebirgswälder, an der Westabdachung aus Lärche und Kiefer bestehend, herrschen vor. Nur der Polar- und Subpolare Ural sind von Tundra und Waldtundra, der Südliche Ural bis 500-600 m über dem Meeresspiegel von Steppe, die Hochlagen von Gebirgstundra bedeckt.
Bergbau und Industrie begannen sich unter Zar Peter I. zu entwickeln. Die Verhüttung der Eisenerze, v. a. für die Waffenproduktion, setzte ab 1699 ein, im großen Umfang zwischen 1752 und 1762. Ende des 19. Jahrhunderts verlor mit der Einführung der Koksverhüttung im ukrainischen Donez-Steinkohlenbecken die Eisenerzverhüttung im Ural ihre Bedeutung, da die Steinkohle des Mittleren Urals nicht verkokbar ist. Eine starke industrielle Entwicklung begann unter der Sowjetherrschaft ab 1930. Neben der Eisen schaffenden Industrie, die mit Kokskohle aus dem westsibirischen Kusnezker Steinkohlenbecken (später auch Karaganda-Kohlenbecken) produziert (Ural-Kusnezker Kombinat), entstanden Großbetriebe des Schwermaschinenbaus und der Rüstungsindustrie, der Buntmetallurgie, chemischen und Baustoffindustrie. Die Bergbau- und Industriegebiete erstrecken sich über den Mittleren Ural (Zentren Jekaterinburg, Nischnij Tagil), den Südlichen Ural (Tscheljabinsk, Magnitogorsk, im Süd Orsk), den Südteil des Nördlichen Urals (Serow) sowie über das westliche Uralvorland (Perm, Ischewsk, Orenburg), wo im Süden im Gebiet Orenburg umfangreiche Erdgas- und Erdöllagerstätten ausgebeutet werden. Die Industriegebiete des Urals sind stark umweltgeschädigt, Nuklearunfälle in den 50er- und 60er-Jahren führten im Südlichen Ural in einigen Gebieten zu radioaktiver Verseuchung (Tscheljabinsk).
und Geschichte: Der Ural ist schon in der Würm-Kaltzeit vom Menschen aufgesucht worden. Höhlen mit Eiszeitfauna und Kulturresten der Altsteinzeit sind besonders im Mittleren und Südlichen Ural erforscht worden. Die Kapowahöhle enthält altsteinzeitliche Malereien. Funde der Mittelsteinzeit sind von der oberen Petschora bis zum Quellgebiet des Uralflusses verbreitet. Die Kulturen der Jungsteinzeit bilden zwei größere, in das 3. Jahrtausend v. Chr. zu datierende Formenkreise: 1) die Ob-Ural-Gruppe, 2) die Kama-Wolga-Gruppe. Kulturelle Beziehungen dieser subneolithischen Jägerkulturen, die vom Baltikum bis zum Baikalsee reichen, sind durch die Pelztierjagd und die darauf beruhenden Handelsverbindungen zu erklären. Diese günstige Wirtschaftsbasis hat den Ural in Verbindung mit der Metallgewinnung auch in der Bronze- und Eisenzeit zum Schnittpunkt nordeurasiatischer Kulturströmungen gemacht (Ananinokultur, Sejma-Turbino-Kultur). Seit 1200 v. Chr. ist im Mittleren Ural Kupfer aus lokalen Vorkommen verarbeitet worden. Die Nenzen des Nördlichen Urals und die Ostjaken des Ob-Ural-Gebiets haben in ihrer Kultur viele Elemente der Vor- und Frühgeschichte bewahrt.
Die Bewohner des Uralgebiets hatten schon in der Antike Handelsbeziehungen mit den griechischen Städten am Schwarzen Meer, mit Mittelasien und Persien. Seit dem 11. Jahrhundert dehnten Nowgoroder Kaufleute ihre Aktivitäten bis zum Ural aus. Im 16. Jahrhundert begann durch die Familie Stroganow die systematische Nutzbarmachung der Naturschätze. Die Hüttenwerke des Urals ließen Russland im 3. Viertel des 18. Jahrhunderts zum bedeutendsten Eisenexporteur Europas werden. - Bestrebungen des Gebiets Swerdlowsk, größere (v. a. wirtschaftliche) Eigenständigkeit gegenüber der russischen Zentralregierung zu erreichen, äußerten sich 1993 in dem Versuch, eine »Uralrepublik« innerhalb der Russischen Föderation zu schaffen.
Istorija Urala, 2 Bde. (Moskau 1989-90).
2) der, bis 1775 Jaịk, Fluss in Russland und Kasachstan, 2 428 km lang, entspringt im Südlichen Ural, den er im Süden begrenzt, durchfließt die Kaspische Senke und mündet mit zwei Armen bei Atyrau ins Kaspische Meer; ab Uralsk bis zur Mündung schiffbar, Stauseen im Oberlauf bei Magnitogorsk und Iriklinskij (mit Wasserkraftwerk). Der Ural gilt als geographische Grenze zwischen Europa und Asien.
3) Föderaler Kreis U.Ural, russ.russisch Uralskij federạlnyj ọkrug, Uralskij federạl'nyj ọkrug, seit Mai 2000 in Russland bestehende, in Teilen des Mittleren Urals, im Nördlichen, Subpolaren und Polaren Ural sowie im größten Teil Westsibiriens gelegene übergeordnete Verwaltungseinheit für die Gebiete Kurgan, Swerdlowsk, Tjumen (mit den Autonomen Kreisen der Chanten und Mansen und dem Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen) und Tscheljabinsk; 1 788 900 km2, 12,65 Mio. Einwohner; Verwaltungszentrum ist Jekaterinburg.
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Ural, der; -[s]: 1. als Ostgrenze Europas geltendes Gebirge in Russland u. Kasachstan. 2. im südlichen ↑Ural (1) entspringender u. ins Kaspische Meer mündender, als Grenze zwischen Europa und Asien geltender Fluss in Russland u. Kasachstan.
Universal-Lexikon. 2012.