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Petrus
Pe|t|rus [nach dem Apostel Petrus, der nach dem Volksglauben für das Wetter verantwortlich ist u. die Rolle des himmlischen Türhüters einnimmt]:
in Wendungen wie P. meint es gut (ugs.; es ist schönes Wetter);
wenn P. mitspielt (ugs.; wenn das Wetter gut ist);
bei P. anklopfen (ugs. verhüll.; sterben).

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Petrus,
 
griechisch Pẹtros, aus dem Aramäischen abgeleitet auch Kẹphas [»Stein«, »Fels«], eigentlich Simon, Apostel und führende Persönlichkeit im Jüngerkreis Jesu und in der Urgemeinde, ✝ Rom (?) zwischen 64 und 67 (?); stammte aus Betsaida (heute et-Tell, nahe der Mündung des Jordan in den See Genezareth), wo sein Vater Jonas (Matthäus 16, 17; oder Johannes [Johannes 1, 42]) wie Petrus selbst als Fischer tätig war. Zur Zeit seiner Berufung durch Jesus (zusammen mit seinem Bruder Andreas) lebte er als verheirateter Mann in Kapernaum (Markus 1, 29 folgende). Er trat als Wortführer der Jünger auf (z. B. Markus 8, 29), gehörte zum Kreis der engeren Vertrauten Jesu (Markus 9, 2) und wird in den Listen der »Zwölf« (Apostel) an erster Stelle genannt. Das Neue Testament berichtet von der besonderen Nähe Petrus' zu Jesus (Messiasbekenntnis des Petrus, Markus 8, 29; Jesu Ankündigung beim »wunderbaren Fischfang«, Petrus werde »von nun an Menschen fangen«, Lukas 5, 10; Petrus als Zeuge der »Verklärung« Jesu, Markus 9), aber auch von seinem Versagen während der Passion Jesu (Verleugnung Jesu durch Petrus, Markus 14, 66-72). In alter Tradition erscheint Petrus auch als Erstzeuge der Auferstehung (1. Korinther 15, 5; Lukas 24, 34). Nach Darstellung von Apostelgeschichte 1-12 ergriff Petrus die Initiative bei der nachösterlichen Sammlung der Jesusjünger (»Pfingstpredigt« des Petrus [Apostelgeschichte 2, 14-36]). Über mehrere Jahre stand er in leitender Position der Jerusalemer Urgemeinde, zunächst als Erster der »Zwölf«, später als wohl führendes Mitglied eines Dreierkollegiums (nach Galater 2, 9 die »Säulen« Petrus, der »Herrenbruder« Jakobus und der Apostel Johannes). Der Bedrohung durch Herodes Agrippa I. (Apostelgeschichte 12, 1 folgende) entzog er sich durch Flucht (möglicherweise nach Antiochia am Orontes, 41). Er widmete sich der Judenmission, wobei ihn seine Frau auf seinen Reisen begleitete (1. Korinther 9, 5). Beim Apostelkonzil (48/49) befand er sich wieder in Jerusalem. Während er dort die gesetzesfreie Heidenmission, wie sie Paulus praktizierte, befürwortete, kam es kurz darauf in Antiochia am Orontes wegen Petrus' widersprüchlichen Verhaltens zum Konflikt mit Paulus (Galater 2, 11 folgende). Ende der 50er- oder Anfang der 60er-Jahre gelangte Petrus nach Rom. Über seinen Lebensausgang sind kaum verlässliche Nachrichten überliefert. Archäologische und frühe literarische Zeugnisse (1. Klemensbrief, Ignatius von Antiochia) weisen auf die Anwesenheit Petrus' in Rom hin. Johannes 21 und 1. Petrus setzen ein Martyrium voraus, das Petrus vermutlich Mitte der 60er-Jahre in der Verfolgung Neros erlitt. Legendarisch ist wohl die Darstellung der apokryphen »Acta Petri«, nach der Petrus mit dem Kopf nach unten gekreuzigt worden sei. Das Petrusgrab wird in der Peterskirche verehrt.
 
Während die besondere Bedeutung Petrus' im Jüngerkreis und in der Urgemeinde weitgehend unbestritten ist, wird von den verschiedenen Konfessionen und theologischen Richtungen unterschiedlich beurteilt, welche Rückschlüsse sich daraus für die Kirche und den Primat des römischen Bischofs ziehen lassen (Papsttum). Im Mittelpunkt steht dabei die Interpretation der als Zitat Jesu formulierten Perikope Matthäus 16, 18 folgende »Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen« mit der Übertragung der Binde- und Lösegewalt (»Schlüssel des Himmelreichs«; Schlüsselgewalt).
 
Schon früh wurde Petrus als Heiliger verehrt. Petrusfeste sind »Peter und Paul« (zusammen mit Paulus, 29. 6.; erstmals 354 literarisch belegt), »Petri Stuhlfeier« (22. 2., früher 18. 1. und 22. 2.; seit dem 6./7. Jahrhundert als Gedächtnis der Übertragung des Hirtenamtes an Petrus) und »Petri Kettenfeier« (1. 8.; 1960 abgeschafft; mit Bezug auf die in Apostelgeschichte 12 berichtete Befreiung des Petrus aus der Gefangenschaft). Petrus ist u. a. Patron der Fischer und Schiffer und gilt im Volksglauben als Wettermacher und Himmelspförtner.
 
Die allgemein anerkannte Autorität des Petrus führte in den ersten Jahrhunderten zur Entstehung zahlreicher Schriften, die ihm zugeschrieben wurden. Neben den im Neuen Testament enthaltenen Petrusbriefen waren dies v. a. mehrere, zum Teil nur fragmentarisch erhaltene apokryphe Petrusschriften: das »Kerygma Petrou« (1. Hälfte des 2. Jahrhunderts), ein »Petrusevangelium« (Mitte des 2. Jahrhunderts; Passion und Auferstehung), mehrere »Petrusapokalypsen« (am verbreitetsten die um 135 entstandene), die in die Pseudoklementinen integrierten, judenchristlich-gnostisierenden und antipaulinischen »Kerygmata Petrou« (um 200) sowie die »Acta Petri« (um 180/190), die in legendarischer Weise den Weg des Petrus nach Rom, sein dortiges Wirken und sein Martyrium schildern.
 
In der bildenden Kunst hat sich schon relativ früh (auf Sarkophagen des 4. Jahrhunderts) ein charakteristischer Typus herausgebildet: eine kräftige, gedrungene Gestalt, runder Kopf mit kurzem Bart, Glatze mit Lockenkranz (später auch mit Stirnlocke). Attribute sind Buch und/oder Schlüssel, auch Kreuzstab. Die Themen umfassen neutestamentliche Szenen wie die »Schlüsselübergabe«, »Verklärung Christi am Ölberg«, »Gefangennahme Christi«, »Verleugnung Petri«; ebenso erscheint Petrus auch als Einzelfigur (Apostel, Bischof, Märtyrer). Zu den bekannten Darstellungen von Szenen aus dem Leben des Petrus gehören die Fresken in der Brancaccikapelle von Santa Maria del Carmine in Florenz von Masolino und Masaccio (wohl ab 1426) und auf einem Petrusaltar »Der wunderbare Fischzug« (1444; Genf, Musée d'Art et d'Histoire) von K. Witz. Berühmt wurde auch »Petri Fischzug« von Raffael auf der Teppichfolge im Vatikan (1517-19). Die Szene aus der Apostelgeschichte »Ein Engel befreit Petrus aus dem Gefängnis« malte Raffael in den vatikanischen Stanzen (Stanza d'Eliodoro,1512-14); im Mittelalter war diese Befreiung bereits Thema auf Kapitellen der französischen Kathedralen (u. a. in Autun, 12. Jahrhundert). »Petri Verleugnung« malte u. a. Rembrandt (1660; Amsterdam, Rijksmuseum).
 
Literatur:
 
F. Mussner: P. u. Paulus - Pole der Einheit (1976);
 
Der P. der Bibel, hg. v. R. E. Brown (a. d. Engl., 1976);
 R. Pesch: Simon-P. (1980);
 
Kontinuität u. Einheit, hg. v. Paul-Gerhard Müller u. a. (1981);
 J. Auer: Die Kirche - das allg. Heilssakrament (1983);
 O. Cullmann: P. (Zürich 31985);
 H. Fries: Fundamentaltheologie (Graz 1985);
 
Das P.-Bild in der neueren Forschung, hg. v. C. P. Thiede (1987);
 C. C. Caragounis: Peter and the rock (Neuausg. Berlin 1990);
 
P., der Fels des Anstoßes, hg. v. R. Niemann (1994);
 J. Gnilka: P. u. Rom. Das Petrusbild in den ersten zwei Jahrhunderten (2002).
 

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Pe|trus [nach dem Apostel Petrus, der nach dem Volksglauben für das Wetter verantwortlich ist u. die Rolle des himmlischen Türhüters einnimmt]: in Wendungen wie: P. meint es gut (ugs.; es ist schönes Wetter); wenn P. mitspielt ... (ugs.; wenn das Wetter gut ist ...); bei P. anklopfen (ugs. verhüll.; sterben).

Universal-Lexikon. 2012.