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Apokryphen
Apokryphen
 
[zu griechisch apókryphos »versteckt«, »heimlich«], Singular Apokryph das, -s, im hellenistischen Sprachgebrauch geheim gehaltene heilige Bücher, besonders der Mysterienreligionen; im jüdischen und christlichen Sprachgebrauch nicht vollwertige, doch den anerkannten biblischen Büchern (Kanon) nach Anlage und Inhalt ähnliche Schriften. In der alten Kirche waren sie vom öffentlichen Gebrauch ausgeschlossen.
 
Apokryphen des Alten Testaments:
 
Sie sind nach evangelischem Verständnis etwa zwischen 200 v. Chr. und 200 n. Chr. entstanden; die palästinensische Synode hatte sie jedoch nicht in ihren Kanon aufgenommen, da sie nur Bücher aus der Zeit von Mose bis Esra anerkannte. Diese Apokryphen finden sich daher nur in der Septuaginta und nicht in der hebräischen Bibel; sie sind auch in der Vulgata enthalten und wurden von der katholischen Kirche in der Mehrzahl als kanonisch anerkannt (Konzil von Trient). Sie werden daher von ihr »deuterokanonisch« genannt. M. Luther nahm die Apokryphen als nützlich in den Anhang der Bibel auf. Die reformierte Kirche führt sie ebenso wie die anglikanische Kirche nicht in ihren Bibelübersetzungen auf.
 
Nach katholischem Verständnis sind Apokryphen des Alten Testaments jüdische Schriften der gleichen Zeit, die mittels falscher Überschriften kanonische Geltung anstrebten, doch weder in die Septuaginta noch in die Vulgata gelangten (Pseudepigraphen).
 
Apokryphen des Neuen Testaments:
 
Sie sind Schriften, die verschiedene Formen der neutestamentlichen Literatur nachahmen, inhaltlich aber vom Geist ihrer eigenen Zeit, von der Gnosis, von Wunderglauben und der Freude an der legendarischen Ausgestaltung bestimmt sind. Einst waren sie weit verbreitet. Einige hatten in einzelnen Nationalkirchen kanonische Geltung; heute sind sie nur zum geringen Teil, oft bruchstückhaft, erhalten. Für die Geschichte des Urchristentums ist ihr Wert gering, für die Erforschung der altkirchlichen Theologie und Frömmigkeit aber groß. Sie blieben außerhalb des großkirchlichen Kanons. - 1945/46 wurden in Ägypten (Nag Hammadi) neue gnostische Apokryphen aufgefunden. Besonders bedeutsam ist eine gnostisierende Sammlung von Worten Jesu (»Evangelium nach Thomas«) sowie eine Sammlung von gnostischen Sprüchen (»Evangelium nach Philippus«).
 
Motive der Apokryphen finden sich schon in der frühchristlichen Kunst, bestimmte Bildtypen (Einzelheiten der Geburt Jesu wie Höhle, Stern, Engel, ebenso der Flucht nach Ägypten, der Höllenfahrt Christi oder auch des Marienlebens) wurden in der Folge zum festen Bestandteil der christlichen Ikonographie.
 
Literatur:
 
L. Rost: Einleitung in die alttestamentl. A. u. Pseudepigraphen einschließlich der großen Qumran-Hss.(21979);
 M. Dibelius: Gesch. der urchristl. Lit. (31990);
 
Weitere Literatur: Apokalypsen.

Universal-Lexikon. 2012.