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Fieber
Pyrexie (fachsprachlich); hohe Temperatur (umgangssprachlich)

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Fie|ber ['fi:bɐ], das; -s:
(als Anzeichen einer Krankheit) auf über 38º C ansteigende Körpertemperatur:
ich muss Fieber messen; der Patient hat hohes Fieber.
Syn.: [erhöhte] Temperatur.

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Fie|ber 〈n. 13
1. krankhaft erhöhte Eigenwärme des Körpers
2. 〈fig.〉 Eifer, Betriebsamkeit, geistiger Rausch (Arbeits\Fieber)
● 39° \Fieber ● das \Fieber des Ehrgeizes, der Leidenschaft, der Liebe ● \Fieber bekommen, haben; das \Fieber fällt, steigt ● das gelbe \Fieber = Gelbfieber; hohes, niedriges \Fieber ● im \Fieber fantasieren, sprechen; mit \Fieber im Bett liegen [<ahd. fiebar, engl. fever <lat. febris „Fieber“]

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Fie|ber , das; -s, - <Pl. selten> [mhd. fieber, ahd. fiebar < lat. febris = Fieber]:
1.
a) über 38 °C ansteigende Körpertemperatur als Abwehrreaktion des Organismus:
das F. steigt;
hohes F. haben;
F. messen;
ein F. hervorrufendes Mittel;
mit F. im Bett liegen;
b) fieberhafte Erkrankung:
ein F. warf ihn nieder.
2. (geh.) Zustand starker seelischer Erregung; das Besessensein von etw.:
das F. der Spielleidenschaft hatte sie erfasst.

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Fieber,
 
lateinisch Febris, Krankheitssymptom, das v. a. in einer Erhöhung der Körpertemperatur über den Normalwert (beim Menschen über 37,5 ºC, rektal gemessen) besteht und einen physiologischen Abwehrvorgang des Organismus darstellt.
 
Im Unterschied zur Hyperthermie ist das Fieber eine aktive Leistung des Organismus und tritt dann ein, wenn der Sollwert des Wärmeregulationszentrums im Zwischenhirn (Hypothalamus) durch Reizung erhöht, d. h. die Empfindlichkeit der zentralen Messfühler (Thermorezeptoren) gegen Wärme herabgesetzt ist. Hierdurch kommt es zu subjektiver Kälteempfindung (Frösteln) und v.a. bei plötzlichem hohem Fieber zu kurzfristigen Aufheizungsreaktionen in Gestalt einer Verminderung der Wärmeabgabe (Drosselung der Hautdurchblutung durch Gefäßverengung) und Steigerung der Wärmebildung (willentlich unbeeinflussbare Steigerung der Muskelaktivität in Form von Kältezittern der Glieder, Schüttelfrost). Ist die dem erhöhten Sollwert entsprechende Körpertemperatur erreicht, wird diese konstant gehalten. Die Temperaturerhöhung führt zu einer Steigerung des Stoffwechsels mit Puls- und Atembeschleunigung. Weitere Begleiterscheinungen sind Appetitlosigkeit, Mattigkeit, Benommenheit, Kopfschmerzen, Unruhe, Fieberfantasien (Delirien). Häufig treten Fieberbläschen (Herpes labialis), auch Hautreaktionen (Exanthem) auf. Bei Rückgang des Fiebers kommt es im Gefolge einer Normalisierung der Wärmeregulation zu Hitzegefühl mit gesteigerter Hautdurchblutung (Fiebererythem) und Schweißabgabe als Entwärmungsreaktionen; langsame Normalisierung wird als Lysis, abrupte als Krisis bezeichnet.
 
Ursachen
 
des Fiebers sind (in der Reihenfolge der Häufigkeit) allgemeine oder örtliche Infektionen (v. a. Infektionskrankheiten), bei denen die Bakterien, ihre Toxine oder Zerfallsprodukte als Fieber erzeugende (pyrogene) Stoffe wirken, immunbiologische oder allergische Reaktionen auf artfremdes Eiweiß (Nesselfieber), körpereigene Abbaustoffe (aseptisches oder Resorptionsfieber), z. B. bei Eiweißzerfall nach großen Blutergüssen, Verbrennungen (auch Sonnenbrand), Knochenbrüchen u. a. Verletzungen, Infarkten, Tumorzerfall; seltener ist die Auslösung durch Krankheitsprozesse (Tumoren), Blutungen, Verletzungen, die den Hypothalamus betreffen (zentrales Fieber), des Weiteren durch Austrocknung des Körpers (Durstfieber), übermäßige Salzzufuhr oder -rückhaltung im Körper (Salzfieber), auch toxische Reizung des Wärmeregulationszentrums durch Gifte (z. B. Arzneimittelfieber, Metalldampffieber); hormonell bedingtes Fieber tritt bei Schilddrüsenüberfunktion auf. Körperliche und seelische (nervöse) Belastungen können ebenfalls kurzfristig fieberähnliche Zustände hervorrufen.
 
Die Verlaufsformen (Fiebertypen), die in Form der sich aus den einzelnen Temperaturmessungen ergebenden Fieberkurve darstellbar sind, weisen bei vielen Infektionskrankheiten eine kennzeichnende Gestalt auf. Grundsätzlich können unterschieden werden: 1) kontinuierliches Fieber (Febris continua) mit einer Differenz von weniger als 1 ºC am Tag (z. B. bei Typhus); 2) remittierendes Fieber (Febris remittens) mit täglichen Schwankungen von nicht mehr als 1,5 ºC (z. B. bei Tuberkulose); 3) aussetzendes oder intermittierendes Fieber (Febris intermittens), bei dem sich im Verlauf eines Tages fieberfreie Intervalle und Anfälle mit hohem Fieber abwechseln (z. B. bei Malaria); 4) wiederkehrendes oder rekurrierendes Fieber (Febris recurrens), bei dem länger dauernde Fieberanfälle mit ebenso langer fieberfreier Zeit wechseln (z. B. bei Rückfallfieber); 5) undulierendes Fieber, ein periodisches Fieber mit allmählichem Anstieg und fieberfreiem Intervall (z. B. bei Brucellosen).
 
Behandlung:
 
Sie richtet sich in erster Linie gegen die Krankheitsursache; fiebersenkende Eingriffe sind bei sehr hohem Fieber mit Gefährdung von Herz und Kreislauf, bei anhaltendem, auszehrendem Fieber oder auch, wenn der Kranke unter den Symptomen leidet, angezeigt. Neben hydrotherapeutischen Maßnahmen (kühle Packungen, Umschläge, Wadenwickel, Bäder, Abwaschungen) ist die medikamentöse Senkung durch Fiebermittel möglich. Allgemeine Regeln sind Schonung, Ruhe, reichlich Flüssigkeitszufuhr zum Ausgleich der Verluste durch Schweißabsonderung.
 
Geschichte:
 
Das Fieber galt, unterschieden nach Lokalisation und Verlauf, als selbstständige Krankheit, bis es nach 1850 als bloßes Symptom erkannt wurde und die Entdeckung von Krankheitserregern die Infektionskrankheiten ätiologisch endgültig voneinander abgrenzte. Für die Humoralpathologie war Fieber eine Abwehr des Körpers, um verdorbene Säfte durch »Kochung« zu überwinden und auszuscheiden. Therapeutisch unterstützte man daher u. a. diese Abwehr. Dagegen richtete sich im 18./19. Jahrhundert die Therapie oft gegen die Fieberwärme (Kaltwasserkuren), später jedoch auf die Krankheitserreger oder diente der Wärmeregulierung durch fiebersenkende Mittel.
 
Altchinesische und antike Ärzte prüften die Körperwärme mit der Hand. Exakte Messungen unternahm man vereinzelt im 18. Jahrhundert, aber erst nach 1850 wurde die genaue Messung von Körpertemperatur, Puls und Atmung fester Bestandteil der Diagnostik. L. Traube stellte 1852 erstmals den Fieberverlauf als Fieberkurve dar.
 

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Fie|ber, das; -s, (selten:) - [mhd. fieber, ahd. fiebar < lat. febris = Fieber]: 1. a) über 38 ºC ansteigende Körpertemperatur als Abwehrreaktion des Organismus: ansteigendes, heftiges F.; in seinem Körper kochte ein trockenes, heißes F. (Ott, Haie 180); das F. steigt; Das F. schüttelt ihn, der Durst zehrt ihn aus (Waggerl, Brot 112); F. messen; hohes F. haben, bekommen; dass er zumindest Temperatur (erhöhte Temperatur, zwischen 37º u. 38º liegend), wahrscheinlich aber F. hatte (Jens, Mann 174); körpereigene F. erzeugende Stoffe (Pyrogene), die auf das Temperaturregelungszentrum im Zwischenhirn einwirken (Medizin II, 300); mit F. im Bett liegen; b) fieberhafte Erkrankung: kurz darauf warf ihn ein F. nieder (Ceram, Götter 45). 2. (geh.) Zustand starker seelischer Erregung; das Besessensein von etw.: das F. der Spielleidenschaft hatte sie erfasst; rasendes F. der Ungeduld, der Enttäuschung (Remarque, Westen 198).

Universal-Lexikon. 2012.