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Rohr
Rohrleitung

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Rohr [ro:ɐ̯], das -[e]s, -e:
[zum Bau von Leitungen verwendeter] langer [an den Enden offener] zylindrischer Hohlkörper:
die Rohre der Wasserleitung; das Rohr des Ofens; Rohre verlegen; der Rahmen des Fahrrads besteht aus neun miteinander verlöteten Rohren; etwas durch ein Rohr pumpen.
Syn.: Röhre.
Zus.: Abflussrohr, Abzugsrohr, Ausgussrohr, Auspuffrohr, Blasrohr, Bleirohr, Gasrohr, Geschützrohr, Heizungsrohr, Kanonenrohr, Leitungsrohr, Ofenrohr, Regenrohr, Saugrohr, Stahlrohr, Überlaufrohr, Verbindungsrohr, Wasserrohr, Zuleitungsrohr.

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Rohr 〈n. 11
1. meist runder Hohlkörper zum Weiterleiten von Flüssigkeiten (Wasser\Rohr), Gasen (Gas\Rohr, Ofen\Rohr), Gegenständen (Geschütz\Rohr), Schallwellen (Hör\Rohr) u. a.
2. Pflanze mit rohrförmigem Stiel, Stängel od. Stamm, z. B. Bambus, Schilf
● \Rohre verlegen; ein dickes, dünnes, gebogenes, gerades \Rohr; er ist wie ein schwankendes \Rohr im Winde ein wankelmütiger, flatterhafter, unentschlossener Mensch; das Schiff feuerte aus allen \Rohren; aus \Rohr geflochtene Gartenstühle, Körbe [<ahd. ror <westgerm. *rauza <germ. *rausa <idg. *reus-; Erweiterung der Wurzel *er- „sich in Bewegung setzen“; Grundbedeutung „was sich im Winde bewegt“; → Röhre, verwandt mit Reuse]

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Rohr , das; -[e]s, -e [mhd., ahd. rōr = (Schilf)rohr; Schilf, H. u.]:
1.
a) <Pl. selten> Pflanze mit auffällig langem, rohrförmigem Halm, Stängel od. Stamm (z. B. Schilfrohr):
um den See wächst R.;
das Dach der Hütte ist mit R. gedeckt;
Stühle, Körbe aus R. (Peddigrohr);
spanisches R. (1. [dickes] Peddigrohr. 2. veraltet; Stock aus Peddigrohr);
ein schwankendes R. im Wind sein/schwanken wie ein R. im Wind (geh.; in seinen Entschlüssen unsicher sein; nach Luk. 7, 24);
b) <o. Pl.> (an einer Stelle) dicht wachsendes Schilfrohr; Röhricht:
Wasservögel nisten im R.
2. langer zylindrischer Hohlkörper [mit größerem Durchmesser], der vor allem dazu dient, Gase, Flüssigkeiten, feste Körper weiterzuleiten:
ein verstopftes R.;
das R. des Ofens, der Flöte;
die -e der Wasserleitung, Fernheizung;
-e [ver]legen;
das Schlachtschiff feuerte aus allen -en (Geschützrohren);
der Jäger saß mit geladenem R. (veraltet; Gewehr) auf dem Hochsitz;
voll[es] R. (ugs.; mit äußerster Kraft, höchster Leistung, Geschwindigkeit; urspr. Soldatenspr., von einem Geschütz[rohr], das mit größtmöglicher Ladung schießt: volles R. fahren).
3. (südd., österr.) Backröhre, -ofen.
4. (salopp) Penis.

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Rohr
 
[althochdeutsch ror »(Schilf)rohr«, »Schilf«],
 
 1) Botanik: Bezeichnung für verschiedene Pflanzen mit auffällig langen Halmen beziehungsweise Sprossen, z. B. Rohrkolben, Schilfrohr.
 
 2) Technik: Röhre, Hohlkörper von vorwiegend rundem Querschnitt aus Metall, Steinzeug, Ton, Zement, Glas, Kautschuk, Kunststoff u. a. zur Fortleitung von Flüssigkeiten, Dämpfen, Gasen, Phasengemischen; Stahlrohr dient auch als Konstruktionselement.
 
Herstellungsverfahren für Stahlrohre:
 
Schlitzrohre biegt man maschinell aus Blech und verbindet die Naht durch Falzen, Nieten oder Heftschweißen. Geschweißte Rohre werden aus rechteckigen Blechtafeln gerollt, gebogen oder gepresst. Man stellt sie aus Bandstahl her, der auf Rohrschweißwerken kontinuierlich mit gerader (Längsnahtrohr) oder schraubenförmiger Fuge (Spiralrohr) geformt wird. Nahtlose Rohre stellt man her durch Gießen in Formen mit Kernen oder nach dem Schleudergussverfahren, durch Lochpressen eines erhitzten Blockes, Ausbohren zylindrischer Werkstücke bei dickwandigen Rohren, Schmieden eines gelochten Blockes auf der Dornstange, Ziehen auf der Stoßbank oder auf der Ziehbank, Pressen oder Spritzen, elektrolytische Abscheidung oder durch Walzen nach verschiedenen Verfahren: Beim Schrägwalzverfahren (Mannesmann-Verfahren) wird der erwärmte Rundblock (Rundknüppel) zwischen zwei oder drei schräg nebeneinander liegenden, doppelkegligen (konischen), im gleichen Drehsinn umlaufenden Walzen in axialer Richtung schraubenförmig bewegt. Durch die Kombination von Zugspannungen in der Blockachse und Walzdruck bildet sich ein Hohlraum parallel zur Blockachse, der durch einen an einer Stange befestigten Dorn erweitert wird. Das Stiefel-Kegelwalzwerk hat zwei stumpfkegelige Walzen, der Stiefel-Scheibenapparat stumpfkegelige Scheiben, die im selben Drehsinn und parallel zueinander laufen. Das Aufweitewalzwerk mit zwei kegelförmigen Scheiben dient zum Aufweiten oder auch zum Glätten von Rohren. Im Stopfenwalzwerk (Stiefelgerüst, Stopfenstraße) wird die Rohrluppe über den stopfenförmigen Kopf einer Dornstange ausgewalzt. Das Walzgerüst besteht aus in der Höhe anstellbaren Walzen, in die mehrere gleiche Kaliber eingeschnitten sind. Ausgewalzt wird auf einem Kaliber in zwei Stichen, wobei der Rücklauf ohne Stopfen erfolgt. Beim älteren Schwedenwalzwerk erfolgt das Auswalzen in zwei Duo-Walzgerüsten über mehrere gestufte Kaliber in fünf bis acht Stichen. Bei der Herstellung nahtloser Rohre im kontinuierlichen Rohrwalzwerk durchläuft die zu walzende Rohrluppe zusammen mit einer Dornstange bis zu neun Walzgerüste mit abnehmenden Kalibern. Beim Stoßbankverfahren wird ein Hohlblock mit einer Dornstange durch mehrere enger werdende Stoßringe gedrückt und zum Rohr gestreckt. Im Reduzierwalzwerk werden erwärmte Rohre ohne Innenwerkzeug auf kleinere Durchmesser gebracht. Im Maßwalzwerk wird dem Rohr nur ein genauer Außendurchmesser gegeben. Das Pilgerschrittwalzwerk bearbeitet die warme Rohrluppe mit Walzen, die über mehr als die Hälfte des Walzenumfangs konisch kalibriert sind. Sobald das Kalibermaul die Luppe gefasst hat, wird sie unter Strecken ausgewalzt und mit dem Dorn vorgeschoben. Dreht sich der kleinere Walzendurchmesser über die Luppe, dann wird die Luppe um 90º gedreht und mit dem Dorn wieder zur Walze zurückgeführt, die den nächsten Abschnitt erfasst. Das Loch- und Streckwalzwerk ist eine Kombination des Schrägwalzwerkes und der Stopfenstraße. Im Trommelwalzwerk ist eine Aufweitung von Rohren möglich. Das Roeckner-Walzwerk dient zur Herstellung dickwandiger, langer Rohre, z. B. für Hochdruckbehälter. Es ist ein radial arbeitendes Schrägwalzwerk und besteht aus mehreren diametral auf dem Rohrumfang angeordneten Walzenpaaren von verschiedener Kalibergröße.
 
Herstellungsverfahren für Rohre aus anderen Materialien:
 
Kupfer, Messing: wie nahtlose Stahlrohre; Blei, Zinn: Pressen des flüssigen Metalls durch ein Mundstück, Bleirohre auch durch Strangpressen; Steinzeug: Pressen des plastischen Tonteiges, Trocknen, Brennen und Glasieren; keramische Abflussrohre: zusätzliche Sinterung zur Dichtung; Beton, Stahlbeton: Guss-, Stampf-, Rüttel- oder Schleuderverfahren, Holz- oder Stahlblechformen; Schamotte: Pressen des mit zerkleinerten, gebrannten Tonscherben gemischten Tonteiges; Glas: Glasrohre; Kunststoffe: Rohre aus Thermoplasten werden bis etwa 1 400 mm Durchmesser durch Extrudieren (Strangpressen) hergestellt, Großrohre durch Schweißen aus gebogenen Platten, Rohre aus glasfaserverstärktem Polyester- oder Epoxidharz im Wickelverfahren (Niederdruckpressverfahren). Verbunden werden die Rohre untereinander und mit Fittings durch Kleben, Schweißen oder mit Klemmverbindern. Anwendungen für Kunststoffrohre sind z. B. Wasser-, Abwasser-, Drän-, Gas-, Elektroisolierleitungen.
 
 3) Waffenkunde: Hauptteil von Feuerwaffen, in dem dem Geschoss durch die Pulvergase der Treibladung seine Bewegungsenergie erteilt wird. Die Züge im Inneren des Rohrs geben dem Geschoss den Drall. Rohre waren früher aus gebohrtem, jetzt aus gezogenem Schmiedestahl. - Im militärischen Sprachgebrauch verwendet man den Begriff bei allen Feuerwaffen, bei Gewehren und Faustfeuerwaffen für Jagd und Sport sowie bei Luftdruckwaffen spricht man meist von Lauf.
 

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Rohr, das; -[e]s, -e [mhd., ahd. rōr = (Schilf)rohr; Schilf, H. u.]: 1. a) <Pl. selten> Pflanze mit auffällig langem, rohrförmigem Halm, Stängel od. Stamm (z. B. Schilfrohr): um den See wächst R.; das Dach der Hütte ist mit R. gedeckt; Die Hütte war aus trockenem R. gebaut (Wiechert, Jeromin-Kinder 362); Stühle, Körbe aus R. (Peddigrohr); *spanisches R. (1. [dickes] Peddigrohr. 2. veraltet; Stock aus Peddigrohr); ein schwankendes R. im Wind sein/schwanken wie ein R. im Wind (geh.; in seinen Entschlüssen unsicher sein; nach Luk. 7, 24): eine Identifikationsfigur, dazu wäre der Arzt nicht geeignet, dieses R. im Wind (Loest, Pistole 234); ∙ ... und der sanfte Fluss zwischen den lispelnden -en dahingleitete (Goethe, Werther I, 18. August); b) <o. Pl.> (an einer Stelle) dicht wachsendes Schilfrohr; Röhricht: Wasservögel nisten im R. 2. langer zylindrischer Hohlkörper [mit größerem Durchmesser], der vor allem dazu dient, Gase, Flüssigkeiten, feste Körper weiterzuleiten: ein verstopftes R.; das R. des Ofens, der Flöte; die -e der Wasserleitung, Fernheizung; -e [ver]legen; Im Erdgeschoss ... stand ein kleiner Ofen mit einem bis in den zweiten Stock gewundenen R., das etwas Wärme abgab (Seghers, Transit 183); das Schlachtschiff feuerte aus allen -en (Geschützrohren); Panzer fuhren schwerfällig in die Kurve, schwenkten schwerfällig ihre -e (Geschützrohre; Böll, Adam 65); der Jäger saß mit geladenem R. (veraltet; Gewehr) auf dem Hochsitz; *voll[es] R. (ugs.; mit äußerster Kraft, höchster Leistung, Geschwindigkeit; urspr. Soldatenspr., von einem Geschütz[rohr], das mit größtmöglicher Ladung schießt); Er packte mich und schmiss mich volles R. gegen ein Auto (Christiane, Zoo 214); volles R. (mit Vollgas) fahren; ein R. verlegen (salopp selten; Geschlechtsverkehr ausüben); jmdn. auf dem R. haben (ugs.; Schlimmes mit jmdm. vorhaben; eigtl. = mit dem Rohr [= Lauf 8] auf jmdn. zielen); etw. auf dem R. haben (ugs.; etw. [Schlimmes] vorhaben); etw. ist im R. (ugs.; etw. [Schlimmes] ist zu erwarten, zu befürchten; urspr. wohl Soldatenspr.). 3. (südd., österr.) Backröhre, -ofen: den Teller mit dem gebratenen Fleisch in das R. schieben (Innerhofer, Schattseite 55). 4. (salopp) Penis; *sich <Dativ> das R. verbiegen (salopp; [vom Mann] eine Geschlechtskrankheit bekommen).

Universal-Lexikon. 2012.