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Frauenhaus
Frau|en|haus 〈n. 12u
1. 〈bes. im MA Bez. für〉 Bordell
2. 〈heute〉 Haus, in dem von ihren Männern misshandelte Frauen Schutz u. Beratung finden

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Frau|en|haus, das:
1. (von Frauen, einer Frauengruppe geleitete) Institution, in der Frauen, die von ihren Männern misshandelt werden, [mit ihren Kindern] aufgenommen werden, Schutz u. Hilfe finden.
2. (Völkerkunde)↑ gemeinschaftliches (1) Haus, in dem (bei manchen Völkern) die heiratsfähigen Mädchen meist unter Aufsicht der älteren Frauen wohnen.

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I
Frauenhaus,
 
autonome oder von gemeinnützigen Organisationen unterstützte Einrichtung, in der Frauen, die von ihrem Partner körperlich und/oder seelisch misshandelt wurden, vorübergehend, auch mit ihren Kindern, wohnen können. Nach neueren Schätzungen werden in Deutschland rund 4 Millionen Frauen (aus allen Gesellschaftsschichten) von ihren Männern geschlagen, vergewaltigt oder bedroht. Von - häufig ehrenamtlichen - Mitarbeiterinnen (Sozialarbeiterinnen, Psychologinnen, Rechtsanwältinnen) werden die betroffenen Frauen u. a. in Scheidungs- und Versorgungsfragen beraten sowie bei Arbeitsplatz- und Wohnungssuche unterstützt. Autonome Frauenhäuser werden in der Regel von Vereinen (Frauen helfen Frauen) getragen und aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und Bußgeldzuweisungen sowie öffentlichen Geldern finanziert. - Die Gründung von Frauenhäusern geht auf Initiativen der Frauenbewegung zurück. Das erste europäische Frauenhaus wurde 1971 in Großbritannien, das erste deutsche Frauenhaus 1976 in Westberlin gegründet.
II
Frauenhaus,
 
1) Sozialwesen: autonome oder von gemeinnützigen Organisationen getragene Einrichtung, in der Frauen, die von Männern körperlich und seelisch misshandelt wurden, vorübergehend (mit ihren Kindern) wohnen können. 1996 gab es in Deutschland circa 400 Frauenhäuser, in denen jährlich etwa 40 000 Frauen mit ihren Kindern Unterkunft fanden. Von - häufig ehrenamtlichen - Mitarbeiterinnen (Psychologinnen, Rechtsanwältinnen, Sozialarbeiterinnen) werden die betroffenen Frauen u. a. in Scheidungs- und Versorgungsfragen beraten sowie bei Arbeitsplatz- und Wohnungssuche unterstützt. Autonome Frauenhäuser werden in der Regel von Vereinen (»Frauen helfen Frauen«) getragen. Frauenhäuser finanzieren sich aus Spenden, Mitgl.-Beiträgen und Bußgeldzuweisungen sowie öffentlichen Geldern (Länder und Kommunen). Die Gründung von Frauenhäusern geht auf Initiativen der Frauenbewegung zurück. Das erste Frauenhaus in Europa wurde 1971 in Großbritannien von Erie Pizzey (* 1939) gegründet (»Chiswik Women's Aid Center«); das erste deutsche Frauenhaus entstand 1976 in Berlin (West).
 
Literatur:
 
F. Gewalt in der Ehe u. was Frauen dagegen tun, hg. v. S. Haffner (31981);
 
Hilfen für mißhandelte Frauen, bearb. v. C. Hagemann-White u. a. (1981);
 E. Pizzey: Schrei leise. Mißhandlungen in der Familie (a. d. Engl., Neuausg. 37.-39. Tsd. 1989);
 D. Gloor u. a.: Frauenalltag u. soziale Sicherheit. Schweizer Frauenhäuser u. die Situation von Frauen nach einem Aufenthalt (Chur 1995).
 
 2) Völkerkunde: Gemeinschaftshaus, in dem bei manchen Völkern die heiratsfähigen Mädchen meist unter Aufsicht der älteren Frauen wohnen. Das Frauenhaus (u. a. anzutreffen in Indien, Hinterindien, auf den Philippinen, in Mikro- und Melanesien sowie in Ostafrika) ist wesentlich seltener als das Männerhaus.

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Frau|en|haus, das: 1. (von Frauen, einer Frauengruppe geleitetes) Haus, in dem Frauen, die von ihren Männern misshandelt werden, [mit ihren Kindern] aufgenommen werden, Schutz u. Hilfe finden: Heute fordern die Feministinnen Frauenhäuser, um den Verprügelten zu einem eigenen Leben zu verhelfen (Spiegel 28, 1976, 15). 2. (Völkerk.) Gemeinschaftshaus, in dem (bei manchen Völkern) die heiratsfähigen Mädchen meist unter Aufsicht der älteren Frauen wohnen. 3. Bordell: ein Rudel fahrender Fräulein, die aus dem -e „Zum Esel“ von Würzburg herkamen (Heine, Rabbi 466).

Universal-Lexikon. 2012.