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abmischen
ạb||mi|schen 〈V. tr.; hat; Tontech.〉 mixen, mischen ● Musik, Songs einer Aufnahme \abmischen

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ạb|mi|schen <sw. V.; hat (Film, Rundfunk, Fernsehen):
mischen (6):
den Sound, ein Album a.

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abmischen,
 
auch mix-down, bei der Studioproduktion von Musik im Mehrspurverfahren der letzte Arbeitsgang. Ausgangspunkt des Abmischvorgangs ist ein auf einem Mehrspurband komplett synchronisierter Musiktitel, der nach dem Mischen in seiner endgültigen Fassung als Stereo-Urband (Mastertape) auf einem 1/4-Zoll-Tonband (»Schnürsenkel«), auf DAT (Digital Audiotape) oder U-Matic-Band vorliegt. Auf dem Mehrspurband sind die Einzelspuren aus Fremdspannungsgründen voll ausgesteuert; die Lautstärke der einzelnen Instrumente und Stimmen entspricht also nicht den musikalischen Relationen. Die Signale der Einzelspuren sind noch unverhallt, ohne Effekte, und sowohl klanglich als auch in der Richtungsverteilung nicht endgültig festgelegt. Beim Abmischen wird die musikalische Balance hergestellt (ausgewogenes Lautstärkeverhältnis der Instrumente und Vokalstimmen zueinander) und die klangliche Gestaltung durch Einsatz von Filtern und Effektgeräten (Chorus-Effekt, Exciter, Pitch-Shifter usw.), die Gestaltung räumlicher Parameter (Hall, Verzögerungen) und die Richtungsverteilung sowie Panoramaeffekte durch Panpots vorgenommen. Dem ausführenden Tonmeister (Mixing Engineer) steht dafür ein Mischpult zur Verfügung, das für jede aufgezeichnete Spur gesonderte Regelmöglichkeiten enthält. Für sehr komplexe Klangbilder, die eine ständige Veränderung der Einstellungen erfordern und damit das menschliche Leistungsvermögen übersteigen, sind computergestützte Mischpulte entwickelt worden, die inzwischen zum Standard jedes gut ausgerüsteten Studios gehören. Der Computer speichert die Einstellwerte der einzelnen Spuren und reproduziert sie bei jedem erneuten Durchlauf automatisch, sodass jeweils immer nur die Korrekturen von Hand auszuführen sind. Mit der Einführung des digitalen Aufzeichnungsverfahrens (Digital Recording) Ende der Siebzigerjahre ist die Technologie der Musikproduktion grundlegend revolutioniert worden; mit der allmählichen Verbreitung des HD-Recording seit Mitte der Achtzigerjahre hat sich auch die Arbeitsweise beim Abmischen gewandelt. Aus den Tonbandspuren sind dabei auf Festplatte abgelegte Dateien geworden, die sowohl separat wie auch in ihrem Verhältnis zueinander am Bildschirm editierbar sind. Aufbau und Funktionsweise eines Mischpults samt Peripherie werden vom Computer simuliert. Die Bedienung erfolgt per Maus auf dem Monitor. Sämtliche Klangbearbeitungen werden in Echtzeit auf rechnerischem Weg vollzogen. Seit Beginn der Neunzigerjahre nutzt man das HD-Recording häufig in Kombination mit der traditionellen Produktion mittels Mehrspurband: die per Computer vorproduzierten Soundbestandteile werden nach Fertigstellung auf Tonband umkopiert und dann in herkömmlicher Weise abgemischt.
 
In den letzten Jahrzehnten, insbesondere mit der Entwicklung der Rockmusik, hat die Klangqualität (Sound) als eigenständiges Gestaltungsmittel erheblich an Bedeutung gewonnen und den Mischvorgang damit so unentbehrlich gemacht, dass er hier seit der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre auch bei der Livedarbietung (live) von Musik zur Anwendung kommt. Dabei laufen die Instrumente und Mikrofone jeweils getrennt über die Kanäle des von (mindestens) einem Techniker bedienten Mischpults, und erst das gemischte Gesamtergebnis wird dann auf die Lautsprecheranlage im Saal (PA-Anlage) gegeben.
 
Die Entdeckung der künstlerischen Nutzungsmöglichkeiten des Abmischens und ihr bewusster und zielgerichteter Einsatz als ästhetisches Gestaltungsmittel verbindet sich hauptsächlich mit den Namen von Phil Spector (* 1940), der Anfang der Sechzigerjahre erstmals die in der Studiotechnik liegenden klanglichen Möglichkeiten für das von ihm entwickelte Soundmodell voll ausschöpfte, und George Martin (* 1926), der als Produzent der Beatles die Mischtechnik zu einem integralen Bestandteil des strukturellen Aufbaus ihrer Songs gemacht hat. Seither steht hinter jedem erfolgreichen Song in der Regel auch ein namhafter Produzent. Standards in der Studioarbeit sind in den Siebzigerjahren u. a. von Alan Parsons (* 1949) mit seinem Sinfonik-Rock-Projekt und von Giorgio Moroder (* 1941) im Umfeld des Discosound sowie in den Achtzigerjahren vor allem durch Brian Eno (* 1948) und Trevor Horn (* 1949) gesetzt worden. Einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung des Studiosounds (Studio) haben mit ihren Mischkonzeptionen neben vielen anderen insbesondere das britische Autoren- und Produzententeam Mike Stock (* 1951), Matt Aitken (* 1956) und Pete Waterman (* 1947) (Eurobeat) und der mit seinem On-U-Sound (Reggae) zur Kultfigur der britischen Musikszene gewordene Adrian Sherwood (* 1946) ausgeübt. Neue Impulse gingen auch von den Dancemix-Versionen des New Yorker Produzenten Arthur Baker (* 1955) aus (Hip-Hop).

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ạb|mi|schen <sw. V.; hat (Film, Funk, Ferns.): mischen (6): Lieder, eine CD a.; Zu den ... miserabel abgemischten Klängen der Rockbands machte sich Kirmesstimmung breit (Welt 16. 8. 86, 18).

Universal-Lexikon. 2012.