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Mähren
Mährer

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Mäh|ren; -s:
Gebiet in Tschechien.

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Mähren
 
[nach der March], tschechisch Mọrava, historisches Gebiet in Mitteleuropa, zwischen Böhmen und der Slowakei, heute Landesteil der Tschechischen Republik.
 
Mähren liegt zwischen Bömisch-Mähren Höhe, Ostsudeten und Westkarpaten im Einzugsgebiet der March. Es ist ein Durchgangsland, das sich in der Mährischen Pforte (Senke zwischen Sudeten und Karpaten, von Bečva und Oder durchflossen) zum Oder- und Weichselgebiet, im Süden mit dem Marchtal zu den Donauländern öffnet. Die Landesmitte bildet das Marchbecken (180-250 m über dem Meeresspiegel). Im Westen steigt das Böhmische Massiv über das westmährische Plateau (400-700 m über dem Meeresspiegel) sanft gegen die Bömisch-Mähren Höhe an. Im Osten liegt das von den Karpaten getrennte Marsgebirge (tschechisch Chřiby) und teilt Mähren in ein nördliches und ein südliches Becken. Das nordmährische Becken mit dem Hauptort Olmütz umfasst die fruchtbare Hanna, öffnet sich zur Mährischen Pforte und hat bei Ostrau Anteil am oberschlesischen Steinkohlenrevier. Im südmährischen Becken erstreckt sich nördlich des Hauptortes Brünn der höhlenreiche Mährische Karst (400 bis 500 m über dem Meeresspiegel, bis 8 km breit, 25 km lang) mit der Býčískála-Höhle.
 
Die Bevölkerung besteht zum größten Teil aus Tschechen, im Südosten leben Slowaken. Die Deutschen, die 1931 einen Anteil von 22,9 % an der Gesamtbevölkerung Mährens hatten, wohnten in geschlossenen Siedlungsgebieten besonders im Norden und Süden, ferner in Sprachinseln um Brünn, Olmütz und Wischau. (Sudetendeutsche)
 
Die Bodenschätze, besonders Stein- und Braunkohle, Eisen-, Blei- und Zinkerz, Erdöl und Erdgas, waren die Grundlage für die Entstehung der Eisen erzeugenden und Eisen verarbeitenden Industrie. Außerdem sind Nahrungsmittel-, Textil-, chemische und Lederindustrie verbreitet. Die Hanna liefert Weizen, die Bömisch-Mähren Höhe Kartoffeln, Südmähren Gemüse (Konservenherstellung) und Wein (fast nur Weißweine).
 
 Geschichte
 
Bis in die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. war das Gebiet an der March von Kelten besiedelt. Danach beherrschten germanische Stämme das Land (Quaden, Heruler, Langobarden, Rugier), die im 6. Jahrhundert von Slawen verdrängt wurden. Anfang des 9. Jahrhunderts entstand das Großmährische Reich. Mit seinem Zerfall wurde Mähren ein Streitobjekt zwischen Ungarn und Böhmen. Nach kurzer polnischer Herrschaft setzte sich Böhmen 1029 in Mähren durch, das danach den nachgeborenen böhmischen Herzogssöhnen zugedacht wurde. 1182 erhob Kaiser Friedrich I. Barbarossa Mähren zur Markgrafschaft und verlieh dieser die Reichsunmittelbarkeit, ohne dass dadurch die lehnsrechtliche Bindung an Böhmen aufgehoben wurde. Im Zuge der deutschen Ostsiedlung wuchs der deutsche Bevölkerungsanteil beträchtlich. Die nordmährische Städte übernahmen das Magdeburger, die südmährischen Städte süddeutsches Recht. Hauptstadt war bis 1641 Olmütz, danach Brünn. Nach dem Aussterben der markgräflichen Linie machte Kaiser Karl IV. Mähren zu einer Sekundogenitur der Luxemburger; 1411 kam Mähren an den König von Böhmen und über diesen an Kaiser Siegmund, der es 1423 Herzog Albrecht V. von Österreich überließ (ab 1490 Personalunion mit Böhmen). Nach der Schlacht von Mohács (1526) fiel Mähren mit Böhmen endgültig an die Habsburger; 1849 wurde es Kronland in Österreich (»Österreichisch-Schlesien«), am 28. 10. 1918 Teil der neu geschaffenen Tschechoslowakei (1918-49 als Land Mähren [ab 1928 Land Mähren-Schlesien] eigene Verwaltungseinheit). (Mährischer Ausgleich)
 
Literatur:
 
Hb. der Gesch. der böhm. Länder, hg. v. K. Bosl u. a., 4 Bde. (1967-74);
 W. Sperling: Tschechoslowakei (1981);
 L. Schacherl: M. (31985);
 E. Schwarz: Volkstumsgesch. der Sudetenländer, Bd. 2 (21987);
 F. Seibt: Dtl. u. die Tschechen (31997).
 

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Mäh|ren; -s: Gebiet in Tschechien.

Universal-Lexikon. 2012.