Futurologie
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Zu|kunfts|for|schung 〈f. 20; unz.〉 systemat. u. krit. Untersuchung von Fragen, die sich aus der voraussichtl. Entwicklung der Menschheit ergeben; Sy Futurologie
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Zu|kunfts|for|schung, die:
Futurologie.
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Zukunftsforschung,
interdisziplinär angelegte Forschungsrichtung, die sich mit Fragen zukünftiger Entwicklungen v. a. in den Bereichen Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Technik, Kultur, Umwelt und Bevölkerung beschäftigt. Auch die Möglichkeiten und Grenzen einer wissenschaftlichen Erkundung der Zukunft sowie die Bestätigung oder Kritik vorhandener Zukunftsentwürfe gehören zu ihren Aufgaben. Häufig wird Zukunftsforschung mit der 1943 erstmals von O. K. Flechtheim begrifflich gefassten Futurologie gleichgesetzt. Während sich diese in drei unterschiedliche Bereiche - Zukunftsforschung im engeren Sinn (Prognosen, Projektionen), Zukunftsgestaltung (Programmierungen, Planungen) und Zukunftsphilosophie - gliedern lässt, zielt Zukunftsforschung in heutiger Sichtweise zum einen darauf, mit wissenschaftlichen Methoden zukünftige Entwicklungen abzuschätzen beziehungsweise vorauszusagen (Prognose), und zum anderen darauf, mithilfe von Modellen und Szenarien (Weltmodelle) Beschreibungen künftiger Gesellschaften und Entwicklungen zu erstellen und so zu verbesserten politischen und gesellschaftlichen Planungen und Entscheidungen beizutragen.
Blieb das immer schon vorhandene Interesse an der Zukunft in den vorindustriellen Gesellschaften auf den Entwurf utopischer oder visionärer Modelle oder auf den Versuch beschränkt, aus der Abfolge historischer Ereignisse und Prozesse auf deren erneute Wiederholung in der Zukunft zu schließen (z. B. Kreislauf der Verfassungen oder wie bei G. B. Vico der Kulturen), so ist die Entwicklung einer Zukunftsforschung im eigentlichen Sinne an die mit der Industriegesellschaft verbundenen Erfahrungen sozialen Wandels gebunden. Nicht zuletzt unter dem Eindruck des Erfolgs empirisch orientierter (Natur-)Wissenschaften im 19. Jahrhundert kam die Vorstellung auf, mithilfe wissenschaftlicher Methoden gesellschaftliche, technische und kulturelle Entwicklungen vorhersagen zu können. Schließlich spielten geschichtsphilosophisch bestimmte Erwartungen (Fortschritt) und Stadienmodelle (Wirtschaftsstufen), etwa die von A. Comte oder K. Marx, auch noch in den Zukunftserwartungen des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. An ihre Stelle sind zum Teil jedoch andere, eher gesellschaftlich immanent entwickelte Modelle getreten (M. Weber, J. Fourastié, W. W. Rostow, T. Parsons, J. K. Galbraith, H. Kahn). Das Interesse an Zukunftsforschung spiegelten auch die die 1950er- und 60er-Jahre prägenden optomistischen Vorstellungen eines unbegrenzten technischen und wissenschaftlichen Fortschritts, einer nachholenden, aber prinzipiell unproblematische Modernisierung der Entwicklungsländer, einer auf die UNO gestützten Weltfriedensordnung und der friedlichen Nutzung der Kernenergie wider. Im Zusammenhang der gesellschaftlichen Reformbestrebungen der 1960er-Jahre kam der Zukunftsforschung dann v. a. das Interesse an bildungspolitischen und sozialstaatlichen Fragen zugute. Demgegenüber sind die Fragestellungen und Szenarien der Zukunftsforschung heute deutlich von den Vorstellungen der »Grenzen des Wachstums«, der Erschöpfung natürlicher Ressourcen, zunehmender Umweltschäden und unabsehbarer technischer Risiken geprägt (Technikfolgenabschätzung). Im Zentrum der Zukunftsforschung steht daher weniger das Extrapolieren gesellschaftlicher Entwicklungsmöglichkeiten auf der Basis erwünschter Trends als vielmehr die Orientierung an den ungelösten Problemen der Gegenwart. Ausprägung, Zielsetzung und Ergebnisse gegenwärtiger Zukunftsforschung sind nicht in erster Linie von einem methodischen Fortschritt abhängig, obwohl Computersimulation und andere informationstechnische Innovationen hier eine wichtige Rolle spielen können, sondern davon, welche forschungsleitenden Vorstellungen in Erwägung gezogen werden. Hierzu gehören ebenso Annahmen über die »Natur« des Menschen und seine Handlungsmöglichkeiten wie die Bewertung sozialer Situationen, Institutionen und Interaktionsmuster, die Vorstellungen über die Vorhersehbarkeit von Wissen und Erfindungen, die Frage nach den Möglichkeiten der Beeinflussung gesellschaftlicher und politischer Prozesse und nicht zuletzt die Reflexion darauf, wie und in welchem Umfang sich langfristige Prognosen aus vorhandenem Wissen ableiten lassen. (Innovation)
B. de Jouvenel: Die Kunst der Vorausschau (a. d. Frz., 1967);
C. F. von Weizsäcker: Gedanken über unsere Zukunft (31968);
H. Kahn u. A. J. Wiener: Ihr werdet es erleben. Voraussagen der Wiss. bis zum Jahre 2000 (a. d. Engl., Neuausg. 41.-55. Tsd. 1972);
O. K. Flechtheim: Der Kampf um die Zukunft. Futurologie (Neuausg. 1980);
A. Toffler: Die dritte Welle - Zukunftschance (a. d. Engl., Neuausg. 1987);
M. F. Jischa: Herausforderung Zukunft. Techn. Fortschritt u. ökolog. Perspektiven (1993).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Zukunftsforschung: Prognose und Zukunftsgestaltung
Methoden der Zukunftsforschung
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Zu|kunfts|for|schung, die <o. Pl.>: Futurologie.
Universal-Lexikon. 2012.