Akademik

Vatikanstadt
Kirchenstaat; Vatikan

* * *

Va|ti|kan|stadt 〈[ va-] f. 7u; unz.〉 Stadtteil Roms mit den päpstlichen Regierungsgebäuden, der Bibliothek u. der Peterskirche

* * *

Va|ti|kan|stadt, die; -:
Stadtstaat im Nordwesten Roms, in dem der Vatikan (1) liegt.

* * *

Vatikanstadt
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 0,44 km2
 
Einwohner: (1999) knapp 1 000
 
Hauptstadt:
 
Amtssprachen: Italienisch und Latein
 
Nationalfeiertag: 22. 10.
 
Währung: 1 Euro (EUR, ) = 100 Cents
 
Zeitzone: MEZ
 
[v-], Staat der Vatikanstadt, italienisch Stato della Città del Vaticano [-tʃit'ta-], selbstständiges, im Bereich von Rom durch die Lateranverträge 1929 geschaffenes päpstliches Staatsgebiet rechts des Tiber, umfasst 0,44 km2 mit knapp 1 000 Einwohnern (1999). Das Bürgerrecht ist in der Regel an den Wohnsitz im Vatikan und eine entsprechende Funktion gekoppelt. Die Vatikanstadt wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Der souveräne Staat Vatikanstadt ist eine absolute Wahlmonarchie. Der Papst ist Souverän und nach dem Staatsgrundgesetz von 2001 (am 22. 2. inKraft getreten und das Staatsgrundgesetz vom 7. 6. 1929 ablösend) Inhaber aller legislativen, exekutiven und richterlichen Gewalt. Seine Vollmachten als Oberhaupt der katholischen Kirche übt der Papst über die römische Kurie aus. Ihm gegenüber verantworlich für die weltlichen Angelegenheiten der Vatikanstadt ist der Präsident der Kardinalskommission. Zuständig für die außenpolitischen Beziehungen der Vatikanstadt und Anlaufstelle für den Kontakt zum Papst bei wichtigen Staatsangelegenheiten ist das Staatssekretariat. Für die Aufsicht über die Verwaltung der Vatikanstadt besteht eine eigene Päpstliche Kommission. Bei Sedisvakanz ruht die päpstliche Jurisdiktion; die Leitungsvollmacht für die laufenden Angelegenheiten liegt während dieser Zeit beim Camerlengo. Von der Vatikanstadt, dem weltlichen Herrschaftsbereich des Papstes, ist das selbstständige Völkerrechtssubjekt Heiliger Stuhl zu unterscheiden.
 
Wappen:
 
Das Wappen zeigt in rotem Schild die päpstlichen Insignien: die Tiara sowie die Schlüssel Petri (ein goldener und ein silberner), die die höchste geistliche Gewalt in der Kirche symbolisieren (Gewalt zu »binden« und zu »lösen«). päpstliches Wappen
 
Streitkräfte:
 
Die Vatikanstadt unterhält keine eigenen Streitkräfte, die Schweizergarde übt Ordnungs- und Ehrendienste aus.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Die Grenze dieses kleinsten Staates der Erde wird an drei Seiten durch die Befestigungsmauern des 16./17. Jahrhunderts gebildet. Zur Vatikanstadt gehören der Vatikanpalast mit den Vatikanischen Museen und Gärten, die Peterskirche und der Petersplatz. Freies Eigentum des Heiligen Stuhls sind außerhalb des Vatikans ferner die auf italienischem Staatsgebiet in Rom gelegenen, aber exterritorialen Kirchen San Giovanni in Laterano, Santa Maria Maggiore, San Paolo fuori le mura, der Lateran, mehrere Paläste als Sitz von Kurialorganen sowie der päpstliche Sommerpalast und die Villa Barberini in Castel Gandolfo in den Albaner Bergen. Seit 1951 ist auch der auf italienischem Staatsgebiet gelegene vatikanische Rundfunksender der päpstlichen Hoheit unterstellt.
 
Bildungswesen:
 
Die Vatikanstadt verfügt über angesehene Hochschulen, die speziell der Ausbildung von Priestern und hohen Geistlichen dienen (z. B. Gregoriana und Urbaniana). Die Vorbildung erfolgt auf über 20 national gegliederten Kollegs.
 
Publizistik:
 
Halbamtliche Tageszeitung ist »L'Osservatore Romano« in italienischer Sprache (gegründet 1861, Auflage 20 000; wöchentliche Ausgaben in englischer, französischer, spanischer, portugiesischer und deutscher Sprache, monatliche Ausgabe in Polnisch). Monatlich erscheint das Amtsblatt »Acta Apostolicae Sedis« (gegründet 1909) zum Abdruck von Enzykliken und päpstlichen Verlautbarungen (Auflage weltweit etwa 6 000 Exemplare). - Nachrichtenagentur: Das Presse- und Informationsamt »Sala Stampa« veröffentlicht täglich die offiziellen Nachrichten über die Aktivitäten des Papstes und der Dikasterien des Heiligen Stuhls. Tägliche Zusammenfassungen in mehreren Sprachen verbreitet der »Vatican Information Service« (VIS). - Rundfunk: »Radio Vaticana« (gegründet 1931) sendet in 35 Sprachen; Aufgabe des Senders, der weder Rundfunkgebühren erhebt noch Werbung ausstrahlt, ist die Verbreitung der katholischen Lehre, die Vermittlung von Stellungnahmen der Kurie zu moralischen und gesellschaftlichen Problemen sowie die Verbindung zwischen Heiligem Stuhl und Gläubigen in aller Welt. Das vatikanische Fernsehzentrum »Centro Televisivo Vaticano« (CTV, gegründet 1983) besitzt das Exklusivrecht für Fernsehaufnahmen im Vatikan. Die Station zeichnet täglich die öffentlichen Handlungen des Papstes auf und vertreibt die Aufnahmen weltweit an Agenturen und Fernsehanstalten. Übertragungen von den Reisen des Papstes sowie ein Wochenmagazin (»Octava dies«) werden von anderen katholischen Fernsehsendern übernommen und weltweit direkt über Satellit ausgestrahlt. Die CTV produziert ferner Dokumentarfilme und Homevideos und führt seit 1984 ein Videoarchiv.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Aufgrund einer Währungsunion mit Italien ist in der Vatikanstadt seit 1. 1. 2002 der Euro gesetzliches Zahlungsmittel. Die wirtschaftlichen Interessen der Vatikanstadt werden durch zahlreiche Banken vertreten, außerdem ist sie an mehreren Industrieunternehmen beteiligt und verfügt über beträchtlichen Immobilienbesitz. Eine Steuerpflicht besteht nicht. 1993 wurde nach 23 Jahren Haushaltsdefizit erstmals ein Überschuss erreicht; Einnahmen von 169 Mio. US-$ (einschließlich der weltweiten Sammlung des Peterspfennigs von 59,9 Mio. US-$) standen Ausgaben in Höhe von 167,5 Mio. US-$ gegenüber.
 
Der Vatikan gibt eigene Briefmarken und Münzen heraus, besitzt eine Druckerei, Werkstätten, ein Kraftwerk, ein Post- und Telegrafenamt und ist mit einem eigenen Bahnhof an das Netz der italienischen Staatsbahnen angeschlossen.Papsttum, Kirchenstaat.
 
Literatur:
 
Winfried Schulz: Lo Stato della Città del Vaticano e la Santa Sede, in: Apollinaris, Jg. 51 (Rom 1978); Winfried Schulz: Leggi e disposizioni usuali dello Stato della Città del Vaticano, 2 Bde. (ebd. 1981-82);
 P. Ciprotti: Aggiornati gli organi giudiziari ecclesiastici e civili dello Stato della Città del Vaticano, in: Apollinaris, Jg. 60 (ebd. 1987); H. Benz: Finanzen u. Finanzpolitik des Hl. Stuhls. Röm. Kurie u. Vatikanstaat seit Papst Paul VI. (1993);
 B. Hülsebusch: Vatikan von innen. Ein Rundgang durch die Stadt des Papstes (Graz 1997);
 L. Accattoli u. G. Galazka: Alltag im Vatikan. Einblicke (a. d. Ital., 1998);
 
Vatikanlex., hg. v. N. Del Re (a. d. Ital., 1998).

* * *

Va|ti|kan|stadt, die; -: Stadtstaat im Nordwesten von Rom, in dem der ↑Vatikan (1) liegt.

Universal-Lexikon. 2012.