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Pa|last [pa'last], der; -[e]s, Paläste [pa'lɛstə]:schlossähnliches, prunkvolles Gebäude:
der Palast der Königin.
Syn.: ↑ Schloss.
Zus.: Dogenpalast, Kaiserpalast.
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Pa|lạst 〈m. 1u〉
1. Schloss
2. Prachtbau
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Pa|lạst , der; -[e]s, Paläste [(mit frühnhd. zugefügtem t für) mhd. palas < afrz. palais, pales < spätlat. palatium = kaiserlicher Hof < lat. Palatium = Name eines der sieben Hügel Roms, auf dem Kaiser Augustus u. seine Nachfolger ihre Wohnung hatten]:
Schloss, großer Prachtbau (der Feudalzeit):
der P. des Königs;
Ü die Paläste der Reichen (oft abwertend; pompösen Bauten).
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Palạst
[mittelhochdeutsch palas, über altfranzösisch palais, pales von spätlateinisch palatium »kaiserlicher Hof«] der, -(e)s/...'läste, allgemeine Bezeichnung für einen prachtvollen fürstlichen oder herrschaftlichen Wohnsitz oder ein weitläufiges Stadthaus, das von einer vornehmen, meist adeligen Familie oder einem geistlichen Würdenträger bewohnt wurde.
Grundlegend für die Entwicklung des italienischen Stadtpalasts (Palazzo) war die Architektur in Florenz; am Anfang stehen der Palazzo Medici-Riccardi (1444-60) von Michelozzo mit seiner klaren Geschosseinteilung sowie der Palazzo Rucellai (1446-51) von L. B. Alberti mit seiner Pilastergliederung. Der französische Stadtpalast erlebte seine Blüte im 17. Jahrhundert (Hôtel); die Bezeichnung Palais steht für Schloss, Residenz (z. B. eines Botschafters) und große öffentliche Prachtbauten unterschiedlicher Bestimmung (Justiz-, Ausstellungsgebäude). Im englischsprachigen Bereich ist das repräsentative städtische Wohnhaus oder öffentliche Gebäude das »House« (House of Parliament), Schloss, Adelssitz (auf dem Lande) und Burg das »Castle«. Im deutschsprachigen Raum wird neben Palast (Völkerbundpalast) auch Palais verwendet (Palais Preysing in München). Der Palast- beziehungsweise Schlossbau war bis ins 19. Jahrhundert neben dem Kirchenbau eine der wichtigsten Aufgaben der Architektur.
Da der ägyptische Palast im Gegensatz zu Tempel- und Grabanlagen aus Lehmziegeln errichtet wurde, haben sich nur wenige Reste erhalten: aus dem Neuen Reich die Palastanlagen Echnatons in Amarna und der Palast seines Vaters Amenophis III. in Theben (Molgata, arabisch el-Malkata). Jeder Palast hatte traditionell hohe Mauern und diente der Repräsentation; die Wohnbereiche waren zum Teil ausgegliedert (Amarna).
Der Palast im Alten Orient ist vielräumig angelegt (mehrere Hofsysteme, Thronsaal), er ist in Babylonien seit der 1. Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. belegt (Kisch, Eridu, Mari und Ebla in Syrien). Der Palast lag oft erhöht, nahm einen großen Teil der Stadt ein und besaß Wirtschafts-, Verwaltungs-, Repräsentations- und Wohntrakte sowie Befestigungsanlagen. Am Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. ist neben dem Palast auch das reine »Fort« (das spätere assyrische »ekal mascharti«) belegt (Tell Brak; Assur: »Alter Palast«). Schon von seinen Zeitgenossen gerühmt wurde der Palast des Zimrilim von Mari.
Im Iran sind ebenfalls seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. vielräumige Palastkomplexe ähnlich den babylonischen Anlagen nachzuweisen (Anschan, Dur-Untasch, Schar-e Sochta). Die Palast der Meder (Godintepe, Nuschijan) zeichneten sich durch große Säulensäle, v. a. die Audienzhalle (»Apadana«), aus, die bei achaimenidischen Bauten gewaltige Ausmaße erreichten (Persepolis: 65 × 65 m).
In Syrien fand im 1. Jahrtausend v. Chr. der syrohethitische Palasttyp Verbreitung. Bei diesem »Bit Hilani« genannten Palasttyp liegt ein Breitraum vor dem ebenfalls breit gelagerten Repräsentationsraum; die Vorhalle öffnet sich meist über Stufen zum Hauptsaal, das Dach wird von Stützen getragen. Seitlich neben der Vorhalle angeordnet sind oft zwei Türme; hier befinden sich häufig auch Nebenräume, die sonst stets im hinteren Palastteil liegen. Ein solcher Palast wurde u. a. in Zincirli freigelegt.
Der kretische Palast des Altertums war das wirtschaftliche, politische, kulturelle und religiöse Zentrum der minoischen Stadt, er war nicht befestigt. Die Anlagen gruppierten sich in 2-4 Stockwerken um einen weiten zentralen Hof, die Zugänge und Korridore wurden stets mehrfach um Ecken geführt. Außer offiziellen, dem Kult gewidmeten und privaten Räumen umfassten die minoischen Paläste große Vorhallen und Treppen, Umgänge, Pfeilersäle, Treppenhäuser und Lichthöfe, zahlreiche Werkstätten und Magazine (Knossos, Phaistos, Mallia, Kato Zakros).
Der Palasttyp der mykenischen Kultur des 2. Jahrtausends v. Chr. auf dem griechischen Festland war das Megaron mit Thronsitz und Herd im Langraum, zugleich politisches und religiöses Zentrum sowohl der offenen unbefestigten Paläste (Pylos) wie der Burganlagen.
In Anatolien setzte der Palastbau um 2600 v. Chr. mit dem Megarontyp als schmalem, langem Rechteckbau ein, der schon in Troja I auftrat und in Troja II c monumentale Ausmaße annahm, besonders mit dem »Königsmegaron« (45 × 13 m).
Die Ursprünge des römischen Palasts liegen vermutlich in der aufwendigen Villa auf dem Land oder am Meer (z. B. deren Grotten oder Nymphäen) und dem urbanen Peristylhaus. Die auf dem Palatin zwischen dessen beiden Anhöhen errichtete Domus Augustana (oder »Palatium«), der Domitianspalast in Rom (nach 81-92 n. Chr.), besaß zwei nebeneinander angeordnete Peristylhöfe und dadurch zwei Flügel; am westlichen lagen die offiziellen Gebäude: zum Forum hin Basilika (Gerichtssaal) mit Tonnengewölbe und Aula regia (Audienzhalle) sowie ein kleinerer Saal; über den Hof gegenüber lag der große Bankettsaal, der ein Holzdach besaß (wie vermutlich auch die Aula regia). Im tiefer am Hang gelegenen Ostflügel gab es zwei Stockwerke; das Untergeschoss war eingewölbt. Dieser Wohnflügel blickte auf den Circus maximus; fast alle späteren Kaiserpaläste waren mit einem Circus verbunden.
Grundlage des islamischen Palasts mit seinen vielen Varianten sind der rechteckige Hof, der von den verschiedenen Raumgruppen (Empfangs- oder Repräsentationsräume, Wohntrakte u. a.) umgeben wird, sowie der abgeschlossene, oft festungsartige Charakter. Der Topkapɪ Serail von Istanbul (1465 ff.) besteht aus einer strengen Abfolge von vier Höfen mit zahlreichen offiziellen und privaten Bauten und Räumlichkeiten des Sultans; im 16./17. Jahrhundert lebten hier wohl 4 000-5 000 Menschen.
In Indien sind Paläste aus der Harappakultur bekannt. Die Masse der heute erhaltenen Paläste Indiens (aus Stein) stammt aus der Zeit nach der Etablierung der Mogulherrschaft (16. Jahrhundert). Die Paläste der Moguln in den Forts von Agra, Delhi und Lahore besaßen eine luftige, von Pfeilern getragene öffentliche Audienzhalle (Diwan-e Am), eine private Audienzhalle (Diwan-e Khas), eine oder mehrere Moscheen, mindestens einen Shish Mahal (Spiegelsaal) und oft mehrere symmetrisch angelegte, von Wasserläufen durchzogene Gärten.
In Mesoamerika wurden von den spanischen Eroberern, später von Archäologen, öffentliches Gebäude als Palast bezeichnet, die sich in Zweck und Anlage von den Tempeln unterschieden, z. B. der »Gouverneurs-P.« in Uxmal.
O. Reuther: Ind. Paläste u. Wohnhäuser (1925);
A. Bartoli: Domus Augustana (Rom 1938);
H. Rau: Kret. Paläste, myken. Burgen (1957);
K. M. Swoboda: Röm. u. roman. Paläste (Wien 31969);
C. L. Frommel: Röm. P.-Bau der Hochrenaissance, 3 Bde. (1973);
Propyläen-Kunstgesch., Bd. 14: W. Orthmann: Der alte Orient (1975);
J. B. Ward-Perkins: Architektur der Römer (a. d. Ital., 1975);
H. G. Franz: P., Moschee u. Wüstenschloß. Das Werden der islam. Kunst 7.-9. Jh. (Graz 1984);
H. Diruf: Paläste Venedigs vor 1500 (1990);
B.-M. Wolter: Dt. P.-Baukunst 1750-1850 (1991);
Paläste, Schlösser, Residenzen. Zentren europ. Gesch., hg. v. H. Boekhoff u. a. (Neuausg. 1993);
Der Adel in der Stadt des MA. u. der frühen Neuzeit (1996);
Die Paläste von Florenz, bearb. v. F. Gurrieri u. a. (a. d. Ital., 1996);
C. Preusser: Die Paläste in Assur (21996).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
römische Villen und Paläste
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Pa|lạst, der; -[e]s, Paläste [(mit frühnhd. zugefügtem -t für) mhd. palas < afrz. palais, pales < spätlat. palatium = kaiserlicher Hof < lat. Palatium = Name eines der sieben Hügel Roms, auf dem Kaiser Augustus u. seine Nachfolger ihre Wohnung hatten]: Schloss, großer Prachtbau (der Feudalzeit): der P. des Königs, der Dogen; Im Zentrum reiht sich ein P. von der Art der Oper an den anderen (Berger, Augenblick 119); Ü er hat einen P. (ugs. abwertend; eine pompöse Villa).
Universal-Lexikon. 2012.