Webster
['webstə],
1) Ben, eigentlich Benjamin Francis Webster, amerikanischer Jazzmusiker (Tenorsaxophon), * Kansas City (Missouri) 27. 2. 1909, ✝ Amsterdam 20. 9. 1973; arbeitete in den 30er-Jahren in den Orchestern von Bennie (Benjamin) Moten (* 1894, ✝ 1935) und D. Ellington, nach 1943 v. a. als Solist mit eigenen Gruppen. Seit den 60er-Jahren arbeitete er überwiegend in Europa. Webster entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Swingsaxophonisten. Er verfügte über einen extrem luftig-warmen Ton mit weitem Vibrato, der besonders in seinen Balladeninterpretationen zum Tragen kam.
2) Daniel, amerikanischer Politiker, * Salisbury (heute zu Franklin, New Hampshire) 18. 1. 1782, ✝ Marshfield (Massachusetts) 24. 10. 1852; Rechtsanwalt, gewann besonders in Prozessen vor dem Supreme Court hohes Ansehen. Erst Federalist, dann einer der führenden Whigs, war Webster 1813-17 und 1823-27 Abgeordneter im Repräsentantenhaus, 1827-41 und 1845-50 Senator für Massachusetts. 1836 kandidierte er erfolglos für das Präsidentenamt. Webster vertrat die merkantilen und industriellen Interessen Neuenglands und wurde zu einem wortgewaltigen Verfechter der nationalen Einheit gegen alle Tendenzen zur Auflösung der Union, besonders 1830 in den durch einen Zolltarifstreit ausgelösten Debatten gegen den Senator von South Carolina, Robert Young Hayne (* 1791, ✝ 1839), um die Nullifikation 2) und bei seiner Unterstützung des Kompromisses von 1850 zur Entschärfung des nach dem Mexikanischen Krieg radikalisierten und ideologisierten Konflikts um die Sklaverei. Zudem trat Webster als Befürworter der Nationalbank hervor, was ihn in Konflikt v. a. mit den Präsidenten A. Jackson und J. Tyler brachte. 1841-43 und 1850-52 Außenminister, gelang Webster nach Verhandlungen mit dem britischen Sonderbotschafter A. Baring, 1. Baron Ashburton, im Webster-Ashburton Treaty 1842, in dem auch eine britisch-amerikanische Kooperation zur Eindämmung des Sklavenhandels vereinbart wurde, ein Ausgleich mit Großbritannien über die lange umstrittene Nordostgrenze der USA, deren Verlauf auf den 45. Breitengrad festgelegt wurde; darüber hinaus trug er wesentlich zum Aufbau diplomatischer Beziehungen zu China bei. In seiner Hoffnung auf die Präsidentschaftskandidatur der Whigs 1852 getäuscht, zog sich Webster auf seine Landgüter zurück.
Ausgabe: The papers, herausgegeben von C. M. Wiltse u. a., 15 Teile und Registerband (1974-89).
D. W. »the completest man«, hg. v. K. E. Shewmaker (Hanover, N. H., 1990);
3) John, englischer Dramatiker, * London um 1580, ✝ ebenda zwischen 1625 und 1638. Über sein Leben ist wenig bekannt; als Mitautor an mehreren Dramen beteiligt, so zusammen mit T. Middleton, J. Ford sowie T. Dekker, mit dem er Komödien über das städtische Leben verfasste (»Westward hoe!«, »Northward hoe!«, beide 1607). Seine eigenen Stücke umfassen neben einer Tragikomödie (»The devil's law-case«, entstanden um 1610, gedruckt 1623) zwei die Moral der Zeit kritisierende blutrünstige Rachetragödien (»The white divel«, 1612, deutsch »Der weiße Teufel« sowie »The tragedy of the Dutchesse of Malfy«, entstanden 1614, gedruckt 1623, deutsch »Die Herzogin von Malfi«), die auf zeitgenössischen Mordfällen basieren und in ihrer psychologischen Durchdringung der von Leidenschaften getriebenen Gestalten und ihrer ausdrucksvollen Bildersprache zu den Meisterwerken der jakobäischen Dramatik gehören.
M. C. Bradbrook: J. W. Citizen and dramatist (London 1980);
J. W. The critical heritage, hg. v. D. D. Moore (London 1981, Nachdr. ebd. 1995);
C. R. Forker: Skull beneath the skin. The achievement of J. W. (Carbondale, Ill., 1986).
4) Noah, amerikanischer Lexikograph, * West Hartford (Connecticut) 16. 10. 1758, ✝ New Haven (Connecticut) 28. 5. 1843; seine von B. Franklin unterstützten Bemühungen um die amerikanische Sprache dokumentieren die sprachliche Unabhängigkeit der jungen amerikanischen Nation. Sein Hauptwerk ist »An American dictionary of the English language« (2 Bände, 1828); bis heute weitergeführt, ist es das maßgebliche Nachschlagewerk für die amerikanische Sprache.
Weitere Werke: A grammatical institute of the English language, 3 Teile (1783-85); Dissertations on the English language (1789); A compendious dictionary of the English language (1806).
R. M. Rollins: The long journey of N. W. (Philadelphia, Pa., 1980);
K. A. Snyder: Defining N. W. Mind and morals in the early republic (Lanham, Md., 1990);
H. C. Morton: The story of W.'s third (Cambridge 1994).
5) Thomas Bertram Lonsdale, britischer klassischer Philologe, * London 3. 7. 1905, ✝ Stanford (Calif.) 31. 5. 1974; wurde 1931 Professor in Manchester, 1948 in London und 1967 an der Stanford University. Forschungsschwerpunkte waren Homer und das antike griechische Drama, auch im Zusammenhang mit dem jeweiligen archäologischen Kontext.
Werke: Studies in Menander (1950); Greek theatre production (1956); From Mycenae to Homer (1958; deutsch Von Mykene bis Homer); Monuments illustrating new comedy (1961); Griechische Bühnenaltertümer (1963); Greek tragedy (1971); Illustrations of Greek drama (1971, mit A. D. Trendall).
Universal-Lexikon. 2012.