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Turenne
Turenne
 
[ty'rɛn], Henri de La Tour d'Auvergne [də la'tuːr do'vɛrɲ], Vicomte de, französischer Marschall (seit 1643) und Militärtheoretiker, * Sedan 11. 9. 1611, ✝ (gefallen) bei Sasbach (Ortenaukreis) 27. 7. 1675; mütterlicherseits Enkel Wilhelms I. von Oranien, im kalvinistischen Glauben erzogen. Nach militärischer Lehrzeit in den Niederlanden trat er 1630 als Oberst in französische Dienste und kämpfte im Dreißigjährigen Krieg zunächst in Italien, dann unter Bernhard von Sachsen-Weimar am Oberrheinischen Er eroberte 1640 Turin, 1642 das Roussillon und wurde 1643 mit der Leitung der Operationen am Oberrhein betraut; in vier Feldzügen schlug er mit dem Grossen Condé (Louis II. de Bourbon, 4. Prince de Condé) und General C. G. Wrangel die kaiserlichen und bayerischen Kräfte im südwestdeutschen Raum und sicherte Frankreich eine militärisch günstige Position für die Friedensverhandlungen in Münster. Während der Fronde stand er anfangs gegen den Hof, ermöglichte aber 1652 Ludwig XIV. die Rückkehr nach Paris. Im Krieg gegen Spanien eröffnete er 1658 durch seinen Sieg bei Dünkirchen den Weg zum Pyrenäenfrieden. Turenne hat den Devolutionskrieg (1667/68) gegen die Spanischen Niederlande strategisch geplant und geführt. 1668 trat er zum katholischen Glauben über. Im Holländischen Krieg besetzte er die kurbrandenburgischen Besitzungen am Niederrhein und zwang den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg zum Sonderfrieden von Vossem (1673). Er schlug die Kaiserlichen bei Sinsheim (1674) und verwüstete die Pfalz. Im Winterfeldzug 1674/75 gegen Graf R. von Montecuccoli errang er bei Mülhausen (29. 12. 1674 und Türkheim (15. 1. 1675 entscheidende Siege und zwang den Gegner zum Rückzug über den Rheinischen
 
Turenne war neben Condé und Montecuccoli der bedeutendste Feldherr seiner Zeit und wie Letzterer auch ein herausragender Militärschriftsteller. Er wurde auf Befehl Ludwigs XIV. in der Königsgruft von Saint-Denis beigesetzt und 1800 auf Veranlassung Napoleons I. in den Invalidendom überführt.
 
Ausgabe: Mémoires, herausgegeben von P. Marichal, 2 Bände (1909-14).
 
Literatur:
 
M. Weygand: T. (a. d. Frz., 1937);
 
Actes du Colloque International sur T. et l'art militaire, hg. v. F. Gambiez u. a. (Paris 1978).
 

Universal-Lexikon. 2012.