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Truman-Doktrin
I
Truman-Doktrin
 
['truːmən-], das vom amerikanischen Präsidenten H. S. Truman in einer Rede vor dem Kongress am 12. 3. 1947 entwickelte Programm einer Militär- und Wirtschaftshilfe in Höhe von 400 Mio. US-$ für Griechenland und die Türkei. Ausgehend von einer globalen Einteilung in freiheitlich-demokratische und totalitär-kommunistische Regierungssysteme betonte er »die Verpflichtung der USA, alle freien Völker zu unterstützen, die sich der Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder durch Druck von außen widersetzen«. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und strategischen Bedeutung des östlichen Mittelmeeres zielte die Truman-Doktrin mit bewusst überzogener Bewertung des sowjetischen Expansionswillens auf die Mobilisierung des Kongresses und der amerikanischen Öffentlichkeit zu einem auch finanziellen Engagement in der Politik des Containment.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
europäische Einigungsbewegung: Die Idee des vereinten Europas
 
II
Truman-Doktrin
 
Die bei den letzten Kriegskonferenzen der »Großen Drei« in Jalta und Potsdam zu Tage getretenen gravierenden Gegensätze in nahezu allen Fragen der Nachkriegspolitik zwischen den Westmächten und der Sowjetunion verschärften sich weiter in den Jahren 1945 und 1946. Das Vorgehen der Sowjets in ihrer Einflusssphäre, etwa Stalins eigenmächtige »Westverschiebung« Polens, wurde von den Westmächten als Beweis für die Gefährlichkeit des sowjetischen Expansionsstrebens gedeutet. Mehr und mehr rückte die Regierung Truman von ihrer bisherigen Kooperationsbereitschaft mit den Sowjets ab und ging, wie vorher bereits die Briten, zu einer Politik der »Eindämmung« (»containment«) über, um jedes weitere sowjetische Vordringen zu verhindern. Der Antikommunismus wurde besonders in den USA zur Leitlinie der Politik.
 
Die Sowjets interpretierten die zunehmende Kooperationsverweigerung der Amerikaner sowie deren Anspruch auf Mitgestaltung in Osteuropa als Zeichen für den aggressiven Charakter des Kapitalismus, der unter dem Vorwand, für liberale Prinzipien einzutreten, allein das Ziel verfolge, sich weltweit durchzusetzen. Sie reagierten mit der Beschleunigung der Sowjetisierung in den Ländern Osteuropas, wobei sie auch vor Gewaltmaßnahmen nicht zurückschreckten, um antikommunistische Kräfte auszuschalten und sowjethörige Regierungen zu etablieren.
 
Da auch in Mitteleuropa das gegenseitige Misstrauen ein gemeinsames Handeln zur Überwindung der katastrophalen wirtschaftlichen Verhältnisse kaum zuließ, erhärtete sich bei den Westalliierten der Verdacht, die Sowjetunion strebe die Verelendung Europas bewusst an, um sie für die Ausbreitung des Kommunismus nutzen zu können. Mit der Zu sammenlegung ihrer Zonen zu einer wirtschaftlichen Einheit (»Bizone«) zum 1. Januar 1947 versuchten die USA und Großbritannien der desolaten wirtschaftlichen Lage Deutschlands wirksamer zu begegnen.
 
Am 12. März 1947 rief Präsident Truman den Kongress und die Öffentlichkeit auf, den aus amerikanischer Sicht freien Völkern in ihrem Kampf gegen innere und äußere Feinde, wobei er in erster Linie an kommunistische Bewegungen dachte, Unterstützung zu gewähren. Er forderte vom Kongress großzügige Hilfen für die antikommunistischen Kräfte in der Türkei und in Griechenland, wo mittlerweile ein Bürgerkrieg im Gange war. Die Truman-Doktrin wurde zum Signal für den Beginn einer neuen Phase der amerikanischen Nachkriegspolitik. Die USA kehrten nicht - wie nach dem Ersten Weltkrieg - zu einer Politik des Isolationismus zurück, sondern waren nun entschlossen, als Führungsmacht der westlichen Welt den Expansionsbestrebungen der östlichen Führungsmacht weltweit energischen Widerstand entgegenzusetzen.

Universal-Lexikon. 2012.