Pọrsche,
Ferdinand, Kraftwagenkonstrukteur, * Maffersdorf (bei Reichenberg) 3. 9. 1875, ✝ Stuttgart 30. 1. 1951. Porsche begann 1897 mit der Konstruktion eines Radnabenmotors (1900 auf der Pariser Weltausstellung im Lohner-Porsche-Elektromobil vorgestellt), wurde 1916 Generaldirektor der »Austro-Daimler«, Wiener Neustadt, sowie 1923 Technischer Direktor und Vorstandsmitglied der Daimler-Motoren AG, Stuttgart. 1931 gründete er ein eigenes Konstruktionsbüro, die heutige Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG. Seit 1934 konstruierte Porsche im Auftrag des Reichsverbandes der Deutschen Automobilindustrie den Volkswagen, war mit der Gesamtplanung des Volkswagenwerks betraut und leitete dieses bis 1945. Vor und während des Krieges entwickelte Porsches Konstruktionsbüro u. a. Auto- und Flugmotoren, den Auto-Union-Rennwagen, Windkraftanlagen, Traktoren und Wehrtechnik (z. B. Panzer). Sein Sohn Ferdinand (Ferry) Anton Ernst Porsche (* 1909, ✝ 1998) übernahm nach dem Krieg die Leitung des Konstruktionsbüros und baute es zum Produktionsbetrieb für Sportwagen aus.
II
Porsche
Die Entwicklung der untrennbar mit Autos verbundenen Marke Porsche begann nicht erst mit der Gründung der heutigen Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG (Sitz: Stuttgart), sondern reicht bis zur Präsentation des Lohner-Porsche-Elektrowagens 1900 auf der Pariser Weltausstellung zurück.
Ferdinand Porsche: dem Autobau ein Leben lang verbunden
Der Firmengründer, Ferdinand Porsche (1875 bis 1951), war hauptsächlich Konstrukteur von Automobilen und Kfz-Teilen und besaß insgesamt 1 230 Patente, davon 260 in Deutschland. Von 1923 bis 1929 war F. Porsche bei der Daimler-Motoren-AG in Untertürkheim als technischer Direktor und Vorstandsmitglied beschäftigt, 1929/30 bei der Steyr-Werke AG in Österreich. 1931 legte er mit der Gründung des Konstruktionsbüros Porsche in Stuttgart die Grundlage für die heutige Porsche AG. Vor und während des Krieges entwickelte das Konstruktionsbüro u. a. Auto- und Flugmotoren, Rennwagen, Windkraftanlagen, Traktoren und Panzerfahrzeuge. F. Porsche gilt auch als »Vater des Volkswagens«, dessen erste Prototypen ab Mitte der 30er-Jahre gebaut und getestet wurden. Er war seit 1939 mit der Gesamtplanung des Volkswagenwerks betraut und leitete dieses bis 1945. Im November 1944 musste das Porsche-Konstruktionsbüro von Stuttgart-Zuffenhausen nach Gmünd in Kärnten (Österreich) ausgelagert werden. Bei Kriegsende wurde F. Porsche von den Franzosen inhaftiert. Sein Sohn Ferdinand (»Ferry«; 1909-1998) übernahm nunmehr die Leitung des Konstruktionsbüros und baute es zum Produktionsbetrieb für Sportwagen aus. Erstes Projekt in Gmünd war der Grand-Prix-Rennwagen für Cisitalia, der im Jahr 1947 auf dem Turiner Autosalon große Beachtung fand, aber nie an einem Rennen teilnahm.
Der erste Porsche
Der auf der Basis von Volkswagenteilen entwickelte erste eigene Sportwagen konnte am 8. 6. 1948 präsentiert werden. Der Porsche vom Typ 356 war ein zweisitziger Mittelmotorwagen, der vor der Hinterachse ein modifiziertes Volkswagenaggregat hatte. Er wog 596 kg und schaffte mit dem 35-PS-Motor eine Spitzengeschwindigkeit von 135 km/h. 1950 kehrte die Firma dann an ihren Ausgangspunkt nach Stuttgart-Zuffenhausen zurück. In gemieteten Räumen begann man mit der Produktion des Sportwagens, der bereits im nächsten Jahr einen Klassensieg beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans errang. Im Jahr 1953 entstand der erste Rennmotor, der im 550-Spyder eingesetzt wurde. Von 1948 bis 1958 baute Porsche vom Typ 356 über 25 000 Wagen; bis zur Einstellung der Reihe (1965) sollten es 77 361 Einheiten werden.
Die Sechziger- und Siebzigerjahre
1961 wurde mit der Entwicklung eines neuen Modells mit Sechszylindermotor begonnen. Das Karosseriedesign verantwortete Ferdinand Alexander Porsche, der Sohn von Ferry Porsche. Zwei Jahre später war es dann so weit: Auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt präsentierte das Unternehmen 1963 den Porsche 911 mit luftgekühltem Boxermotor im Heck. Mit diesem Modell konnte 1968 und 1969 die Rallye Monte Carlo gewonnen werden. 1970 wurde Porsche mit dem im Vorjahr präsentierten Porsche 917 Marken- und Langstreckenweltmeister.
Im Jahr 1972 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt; der Aufsichtsratsvorsitz ging an Ferry Porsche. Zudem nahm 1971 das Entwicklungszentrum in Weissach seine Arbeit auf, dort, wo bereits 1961 mit der Anlage einer Teststrecke begonnen worden war. 1974 stellte Porsche den 911 Turbo vor, der eine Abgas-Turboaufladung besaß. Außerdem brachte die Firma erstmalig serienmäßig hergestellte feuerverzinkte Karosserien auf den Markt. Mit dem Modell 924 stellte Porsche 1975 einen ersten Transaxle-Rennwagen (Motor vorn, Getriebe und Antrieb hinten) vor. Seine Vorteile waren eine gleichmäßige Gewichtsverteilung, kompakte Abmessungen, die trotzdem viel Innen- und Transportraum boten, äußerst niedriger Luftwiderstand und starke Fahrleistungen bei niedrigem Verbrauch. Vom 924 wurden in nur fünf Jahren über 100 000 Wagen gebaut; er war damit der meistgebaute Porsche aller Zeiten. 1977 wurde der Porsche 928 präsentiert, der ebenfalls einen Transaxle-Antrieb hatte, dazu einen V 8-Motor und ein Aluminiumfahrwerk. Dieses Modell wurde 1978 - als erster Sportwagen - zum »Auto des Jahres« gewählt.
Die Achtziger- und Neunzigerjahre
1983 stellte Porsche auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt die Technologiestudie »Gruppe B« vor. Daraus entstand der nur in begrenzter Stückzahl gebaute, allradgetriebene Porsche 959, der 1986 als erster Sportwagen die Rallye Paris-Dakar gewann. Ab 1986 wurden alle Porsche-Modelle serienmäßig mit geregelten Dreiwegekatalysatoren ausgestattet. Zwei Jahre später präsentierte Porsche den neuen 911 Carrera 4. Er verfügte über einen elektronisch geregelten Vierradantrieb und eine auftriebsfreie Karosserie. Zum 80. Geburtstag von Ferry Porsche (1989) stellte die Firma den 911 Carrera 2 vor, der mit dem neuartigen Automatikgetriebe Tiptronic ausgestattet war. Im Jahr 1991 war Porsche dann der erste deutsche Autohersteller, der seine Modelle serienmäßig mit Fahrer- und Beifahrerairbag ausstattete.
1993 zeigte das Unternehmen auf dem Autosalon in Detroit die Studie eines völlig neuen Modells, die großen Anklang fand. Der »Boxster«, ein Roadster mit Boxer-Mittelmotor, ging 1996 in Produktion. 1995 kam der 911 Turbo auf den Markt. Er war der stärkste Seriensportwagen der Welt und hatte gleichzeitig die geringsten Abgaswerte. 1997 konnte ein neuer Porsche 911 mit wassergekühltem Sechszylinder-Boxermotor präsentiert werden.
Am 27. 3. 1998 starb der Firmenmitbegründer Prof. Dr.-Ing. h. c. Ferry Porsche, der bis 1990 Vorsitzender des Aufsichtsrats gewesen war, in Zell am See. 1999 entwickelte Porsche dann eine stärkere Version des Erfolgsmodells Boxster, mit dem die Firma Mitte der 90er-Jahre eine Krise überwunden hatte, die mit sinkenden Verkaufszahlen, zu hohen Produktionskosten und Übernahmegerüchten einhergegangen war. Unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden Wendelin Wiedeking entwickelte sich die Porsche AG zu einer sehr erfolgreichen Firma mit zahlreichen Beteiligungen im In- und Ausland. Im Geschäftsjahr 1999/2000 produzierte Porsche mit 9 300 Mitarbeitern 48 815 Fahrzeuge und erzielte einen Umsatz von 7,13 Mrd. DM. Neben dem Automobilbau ist Porsche u. a. mit der Firma Porsche Engineering Services GmbH in Bietigheim-Bissingen im Bereich der Fremdentwicklungen aktiv und setzt damit eine Tradition fort, die der Firmengründer mit seinem Konstruktionsbüro 1931 begonnen hatte. Dass die Porsche-Familie eine ganz besondere Verbindung zum Auto hat, beweist auch der Porsche-Enkel Ferdinand Piëch, der als Diplomingenieur erfolgreich in der Entwicklung von Rennsportwagen tätig war, später dann Vorstandsvorsitzender der Audi AG wurde und 1993 bis 2002 an der Spitze des Volkswagen-Konzerns stand.
Universal-Lexikon. 2012.