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Photios
Photios,
 
byzantinisch orthodoxer Theologe und Ökumenischer Patriarch (858-867 und 877-886), * Konstantinopel um 810, ✝ (in der Verbannung) 6. 2. zwischen 891 und 898 (wohl 897); stammte aus einer vornehmen Höflingsfamilie; lehrte Logik, Dialektik, Philosophie, Mathematik und Theologie an der kaiserlichen Universität, war Gesandter in Assyrien, dann Sekretär Kaiser Michaels III.; 858 wurde er Nachfolger des amtsenthobenen Patriarchen Ignatios (* um 798, ✝ 877), aber 863 von Papst Nikolaus I. selbst für abgesetzt erklärt, was Photios mit einem Konzil in Konstantinopel 867 beantwortete, das Nikolaus I. exkommunizierte (»Photianisches Schisma«). Abrupte Änderungen der oströmischen Innenpolitik (Ermordung Michaels III. und Begründung der makedonischen Dynastie) führten Ende 867 zur Verbannung des Photios und zur Wiedereinsetzung des Ignatios. Nach dessen Tod bestätigte ein Konzil von Konstantinopel 879/880 unter Zustimmung der päpstlichen Legaten Photios erneut in seinem Amt, das er aber 886 auf Wunsch Kaiser Leons VI. aufgeben musste, um sich ins Kloster der Armenier zurückzuziehen. - Photios bemühte sich besonders um die Missionierung der Chasaren, der Slawen in Mähren und der Bulgaren, was ihn in Gegensatz zur römischen Kirche brachte, die die Unterordnung der bulgarischen Kirche unter ihre Jurisdiktion forderte, während Photios die Autonomie von Konstantinopel verteidigte. Photios verfasste nicht nur dogmatische Schriften (darunter sein Hauptwerk, die gegen die lateinische Kirche gerichtete »Mystagogie«), exegetische Arbeiten, Predigten und Hymnen, sondern als einer der bedeutendsten Vertreter des byzantinischen Humanismus auch Erklärungen zu Schriften des Aristoteles und eine Erläuterung von 280 antiken Werken (»Myriobiblon«). Seit Ende des 10. Jahrhunderts zählt Photios zu den Heiligen der orthodoxen Kirche (Tag: 6. 2.) und wird mit dem Beinamen »der Große« geehrt.
 
Ausgaben: Opera omnia in classes quinque distributa, herausgegeben von J. P. Migne, 4 Bände (1860); The homilies of Photius, herausgegeben von C. Mango (1958); Bibliothèque, übersetzt von R. Henry, 8 Bände (1959-77).
 
Literatur:
 
F. Dvornik: The Photian schism (Cambridge 1948, Nachdr. ebd. 1970);
 F. Dvornik: Photian and Byzantine ecclesiastical studies (London 1974);
 A. Gerostergios: Saint P. the great (Belmont, Mass., 1980);
 D. S. White: Patriarch P. of Constantinopel (Brookline, Mass., 1981).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Photios und Michael Psellos: Die byzantinische Renaissance
 

Universal-Lexikon. 2012.