Parti Communiste Français
[par'ti kɔmy'nist frã'sɛ], Abkürzung PCF, deutsch »Kommunistische Partei Frankreichs«, französische Partei, gegründet 1920, ideologisch und programmatisch verbunden mit der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), bekannte sich zum Marxismus-Leninismus. Seit dem Ende der 60er-Jahre forderte sie einen »demokratischen und friedlichen Weg zum Sozialismus« und akzeptierte die demokratische Willensbildung auf parlamentarischer Grundlage. 1979 strich sie den Begriff der »Diktatur des Proletariats« aus ihrem Parteistatut. Die vollständige Lösung von der leninistischen Doktrin vollzog sich erst 1994: Die Partei verzichtete auf das Prinzip des »demokratischen Zentralismus« und benannte ihre Führungsorgane um: Aus ZK wurde National-Komitee, aus Politbüro National-Büro und aus Generalsekretär Nationalsekretär.
Auf ihrem Parteitag vom 29. 12. 1920 spalteten sich die Sozialisten (Section Française de l'Internationale Ouvrière, SFIO) über der Frage eines Beitritts zur Komintern. Unter Führung von Oscar Louis Frossard (* 1889, ✝ 1946) und M. Cachin sprach sich die Mehrheit der Delegierten für die Aufnahme in die Komintern aus und gründete den PCF, der sich in Ideologie und Organisation auf die KPdSU ausrichtete und sich ganz den politischen Leitlinien Stalins unterwarf. Mit der Wahl von M. Thorez zum Generalsekretären (1930) schloss diese Entwicklung ab. Nach den Wahlen von 1936, bei denen sie 15,3 % der Stimmen erhielt, unterstützte die Partei die Volksfrontregierung unter dem Sozialisten L. Blum. Als sie gemäß der Kominternweisung 1939 den Hitler-Stalin-Pakt als Ausdruck sowjetischer »Friedenspolitik« begrüßte, wurde sie nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verboten. Unter dem Eindruck des deutschen Angriffs auf die UdSSR (Juni 1941) stießen die französischen Kommunisten zur Résistance und spielten in ihr unter großen Opfern eine immer stärkere Rolle. 1944 wurde der PCF Mitglied der von General C. de Gaulle geführten provisorischen Regierung. Bei den Wahlen 1946 gewann er 28,6 % der Stimmen. Im Zuge des Kalten Krieges wurden die Kommunisten jedoch im Mai 1947 aus der Regierung ausgeschlossen. Nach Gründung der Fünften Republik (1958) bekämpfte die Partei innenpolitisch zunächst das gaullistische Regierungssystem und unterstützte bedingt die Außenpolitik Präsidenten de Gaulles. Unter Generalsekretär W. Rochet (1962-72) suchten sie mit dem Bekenntnis zum Prinzip der friedlichen Koexistenz und zur Parteienpluralität ihre Isolierung im französischen Parteienfeld zu durchbrechen, bemühten sich auch um Wahlabsprachen und -bündnisse. Gestützt auf die von ihm stark beeinflusste Gewerkschaftsorganisation CGT, trug der PCF bei den Maiunruhen 1968 mit der Transformierung der politischen Forderungen der Studenten in soziale Anliegen der Arbeiter letztlich zur Stabilisierung der Fünften Republik bei.
1972-94 führte G. Marchais als Generalsekretär die Partei. Er setzte v. a. in der Außenpolitik die enge Anlehnung an die Sowjetunion fort, die sich bereits 1956 in der Billigung der Niederschlagung des Ungarnaufstandes gezeigt hatte und die in der Befürwortung des Einmarschs von Warschauer-Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei (1968) und der Afghanistan-Aggression (1979) fortgesetzt wurde. Anders als die italienische und spanische KP zeigte der PCF kaum Interesse am Konzept des Eurokommunismus. In der Innenpolitik scheiterte der 1972 unternommene Versuch des Wahlbündnisses der Linksparteien (»Union de la Gauche«) 1977, bevor sich Auswirkungen auf die praktische Politik zeigen konnten; die Beteiligung an der Linksregierung unter Präsidenten F. Mitterrand (Regierung Mauroy) 1981-84 war für die Partei insgesamt erfolglos: Der Stimmenanteil ging kontinuierlich zurück (1973: 20,6 %, 1993: 9,1 %).
Auf den Zusammenbruch des Ostblocks, der für den PCF auch finanzielle Nachteile brachte (er erhielt bis Ende der 80er-Jahre Gelder aus der Sowjetunion) reagierte die Partei auf dem 28. Parteitag 1994 mit einem Austausch der Führungsriege (National-Sekretär Robert Hue, * 1946) und einer Demokratisierung innenparteilicher Strukturen. Nach dem Sieg der Linksparteien bei den Parlamentswahlen 1997 ist der PCF wieder an der Regierung beteiligt (2 Minister unter Premierminister L. Jospin).
M. Schuler: Die Kommunist. Partei Frankreichs. Ein Abriß ihrer Gesch. von der Gründung bis zur Libération (1980);
C. Willard: Gesch. der frz. Arbeiterbewegung (a. d. Frz., 1981);
Universal-Lexikon. 2012.