Choro
[portugiesisch, 'ʃorɔ], populäre Musizierweise in Brasilien, deren Herausbildung um 1870 in Rio de Janeiro begann. Man benannte damit kleine Instrumentalensembles (Choro conjunto: Flöte, ein bis zwei Gitarren und Cavaquinho), die sich durch die oft virtuose Darbietung herkömmlicher Tänze (Polka, Walzer, Mazurka, Schottisch/Xote u. a.) auszeichneten, dabei aber in ihrer Spielweise auf der brasilianischen Tradition basierten. Bedeutende Komponisten und Musiker der Frühphase waren Ernesto Nazareth (Nazaré; 1863-1934) und Anacleto de Medeiros (1866-1907), Letzterer übernahm das Choro-Repertoire in die Bandas (Blasorchester). Es entstanden auch kunstvolle, harmonisch komplexe Choros für Klavier. Mit der um sich greifenden Popularität nordamerikanischer Tänze und des Jazz ging die Beliebtheit der Choro-Gruppen nach und nach zurück. Doch hervorragende Instrumentalisten, namhafte Ensembles und auch außerhalb Brasiliens anerkannte Autoren, beispielsweise Pixinguinha (Alfredo da Rocha Viana Jr.; 1897-1973) und Zéquinha de Abreu (1880-1935; 1917 sein Welthit »Tico-Tico«), ließen und lassen den Choro, dessen Instrumentarium durch Blasinstrumente, Akkordeon, Orgel, Schlagzeug und Perkussionsinstrumente immer wieder aktualisiert wurde, weiterleben.
Universal-Lexikon. 2012.