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Jahn
Jahn,
 
1) Friedrich Ludwig, genannt Turnvater Jahn, Pädagoge und Politiker, * Lanz (bei Perleberg) 11. 8. 1778, ✝ Freyburg (Unstrut) 15. 10. 1852; Gründer der deutschen Turnbewegung. Jahns Bedeutung liegt besonders in der Entwicklung des Turnens, dessen Übungen er, aufbauend auf P. Villaume, G. U. A. Vieth und J. C. F. GutsMuths, zusammen mit E. W. B. Eiselen und F. Friesen schuf und in dem er eine Möglichkeit sah, während der napoleonischen Herrschaft die physische und moralische Kraft des Volkes zu stärken. 1811 richtete er in der Berliner Hasenheide den ersten Turnplatz ein. Sein Turnen umfasste vielfältige Leibesübungen, zu denen Fechten, Schwimmen, Laufen, Spiel und Tanz gehörten. Turnen sollte volkstümlich gestaltet sein, viele Menschen ansprechen und einen Beitrag zur Freiheit und Einheit Deutschlands leisten. So geriet Jahn nach 1815 in Gegensatz zum restaurativen Regime. Er war Mitgründer der Deutschen Burschenschaft und wurde als angeblich geistiger Urheber der Ermordung A. von Kotzebues (1818) in Haft genommen. Nach Schließung der Turnplätze und Beschränkungen der Turnbewegung durch die Karlsbader Beschlüsse wurde Jahn der Prozess gemacht, der 1825 mit einem Freispruch endete; dennoch blieb er unter Polizeiaufsicht und stand bis 1840 unter dem Verbot der politischen Betätigung. 1848 wurde Jahn in die Deutsche Nationalversammlung gewählt. Sein gemeinsam mit Eiselen verfasstes Buch »Die Deutsche Turnkunst« (1816) ist ein klassisches Werk der Turnliteratur. Die Turnsprache Jahns hat sich zum Teil bis heute erhalten.
 
 2) Helmut, amerikanischer Architekt deutscher Herkunft, * Zirndorf 1. 1. 1940; wurde nach dem Architekturstudium in München 1966 Mitarbeiter am Illinois Institute of Technology in Chicago; 1967 trat er dort in das Architekturbüro C. F. Murphy Associates ein, das er seit 1981 unter dem Firmennamen Murphy/Jahn leitet. Jahn beschäftigt sich v. a. mit öffentlichen Großprojekten (besonders Bürobauten) und profilierte sich auf dem Gebiet des Hochhausbaus. Souverän mit großen Formen umgehend, bedient er sich neuester Bautechniken und eines zum Teil historisierenden Stils. Seine Arbeiten zeichnen sich durch formen- und farbenreiche Verwendung von Stahl und Glas aus. International bekannt wurde er 1974 mit dem Bau der Kemper Arena in Kansas City (Missouri), einer Sporthalle mit einem trägerfreien Raum von 99 m Spannweite für 17 500 Zuschauer. In Berlin, das Jahn als »letztes großes Experimentierfeld der modernen Architektur« bezeichnete, betreute er mehrere Projekte (u. a. Sony Center am Potsdamer Platz, 1995-2000).
 
Weitere Werke: State of Illinois Center in Chicago (1979-84); Xerox-Center, ebenda (1981 vollendet); Flughafen O'Hare, ebenda (1980-90); Eingangshalle City und Messehalle 1 auf dem Messegelände in Frankfurt am Main (1989 vollendet); Bürohochhaus Messeturm, ebenda (1991 vollendet); Neubau für die Mannheimer Versicherung in Mannheim (1991 fertig gestellt); Bürohaus, Ecke Kurfürstendamm/Lewishamstraße in Berlin (1989-94).
 
 3) Janheinz, Schriftsteller und Afrikanist, * Frankfurt am Main 23. 7. 1918, ✝ Messel 20. 10. 1973; wies in seinem Hauptwerk »Muntu« (1958) auf die gemeinsamen Grundvorstellungen der schwarzafrikanischen, afrokarib. und afroamerikanischen Kulturen hin. Jahn übersetzte die Werke afrikanischer Schriftsteller (u. a. A. Césaire, L. S. Senghor); 1957-60 gab Jahn zusammen mit U. Beier die Zeitschrift »Black Orpheus« heraus.
 
Weitere Werke: Durch afrikanische Türen. Erlebnisse und Begegnungen in Westafrika (1960); Die neoafrikanische Literatur (1965); Geschichte der neoafrikanischen Literatur (1966); Bibliography of creative African writing (1971).
 
Herausgeber: Anthologien: Schwarzer Orpheus (1954); Negro Spirituals (1962); Die Welt ist Wind (1962); Afrika lacht (1968).
 
 4) Moritz, niederdeutscher Schriftsteller, * Lilienthal 27. 3. 1884, ✝ Göttingen 19. 2. 1979; neben hochdeutscher Lyrik (»Unkepunz«, 1931) und Erzählprosa gestaltet sein Werk die Widersprüchlichkeit des Daseins tragisch (»Luzifer«, 1956) oder humorvoll (»De Moorfro«, 1950), stets aber hintergründig. Bezeichnend ist die Gegenüberstellung der Titelgestalten im Gedichtband »Ulenspegel un Jan Dood« (1933).
 
Ausgabe: Gesammelte Werke, herausgegeben von H. Blome, 3 Bände (1963-64).
 
 5) Otto, Altertumsforscher, * Kiel 16. 6. 1813, ✝ Göttingen 9. 9. 1869; Professor der klassischen Literatur und Archäologie in Greifswald, Leipzig und Bonn. Jahn übertrug die philologisch-textkritische Methode auf Archäologie und Musikwissenschaft und begründete mit seiner Mozart-Biographie die historische Monographie in der Musikwissenschaft (»W. A. Mozart«, 4 Bände, 1856-59).

Universal-Lexikon. 2012.