Heisenberg,
1) August, Byzantinist, * Osnabrück 13. 11. 1869, ✝ München 22. 11. 1930, Vater von 2); Professor in Würzburg und München; wurde durch kritische Ausgaben byzantinischer Autoren sowie mit Arbeiten zu Paläographie, Sprach- und Kunstgeschichte bekannt.
Werke: Grabeskirche und Apostelkirche, 2 Bände (1908); Aus der Geschichte und Literatur der Palaiologenzeit (1920); Neue Quellen zur Geschichte des lateinischen Kaisertums und der Kirchenunion, 3 Teile (1923).
Hg.: Georgii Acropolitae opera, 2 Bände (1903).
2) Werner Karl, Physiker, * Würzburg 5. 12. 1901, ✝ München 1. 2. 1976, Sohn von 1); nach Studium in München Habilitation bei M. Born in Göttingen (1924), danach Forschungsaufenthalt bei N. Bohr in Kopenhagen. 1927-41 Professor in Leipzig, 1941-45 Direktor am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Heisenberg, trotz Angriffen vonseiten der Nationalsozialisten wegen seiner Ablehnung der »deutschen Physik« (P. Lenard), zum Leiter des deutschen Kernenergieprojektes ernannt. Seine Haltung zur Frage des Baus einer deutschen Atombombe ist umstritten. Nach dem Krieg war Heisenberg kurze Zeit interniert. 1946-70 übernahm er die Leitung des Göttinger Max-Planck-Instituts für Physik und Astrophysik, das 1958 nach München verlegt wurde.
Heisenberg ist einer der Begründer der Quantenmechanik. 1925 forderte er, in der Physik nur beobachtbare Größen (»Observable«) zuzulassen. Mit M. Born und P. Jordan entwickelte Heisenberg den Matrizen benutzenden Formalismus für die Quantenmechanik, dessen Äquivalenz mit dem Wellenfunktionen verwendenden Ansatz von E. Schrödinger bald bewiesen wurde. 1927 formulierte Heisenberg die Unschärferelation und schuf mit N. Bohr die Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik. Für diese Leistungen wurde ihm 1933 der Nobelpreis (für das Jahr 1932) verliehen. Im Krieg beschäftigte Heisenberg sich mit den Möglichkeiten der Kernspaltung (1940 unveröffentlichte Theorie des Kernreaktors). Ein wichtiger Beitrag zur theoretischen Physik war die Einführung der S-Matrix 1943 in die Störungstheorie. Nach dem Krieg widmete sich Heisenberg dem Versuch, eine einheitliche Feldtheorie für die Elementarteilchen zu entwickeln. Seine Untersuchungen führten ihn zur »heisenbergschen Weltformel« in der Spinortheorie (1958), wobei die Elementarteilchen als Zustände des gleichen Spinorfelds aufgefasst und durch nichtlineare Feldgleichungen beschrieben werden. Diese Theorie erregte seinerzeit großes Aufsehen, wurde aber mittlerweile durch andere Ansätze (Große Vereinheitlichte Theorien) verdrängt.
Heisenbergs Haltung zur Frage des Baus einer deutschen Atombombe ist umstritten. Im September 1941 fand ein Treffen Heisenbergs mit N. Bohr in Kopenhagen statt. Hauptthemen waren zweifellos die Fortschritte in der deutschen Kernphysik und die Möglichkeit der Herstellung einer Nuklearwaffe, an der Heisenberg beteiligt war. Auch nach den im Februar 2002 erschienenen bislang unveröffentlichten Brief- und Textentwürfen Bohrs zu diesem Treffen bleibt die Quellenlage widersprüchlich. Offen bleibt weiterhin die Frage, ob Heisenberg Bohr dazu bringen wollte, auch die USA und Großbritannien zu einem Verzicht auf die Entwicklung von Atomwaffen zu bewegen, oder ob Heisenberg tatsächlich an die Unausweichlichkeit eines deutschen Sieges mithilfe der noch zu bauenden Atombombe geglaubt hat.
Heisenberg, der als einer der größten Physiker des 20. Jahrhunderts gilt, setzte sich in zahlreichen populären Publikationen auch intensiv mit den philosophischen und gesellschaftspolitischen Problemen auseinander, die die moderne Physik aufwirft.
Werke: Die physikalischen Prinzipien der Quantentheorie (1930); Wandlungen in den Grundlagen der Naturwissenschaften (1935); Die Physik der Atomkerne (1943); Das Naturbild der heutigen Physik (1955); Physik und Philosophie (1959); Einführung in die einheitliche Feldtheorie der Elementarteilchen (1967); Der Teil und das Ganze (1969); Schritte über Grenzen (1971).
Ausgabe: Gesammelte Werke, herausgegeben von W. Blum u. a., auf mehrere Bände berechnet (1984 folgende).
A. Hermann: Die Jahrhundertwiss. W. H. u. die Physik seiner Zeit (1977);
A. Hermann: W. H. mit Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten (33.-34. Tsd. 1994);
Universal-Lexikon. 2012.