Haeckel
['hɛkəl], Ernst, Zoologe und Naturphilosoph, * Potsdam 16. 2. 1834, ✝ Jena 9. 8. 1919; 1862-1919 Professor für vergleichende Anatomie und Zoologie in Jena; Gründer des zoologischen Instituts der Universität. Haeckel unternahm meeresbiologische Forschungsreisen nach Italien, den Kanarischen Inseln, Norwegen, dem Roten Meer, Ceylon, Sumatra. Als leidenschaftlicher Verfechter der Abstammungslehre von C. Darwin und A. R. Wallace verfasste er bedeutende morphologische, systematische und entwicklungsgeschichtliche Arbeiten über Radiolarien, Schwämme und Medusen (zum Teil auch unter ästhetischen Gesichtspunkten: Kunstformen der Natur) und beteiligte sich mit grundlegenden Werken an der Diskussion über die Evolutionslehre. In seinen theoretischen Schriften begründete Haeckel eine monistische (atheistische) Weltanschauung, die zu Anfang engagierte Anhänger fand. Als Erster vertrat er 1863 in Deutschland die These, dass das Prinzip des Fortschritts auch auf die historische Analyse und politische Umgestaltung von kulturellen und sozialen Leistungen anzuwenden sei. Mit seiner entschiedenen Verfechtung der Vererbung erworbener Eigenschaften stand er im Gegensatz zu den Neodarwinisten. Sein biogenetisches Grundgesetz und seine Gastraeatheorie hatten zunächst einen großen Einfluss auf die Biologie bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Mit den neuen Erkenntnissen der Genetik und Entwicklungsphysiologie nach 1900, denen er seine Auffassungen nicht anpasste, waren viele seiner Thesen überholt.
Werke: Generelle Morphologie der Organismen, 2 Bände (1866); Natürliche Schöpfungsgeschichte (1868); Anthropogenie oder Entwicklungsgeschichte des Menschen. Keimes- und Stammesgeschichte (1874); Die Perigenesis der Plastidule, oder die Wellenzeugung der Lebenstheilchen (1876); Systematische Phylogenie. Entwurf eines natürlichen Systems der Organismen auf Grund ihrer Stammesgeschichte, 3 Bände (1894-96); Die Welträthsel. Gemeinverständliche Studien über monistische Philosophie (1899).
Universal-Lexikon. 2012.