Broch
[brɔk, englisch] der, -s/-s, Wehrturm der römisch-frühgeschichtlichen Zeit in Nordschottland und auf den nordbritschen Inselgruppen, aus horizontal geschichteten Steinen errichtet (Höhe etwa 15 m, Dicke der Mauern 3-4,5 m).
Brọch,
Hermann, österreichischer Schriftsteller, * Wien 1. 11. 1886, ✝ New Haven (Conneticut) 30. 5. 1951; Sohn eines Textilindustriellen, bis 1927 in dessen Unternehmen leitend tätig, studierte dann in Wien Mathematik, Philosophie und Psychologie; bei der Besetzung Österreichs inhaftiert, konnte er jedoch noch 1938 in die USA emigrieren. - Broch veröffentlichte schon früh kritische Aufsätze und kleinere poetische Arbeiten. Als Erzähler und Essayist analysierte er später den Zerfall der Werte in der sich auflösenden bürgerlichen Gesellschaft, so in der zeitkritischen Romantrilogie »Die Schlafwandler« (1931-32: »I. Pasenow oder Die Romantik - 1888«, »II. Esch oder Die Anarchie - 1903«, »III. Huguenau oder Die Sachlichkeit - 1918«); der Roman »Der Tod des Vergil« (New York 1945; entstanden auf der Grundlage der Radioskizze »Die Heimkehr des Vergil«) ist ein innerer Monolog (anders verstanden als bei J. Joyce) des sterbenden Dichters, der lyrisch-meditativ um Tod und Ichproblematik kreist; Dichtung wird anerkannt, wenn sie zur Erkenntnis führt. Aus dem Nachlass erschien der »Bergroman« (kritische Ausgabe von drei Fassungen, 4 Bände, 1969; 1953 unter dem Titel »Der Versucher«), eine Schilderung des Massenwahns in ländlichem Milieu. - Broch befasste sich auch theoretisch mit Massenpsychologie, die er im Rahmen einer Theorie der Gegenwart und des kommenden Totalitarismus sah. Er schrieb noch weitere Studien zu Ästhetik und Philosophie, einige Dramen und Gedichte.
Weitere Werke: Roman: Die Schuldlosen (1950, Verbindung einer Reihe von Erzählungen).
Drama: Die Entsühnung (1933, Uraufführung unter dem Titel. .. denn sie wissen nicht, was sie tun).
Essays: Logik einer zerfallenden Welt (1930); Das Böse im Wertsystem der Kunst (1933); James Joyce und die Gegenwart (1936).
Ausgaben: Kommentierte Werk-Ausgabe, herausgegeben von P. M. Lützeler, 13 Bände in 17 Teilen (1975-80, auch als Taschenbuch-Ausgabe); Briefwechsel mit D. Brody, herausgegeben von B. Hack und M. Kleiss (1971); Briefe über Deutschland, herausgegeben von P. M. Lützeler (1986).
H. Steinecke: H. B. u. der polyhistor. Roman (1968);
M. Durzak: H. B. (1978);
H. B. u. seine Zeit, hg. v. R. Thieberger (1980);
P. M. Lützeler: H. B. (1985);
H. B., hg. v. P. M. Lützeler: (1986);
H. B., hg. v. E. Kiss (1985);
Universal-Lexikon. 2012.