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Beck
Bẹck,
 
1) Béatrix, französische Schriftstellerin, * Villars-sur-Ollon (Kanton Waadt) 30. 7. 1914; war 1950/51 Sekretärin von A. Gide. Ihre Romane sind realistisch und stark autobiographisch ausgerichtet.
 
Werke: Barny (1948; deutsch); Une mort irrégulière (1950; deutsch Der ordnungswidrige Tod, beide zusammen deutsch unter dem Titel Die Erde will uns wiederhaben); Léon Morin, prêtre (1952; deutsch Léon Morin, Priester); Contes à l'enfant né coiffé (1953); Le muet (1963); Cou coupé court toujours (1967); L'épouvante, l'émerveillement (1977); La décharge (1979); Josée dite Nancy (1981); L'enfant chat (1984); Stella Corfou (1988); Un(e) (1989); Une liliputienne (1993).
 
 2) Conrad, schweizerischer Komponist, * Lohn (SH) 16. 6. 1901, ✝ Basel 31. 10. 1989; war 1939-66 Leiter der Musikabteilung des Basler Studios von Radio Beromünster. Sein kompositorisches Schaffen, das (ohne avantgardistische Experimente) von Linearität und ausdrucksstarker Melodik gekennzeichnet ist, umfasst Orchesterwerke (sieben Sinfonien; Konzerte für Soloinstrumente; Tripartita »Nachklänge«, 1984), Kammermusik und Vokalwerke (»Der Tod zu Basel«, 1952).
 
 3) Hanno, Geographiehistoriker, * Eschwege 13. 9. 1923; Professor für die Geschichte der Naturwissenschaften in Bonn, wurde, angeregt durch das Werk A. von Humboldts, zum führenden deutschen Historiker von Geographie und Entdeckungsreisen.
 
Werke: Alexander von Humboldt, 2 Bände (1959-61); Gespräche Alexander von Humboldts (1959); Große Reisende (1971); Große Geographen (1982); Alexander von Humboldts Reise durchs Baltikum, nach Rußland und Sibirien 1829 (31985); Alexander von Humboldts amerikanische Reise (1985).
 
 4) Heinrich, Schauspieler und Dramatiker, * Gotha 19. 2. 1760, ✝ Mannheim 6. 5. 1803; kam über das Gothaer Theater (unter H. Ekhof) 1779 ans Mannheimer Nationaltheater. Mit Schiller befreundet, spielte er als erster den Kosinsky (»Räuber«) und den Ferdinand (»Kabale und Liebe«).
 
 5) Józef, polnischer Politiker, * Warschau 4. 10. 1894, ✝ Stǎneşti (Rumänien) 5. 6. 1944; im Ersten Weltkrieg Offizier in den Polnischen Legionen; gehörte zur »Gruppe der Obersten«, die nach dem Staatsstreich Marschall J. Piłsudskis (Mai 1926) eng mit diesem zusammenarbeiteten. Als Außenminister (1932-39) unterzeichnete er die Nichtangriffsverträge mit der UdSSR (1932) und dem Deutschen Reich (1934). In seiner Außenpolitik ging er von der Leitlinie Piłsudskis aus, dass sich nur ein starkes, vom französischen Bündnispartner unabhängiges Polen zwischen seinem westlichen Nachbarn (Deutschland) und seinem östlichen (der UdSSR) behaupten könne. Er bemühte sich daher, Polen in begrenzter Zusammenarbeit mit Deutschland zur Führungsmacht in Ostmitteleuropa (einem »Dritten Europa«) zu machen. Mit den ultimativen Forderungen Hitlers an Polen nach Revision der deutsch-polnischen Grenzen scheiterte diese Politik. Nach der Niederlage Polens zu Beginn des Zweiten Weltkriegs trat die polnische Regierung auf rumänischem Gebiet über, und Beck wurde mit anderen Regierungsmitgliedern interniert.
 
 6) Julian, amerikanischer Schauspieler und Regisseur, * New York 31. 5. 1925, ✝ ebenda 14. 9. 1985; Schüler von E. Piscators Dramatic Workshop, 1951 Gründer des Living Theatre; Filmrolle in »Poltergeist 2« (1985).
 
 7) Karl Isidor, österreichischer Schriftsteller, * Baja (Ungarn) 1. 5. 1817, ✝ Währing (heute zu Wien) 9. (10.?) 4. 1879; schrieb politische Gedichte und stand in persönlicher Beziehung zu den Vertretern des Jungen Deutschland und den Wiener Freiheitsdichtern; bekannt von späteren Gedichten blieben die Verse »An der schönen blauen Donau« durch den Walzer von J. Strauss.
 
 8) Kurt, Politiker, * Bad Bergzabern 5. 2. 1949; Elektromechaniker; seit 1972 Mitglied der SPD, in Rheinland-Pfalz seit 1979 Mitglied des Landtags, war Mai 1991-Juli 1994 Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, wurde am 4. 12. 1993 zum Landesvorsitzenden der SPD gewählt (März 1995 durch Wahl bestätigt). Nach dem Wechsel von R. Scharping in die Bundespolitik wurde Beck am 26. 10. 1994, erneut am 20. 5. 1996 und am 18. 5. 2001 zum Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz gewählt.
 
 9) Leonard, Maler und Zeichner für den Holzschnitt, * Augsburg um 1480, ✝ ebenda 1542; arbeitete ursprünglich in der Werkstatt von H. Holbein der Ältere und nahm 1512-18 an der Arbeit für die im Auftrag von Kaiser Maximilian I. veröffentlichten Holzschnittbücher teil (77 Blätter für den »Theuerdank«, 120 für den »Weißkunig«). Seine Gemälde zeigen den Einfluss von H. Burgkmair der Ältere.
 
 10) Ludwig, Metallurg und Eisenhüttenfachmann, * Darmstadt 10. 7. 1841, ✝ Biebrich (heute zu Wiesbaden) 23. 7. 1918, Vater von 11); übernahm 1869 die Rheinhütte bei Biebrich, die er zu einer führenden Kupolofengießerei entwickelte. Seine wissenschaftlichen Forschungen legte er in dem Standardwerk »Geschichte des Eisens in technischer und kultureller Beziehung« (1884-1903, 5 Bände) nieder.
 
 11) Ludwig, Generaloberst (seit 1938), * Biebrich (heute zu Wiesbaden) 29. 6. 1880, ✝ Berlin 20. 7. 1944, Sohn von 10); im Ersten Weltkrieg Generalstabsoffizier, 1933-35 Chef des Truppenamtes, wurde 1935 Chef des Generalstabs des Heeres. Er stimmte zunächst mit der von Hitler betriebenen Aufrüstung und den von diesem verkündeten außenpolitischen Zielen überein. Unter dem Eindruck der von Hitler forcierten Sudetenkrise im Sommer 1938, die die Zerschlagung der Tschechoslowakei zum Ziel hatte, wandte er sich in Denkschriften scharf gegen diesen auf Krieg gerichteten Kurs. Da er bei den meisten Angehörigen der Generalität keinen Rückhalt fand, erklärte er am 18. 8. 1938 seinen Rücktritt als Generalstabschef.
 
In den folgenden Jahren, v. a. im Verlauf des Zweiten Weltkriegs, rückte er immer stärker in das Zentrum der militärischen beziehungsweise liberal-konservativen Widerstandsbewegung, die ihn nach einem erfolgreichen Umsturz als Reichsverweser (Staatsoberhaupt) vorsah. Nach dem Scheitern des Aufstandsversuchs am 20. 7. 1944 wurde er am Abend dieses Tages - nach einem misslungenen Selbstmordversuch - erschossen.
 
Als Militärschriftsteller (»Studien«, herausgegeben von H. Speidel, 1955) knüpfte Beck an General C. von Clausewitz an und suchte die Kriegführung im 20. Jahrhundert wieder unter die Gesetze von Staatsvernunft und Moral zu stellen.
 
Literatur:
 
W. Foerster: Generaloberst L. B. (1953);
 Klaus-Jürgen Müller: General L. B. (1980);
 H. Krausnick: L. B., in: 20. Juli. Portraits des Widerstands, hg. v. R. Lill u. H. Oberreuter (1984);
 »Für Deutschland«. Die Männer des 20. Juli, hg. v. K. v. Klemperer u. a. (1994).
 
 12) Max Wladimir Freiherr von, österreichischer Staatsmann, * Wien 6. 9. 1854, ✝ ebenda 20. 1. 1943; war in politischen und persönlichen Fragen Berater des Erzherzogs Ferdinand. Als Ministerpräsident (1906-08) setzte er 1907 das Wahlreformgesetz durch, das in Österreich das allgemeine und gleiche Wahlrecht einführte; 1915-34 Präsident des Obersten Rechnungshofes.
 
 13) Ulrich, Soziologe, * Stolp (heute Słupsk) 15. 5. 1944, Ȋ mit Elisabeth Beck-Gernsheim; Professor in Münster (1979) und Bamberg (1981), seit 1992 in München; seit 1982 Herausgeber der Zeitschrift »Soziale Welt«; entwickelte Mitte der 80er-Jahre, ausgehend von der sozialwissenschaftlichen Analyse der gegenwärtigen Industriegesellschaft und ihres Selbstverständnisses, den Begriff der Risikogesellschaft, der über die Soziologie hinaus Eingang in die gesellschaftliche Diskussion über Chancen und Risiken der modernen Zivilisation gefunden hat.
 
Werke: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne (1986); Gegengifte. Die organisierte Unverantwortlichkeit (1988); Die Erfindung des Politischen (1993).

Universal-Lexikon. 2012.