Akademik

Abel
I
Abel
 
[hebräisch hęvęl »Hauch«, »Vergänglichkeit«], Gestalt des A.T.; zweiter Sohn Adams und Evas; Hirte; wurde von seinem Bruder Kain aus Neid erschlagen, nachdem Gott Abels Opfer angenommen, seines aber nicht beachtet hatte (1. Mose 4, 1-16); repräsentiert das in der altisraelitischen Tradition gegenüber dem sesshaften Ackerbauerntum höher bewertete Hirtennomadentum; gilt im Neuen Testament und in der frühchristlichen Literatur als Urtyp des um seines Glaubens willen unschuldig getöteten Gerechten (Matthäus 23, 35; Hebräerbrief 11, 4); in der rabbinischen Tradition Gegenstand zahlreicher Midraschim. - Über seine Darstellung in der bildenden Kunst Kain.
 
II
Abel,
 
1) Carl Friedrich, Komponist und Gambist, * Köthen/Anhalt 22. 12. 1723, ✝ London 20. 6. 1787; war seit 1759 Kammermusiker der englischen Königin Charlotte in London. Abel schrieb Instrumentalmusik (Sinfonien, Solokonzerte, Streichquartette, Sonaten) im Stil der Mannheimer Schule. Gemeinsam mit Johann Christian Bach leitete er 1765-82 in London die kammermusikalischen »Bach-Abel-Concerts«, die im Zusammenhang mit dem im 18. Jahrhundert allgemein aufblühenden Konzertleben stehen.
 
Ausgabe: Kompositionen, herausgegeben von W. Knape, 16 Bände (1958-1974).
 
Literatur:
 
W. Knape: Karl F. A. (1973, mit Werkverzeichnis).
 
 2) [eɪbl], Sir (seit 1883) Frederick Augustus, britischer Chemiker, * Woolwich (heute zu London) 17. 7. 1827, ✝ London 6. 9. 1902; arbeitete besonders über Explosivstoffe und die Stabilisierung von Nitrocellulose (erfand dabei mit J. Dewar das Kordit) sowie über das Härten von Stahl und Prüfverfahren für Erdöl.
 
 3) Karl von (seit 1844), Politiker, * Wetzlar 17. 9. 1788, ✝ München 3. 9. 1859; bayerischer Minister des Innern 1837-47, Vertreter einer stark kritisierten klerikalen Politik; wurde entlassen, weil er sich weigerte, die Verleihung des bayerischen Heimatrechts an die Tänzerin Lola Montez gegenzuzeichnen.
 
 4) Niels Henrik, norwegischer Mathematiker, * Findø (bei Stavanger) 5. 8. 1802, ✝ Eisenwerk Froland (bei Arendal) 6. 4. 1829. Er untersuchte die Auflösbarkeit algebraischer Gleichungen (abelscher Satz) und begründete die allgemeine Theorie der Integrale algebraischer Funktionen. Seine Untersuchungen über die elliptischen Funktionen entstanden im Wettstreit mit C. G. J. Jacobi. Wie A.L. Cauchy, C. F. Gauss und B. Bolzano bestand er auf strengen Beweisen in der Mathematik. (abelsch)
 
 
Ausgabe: Œuvres complètes (31881).
 
Literatur:
 
C. A. Bjerknes: N. H. A. (Oslo 1929, dt., umgearbeitet u. gekürzt, 1930);
 O. Ore: N. H. A. (Basel 1950);
 O. Ore: N. H. A., mathematician extraordinary (Minneapolis, Minn., 1957; Nachdr. New York 1974).
 
 5) Othenio, österreichischer Paläontologe, * Wien 20. 6. 1875, ✝ Pichl am See (heute zu Innerschwand, Oberösterreich) 4. 7. 1946; seit 1907 Professor in Wien, 1935-40 in Göttingen, Begründer der Paläobiologie; Arbeiten über fossile Wirbeltiere.
 
Werke: Grundzüge der Paläobiologie der Wirbeltiere (1912); Lehrbuch der Paläozoologie (1920); Paläobiologie und Stammesgeschichte (1929); Vorzeitliche Lebensspuren (1935).
 
 6) Wilhelm, Agrarwissenschaftler, * Bütow 25. 8. 1904, ✝ Göttingen 27. 4. 1985; war Professor u. a. in Göttingen, befasste sich besonders mit Agrarpolitik, Agrar- und Wirtschaftsgeschichte.
 
Werke: Agrarkrisen und Agrarkonjunktur (1935, 31978); Die Wüstungen des ausgehenden Mittelalters (1943, 31976); Agrarpolitik (1951, 31967); Geschichte der deutschen Landwirtschaft. .. (1962, 31978); Massenarmut und Hungerkrisen im vorindustriellen Europa (1974).

Universal-Lexikon. 2012.