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Goslar
Gọs|lar:
Stadt am Nordrand des Harzes.

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I
Gọslar,
 
1) Kreisstadt in Niedersachsen, 260 m über dem Meeresspiegel, am Nordrand des Harzes, 46 200 Einwohner; Städtische Sammlungen, Rammelsberger Bergbaumuseum, Mönchehaus-Museum für moderne Kunst, Musikinstrumente- und Puppenmuseum, Zinnfigurenmuseum, Museum im Zwinger. Das Erzbergwerk Rammelsberg wurde zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Goslar hat chemische, Baustoff-, Papier- und Glasindustrie, Metall- und Kunststoffverarbeitung, elektrotechnische, Textil- und Nahrungsmittelindustrie. Das reiche historische Stadtbild ist Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr. Der im Oberharz gelegene Stadtteil Hahnenklee-Bockswiese (560-723 m über dem Meeresspiegel) ist heilklimatischer Kurort und Wintersportplatz.
 
Stadtbild:
 
Kaiser Heinrich III. ließ westlich hinter dem alten Palas (Fundamente nachgewiesen) einen neuen errichten, das »Kaiserhaus« oder die »Kaiserpfalz« (im Mittelalter mehrfach wiederhergestellt; 1867-79 historisierend restauriert). Sie ist durch eine Galerie mit der Doppelkapelle Sankt Ulrich (1. Hälfte 12. Jahrhundert) verbunden. In der Vorhalle (2. Hälfte 12. Jahrhundert) des 1819 abgebrochenen Doms (eigentlich Stiftskirche) befindet sich ein Teil der Städtischen Sammlungen (u. a. der »Kaiserstuhl«, 12. Jahrhundert). Ebenfalls im Kern romanisch (mit späteren Veränderungen) sind die Frankenbergkirche (um 1130/50 begonnen) und die Marktkirche (um 1160/70 begonnen; Glasgemälde um 1250); in der Jakobikirche (Kern 11. Jahrhundert; 1491-1506 zur spätgotischen Halle umgebaut) eine Pietà (um 1520) von H. Witten. Die doppeltürmige romanische Neuwerkkirche (1220/30 vollendet) gehört zu einem ehemaligen Benediktinerinnenkloster (1186 gegründet). Im spätgotischen Rathaus (um 1450 auf Vorgängerbau des 12. Jahrhunderts) der vom Meister der Goslarer Sibyllen u. a. Anfang des 16. Jahrhunderts vollständig ausgemalte Huldigungssaal (Teil der Städtischen Sammlungen); Marktbrunnen (13. Jahrhundert), Gildehaus »Kaiserworth« (1494, heute Hotel; 1992 originale Fassadenbemalung wiederhergestellt); Fachwerkhäuser: »Brusttuch« (1521-26) mit Renaissanceschnitzereien, Mönchehaus (1528), Siemenshaus (1692/93). Verschiedene Tore und Türme der ehemaligen mittelalterlichen, um 1500 verstärkten Stadtbefestigung erhalten. Die UNESCO erklärte die Altstadt zum Weltkulturerbe. - Im Stadtteil Hahnenklee-Bockswiese befindet sich die evangelische Gustav-Adolf-Kirche (1907/08), eine Holzkirche, nach dem Vorbild der Stabkirche in Borgund (Norwegen) mit zwölf Masten und frei stehendem Glockenturm errichtet. - Bei Goslar die ehemaligem Augustinerchorherrenstifte Riechenberg (1117 gegründet, Ruine der Kirche mit gut erhaltener Krypta mit bedeutenden Kapitellen, 1150) und Grauhof (1527 gegründet, Kirche 1711-17 mit Barockausstattung).
 
Geschichte:
 
Um 922 unter König Heinrich I. als Marktsiedlung (Wiek) ersterwähnt, aber wohl schon aus karolingischer Zeit, blühte Goslar dank des Silberbergbaus auf dem Rammelsberg (seit 968) und der Verlegung der Königspfalz von Werla nach Goslar (um 1005-15 unter König Heinrich II.) rasch auf; um 1100 Stadt (seit um 1130 als Civitas genannt), war Goslar bis 1250 bevorzugte Kaiserpfalz, besonders der Ottonen und Salier, sowie bis ins 13. Jahrhundert Stätte zahlreicher bedeutender Reichsversammlungen. Seit 1290 im Besitz der seit 1073 belegten Reichsvogtei (mit Territorialhoheit), wurde Goslar endgültig 1340 freie Reichsstadt (bis 1802); um 1320 erhielt das Gründungsmitglied der Hanse ein eigenes Stadtrecht (Goslarer Statuten; Vorbild für viele thüringisch-sächsische Städte). Im 14. Jahrhundert gelangte der Rammelsberg in den Besitz Goslars, wo der Bergbau um 1500 seinen Höhepunkt erreichte und zur wirtschaftlichen Blüte der Stadt führte. Mit dem Verlust des Rammelsbergs (1552) an Braunschweig setzte ein enormer wirtschaftlicher Niedergang ein, der durch den Export von Gose und Schiefer nicht aufgehalten werden konnte und im 18. Jahrhundert seinen Tiefpunkt erreichte; durch Industrialisierung und zunehmenden Fremdenverkehr kam es im 19./20. Jahrhundert wieder zum Aufschwung. 1802/03 kam Goslar an Preußen, 1815 an Hannover, 1866 wieder an Preußen und 1941 an Braunschweig (seit 1. 11. 1946 Niedersachsen).
 
 
Literatur:
 
K. Frölich: Die Goslarer Straßennamen (1949);
 K. G. Bruchmann: G. (1952);
 H.-G. Griep: Das Bürgerhaus in G. (1959);
 W. Hillebrand u. a.: G. (31985).
 
 2) Landkreis im Regierungsbezirk Braunschweig, Niedersachsen, 965 km2, 157 000 Einwohner; umfasst den nördlichen Teil des Oberharzes mit seinen Fichtenforsten, Mooren und den Talsperren von Oker, Innerste und Grane sowie das im Nordwesten und Norden vorgelagerte Berg- und Hügelland mit bewaldeten Höhen, fruchtbaren Senken (Lössböden) und Schotterebenen (am Harzrand). Im Harz haben sich die so genannten Bergstädte - Altenau, Clausthal-Zellerfeld, Sankt Andreasberg und Wildemann - sowie Braunlage, ebenfalls eine ehemalige Bergbaustadt, zu Luftkurorten und Wintersportplätzen entwickelt. Am Harzrand liegen die Kreisstadt Goslar sowie die Städte Seesen und Langelsheim mit Metallverarbeitung, chemische Industrie, Stein- und Kieswerken, Nahrungs- und Genussmittel-, Holz- u. a. Industrie, außerdem das Heilbad Bad Harzburg. Im vorwiegend ackerbaulich genutzten Vorharzgebiet liegt die Stadt Vienenburg.
 
II
Gọslar,
 
Lotte, amerikanische Tänzerin, Choreographin und Ballettdirektorin deutscher Herkunft, * Dresden 27. 2. 1907 (?), ✝ Great Barrington (Massachusetts) 16. 10. 1997; studierte u. a. bei Gret Palucca, emigrierte 1933 nach Zürich und ging mit Erika Manns Kabarett »Die Pfeffermühle« 1937 in die USA. 1954 gründete sie in New York den »L. Goslar's Pantomime Circus«, mit dem sie eine Mischform aus Ballett, Pantomime, Tanztheater und Clownerie entwickelte.

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Gọs|lar: Stadt am Nordrand des Harzes.

Universal-Lexikon. 2012.