Akademik

Fall
Sache; Chose; Angelegenheit; Abfall; Fallen; Niedergang; Sturz; Untergang; Sinken; Sachverhalt; Kernpunkt; Kern; Kasus; Materie; Thematik; Themengebiet; Gegenstand; Themenstellung

* * *

Fall [fal], der; -[e]s, Fälle ['fɛlə]:
1. <ohne Plural> das Fallen:
der Fallschirm öffnet sich während des Falles; sie hat sich beim Fall schwer verletzt.
Syn.: Absturz, Sturz.
2. sich in bestimmter Weise darstellende Angelegenheit, Erscheinung [womit zu rechnen ist, die einkalkuliert o. Ä. werden muss]:
ein typischer, hoffnungsloser, schwieriger Fall; auf diesen Fall komme ich noch zurück; das gilt nur, wenn dieser Fall eintritt.
Syn.: Affäre, Geschichte, Phänomen, Sache.
Zus.: Ausnahmefall, Glücksfall, Notfall, Sonderfall, Störfall, Streitfall, Todesfall, Unglücksfall, Wiederholungsfall, Zweifelsfall.
3. das Auftreten, Vorkommen von Krankheiten:
Fälle von schweren Erkrankungen, Vergiftungen.
4. Form der Beugung (eines Substantivs, Adjektivs u. a.):
das Wort steht hier im 4. Fall (im Akkusativ).

* * *

Fạll1 〈m. 1u
1. das Fallen, Sturz
2. das Sinken, Abnehmen (Wasserstand)
3. Niedergang, Untergang
4. Vorkommnis, Ereignis (Krankheits\Fall)
5. Angelegenheit (Rechts\Fall)
6. Umstand
7. Form, die ein Substantiv od. Pronomen annehmen kann, um seine Beziehung zu andern Satzteilen usw. auszudrücken (Beugungs\Fall, Wer\Fall); Sy Kasus
● der \Fall Adams Sündenfall; Aufstieg und \Fall einer Familie, eines Geschlechtes; der \Fall Schulze gegen Müller 〈Rechtsw.〉; der \Fall eines Verses Tonfall, Melodie ● die Fälle eines Substantivs bilden; wenn dieser \Fall eintreten sollte, dann ...; ich habe folgenden \Fall erlebt; es gibt Fälle, in denen man selbst entscheiden muss; man hörte einen (schweren) \Fall; der \Fall liegt so: ...; sein: das ist (nicht) der \Fall das stimmt (nicht); das ist (nicht) geschehen; das ist (nicht) mein \Fall 〈umg.〉 das sagt mir (nicht) zu, das gefällt mir (nicht); setzen wir den \Fall, er käme wirklich zurück; gesetzt den \Fall, wir hätten das nötige Geld nehmen wir an, dass ... ● ein einmaliger, heikler, hoffnungsloser, interessanter, schwieriger, trauriger \Fall; erster, zweiter \Fall 〈Gramm.〉; der freie \Fall 〈Phys.〉 die gleichmäßig beschleunigte Bewegung eines Körpers infolge der Anziehungskraft der Erde auf den Erdmittelpunkt zu, d. h. nach unten; er ist ein hoffnungsloser \Fall mit ihm ist nichts mehr anzufangen, aus ihm wird nichts mehr; er ist nicht zu überzeugen, nicht zu belehren; klarer \Fall! 〈umg.〉 klar, selbstverständlich (ist es so), das sieht jeder einauf alle Fälle, auf jeden \Fall ganz bestimmt, unbedingt, unter allen Umständen; auf keinen \Fall bestimmt nicht; das ist der \Fall bei ... das ist so bei ...; für den \Fall eines Gewitters falls es ein G. geben sollte; für den \Fall, dass es regnet falls es regnet, wenn es regnen sollte; nimm für alle Fälle etwas Geld mit vorsichtshalber; im \Falle, dass ich nicht kommen kann falls; dieses Substantiv steht im dritten \Fall; im besten \Fall wenn es sehr gut geht, bestenfalls; in diesem \Fall muss ich leider nein sagen; in (ganz) dringenden Fällen; im schlimmsten \Fall wenn es ganz schlimm wird, notfalls; das muss man von \Fall zu \Fall entscheiden jedes Mal einzeln, für sich, ohne Rücksicht auf ähnl. Gelegenheit; beim \Fall von der Leiter; wir haben sechs Fälle von Masern gehabt; ein Vorhaben zu \Fall bringen zunichtemachen, verhindern, vereiteln; jmdn. zu \Fall bringen zugrunde richten, stürzen, ihm seine Existenz, seine Wirksamkeit nehmen (besonders durch Intrigen); zu \Fall kommen, 〈besser〉 fallen, stürzen [<ahd. val, engl. fall, <germ. *falla-; zu idg. *phol- „fallen“]
————————
Fạll2 〈n. 27; Mar.〉
1. Tau zum Setzen od. Herablassen eines Segels
2. Neigung

* * *

1Fạll , der; -[e]s, Fälle:
1. <o. Pl.> [mhd., ahd. val, zu fallen]
a) das Fallen (1 a):
der Fallschirm öffnet sich im F., während des -es;
der freie F. (Physik; gesetzmäßig beschleunigter Fall eines Körpers, auf den außer der Schwerkraft keine zusätzliche Kraft einwirkt);
b) das ↑ Fallen, (1 d)Hinfallen; Sturz:
einen schweren F. tun;
im F. riss er sie mit;
man hörte einen dumpfen F. (das Geräusch eines Sturzes);
Ü der F. (Untergang) Trojas;
der F. (die Öffnung, der Abbau) der Berliner Mauer;
zu F. kommen (1. geh.; hinfallen, hinstürzen: sie ist im Dunkeln zu F. gekommen. 2. gestürzt werden; scheitern: durch einen Skandal zu F. kommen);
zu F. bringen (1. geh.; hinfallen, hinstürzen lassen: eine Baumwurzel hat ihn zu F. gebracht. 2. scheitern lassen, zunichtemachen; stürzen: ein Gesetz zu F. bringen).
2. [von der Vorstellung des Würfelfalls ausgehend, aber beeinflusst von lat. casus = Fall (frz. cas)]
a) etw., womit man rechnen muss:
wenn dieser F. eintritt;
für den schlimmsten, äußersten F.;
für diesen F. habe ich vorgesorgt;
in solchen Fällen gibt es nur eins;
[nicht] der F. sein (sich [nicht] so verhalten, [nicht] so sein);
den F. setzen (als gegeben annehmen);
gesetzt den F., dass …; für den F., dass …; im Fall[e], dass … (falls, wenn);
auf jeden F. (ganz bestimmt, unbedingt);
auf alle Fälle (1. unbedingt, unter allen Umständen, ganz sicher. 2. zur Sicherheit, vorsichtshalber: wir nehmen auf alle Fälle einen Schirm mit);
auf keinen F. (absolut nicht, unter keinen Umständen);
für den F. der Fälle (ugs.; für den schlimmsten, den äußersten Fall);
im F. der Fälle (ugs.; im schlimmsten, im äußersten Falle);
von F. zu F. (jeweils für sich, besonders, in jedem Einzelfall: etw. von F. zu F. entscheiden);
b) sich in einer bestimmten Weise darstellende Angelegenheit, Sache, Erscheinung:
ein ungewöhnlicher, hoffnungsloser, vergleichbarer F.;
ein typischer F. von Leichtsinn;
er ist ein hoffnungsloser F. (ugs.; er ist unverbesserlich, bei ihm ist alle Mühe vergebens);
ich komme noch auf den F. zurück;
das ist in jedem [einzelnen] F. wieder anders;
R [das ist] ein typischer F. von denkste (ugs.; da habe ich mich, hat sich jmd. gewaltig geirrt);
damit hat sich der F. (ugs.; damit ist die Sache erledigt);
klarer F.! (ugs.; aber natürlich!, selbstverständlich!);
jmds. F. sein (ugs.; jmdm. gefallen, zusagen, entsprechen: er ist nicht gerade mein F.);
in jedem F. (unter allen Umständen, was auch immer eintrifft o. Ä.)
3. [von der Vorstellung des Würfelfalls ausgehend, aber beeinflusst von lat. casus = Fall (frz. cas)] (Rechtsspr.) Gegenstand einer Untersuchung; Verhandlung:
der F. Robert Krause;
dieser F. wird die Gerichte noch einige Zeit beschäftigen;
einen F. aufklären, erneut aufrollen.
4. [von der Vorstellung des Würfelfalls ausgehend, aber beeinflusst von lat. casus = Fall (frz. cas)] (Med.) das Auftreten, Vorhandensein einer Krankheit bei jmdm.:
es traten mehrere Fälle von Pilzvergiftung auf;
sie haben zwei schwere Fälle (schwer kranke Patienten) auf der Station.
5. [für lat. casus, Kasus] (Sprachwiss.) (bei Substantiven, Adjektiven, Pronomina, Numeralia) grammatische Form, die die Beziehung ausdrückt, in der das betreffende Wort zu anderen Teilen eines Satzes steht; Kasus.
2Fạll , das; -[e]s, -en [aus dem Niederd. < mniederd. val, eigtl. = das Fallen] (Seemannsspr.):
Tau zum Aufziehen u. Herablassen eines Segels.

* * *

I
Fall,
 
1) Physik: die im Allgemeinen beschleunigt erfolgende Bewegung eines Körpers in einem Schwerefeld, speziell im Schwerefeld der Erde. Wirkt außer der zum Erdmittelpunkt gerichteten Schwerkraft und der auf der Erdrotation beruhenden Zentrifugalkraft keine zusätzliche Kraft auf den Körper ein, ist also insbesondere kein Luftwiderstand vorhanden, spricht man vom freien Fall. Beim freien Fall ist die Fallgeschwindigkeit aller Körper nach Durchfallen der gleichen Strecke gleich groß, d. h. alle Körper fallen unabhängig von ihrer Gestalt, Stoffzusammensetzung und Masse gleich schnell. Der freie Fall ist eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung, die in der Nähe der Erdoberfläche mit konstanter Fallbeschleunigung g erfolgt. Ist h der vom fallenden Körper in der Zeit t zurückgelegte Weg und v die Geschwindigkeit des Körpers, so gelten die Beziehungen (Fallgesetze)
 
 
Die durchfallene Strecke wächst also mit dem Quadrat der Zeit: Ein frei fallender Körper legt in der ersten Sekunde rd. 5 m, in der zweiten rd. 15 m, in der dritten rd. 25 m usw. zurück. Die Fallgeschwindigkeit ist der Fallzeit direkt proportional. Beim freien Fall aus großer Höhe muss berücksichtigt werden, dass die Fallbeschleunigung mit wachsender Entfernung von der Erdoberfläche abnimmt. Ist der fallende Körper dem Luftwiderstand ausgesetzt, so strebt seine Geschwindigkeit nach anfänglich beschleunigter Bewegung einem Grenzwert zu.
 
Infolge der Erdrotation trifft jeder fallende Körper nicht genau senkrecht unter seinem Ausgangspunkt auf, sondern etwas östlich davon (Coriolis-Kraft): Beim freien Fall aus 100 m Höhe ergibt sich auf 45 º nördlicher Breite eine Ostablenkung von rd. 1,5 cm. Sie wurde erstmals 1802-04 von J. F. Benzenberg gemessen.
 
Die 1590 von G. Galilei (»De motu«) bei Experimenten mit der Fallrinne aufgefundenen Fallgesetze leiteten die Entwicklung der klassischen Mechanik ein.
 
 2) Sprachwissenschaft: der Kasus.
 
II
Fạll,
 
Leo, österreichischer Komponist, * Olmütz 2. 2. 1873, ✝ Wien 16. 9. 1925; war Kapellmeister in Berlin, Hamburg, Köln und Wien, wo er ab 1906 freischaffend lebte; zählt neben F. Lehár und E. Kálmán zu den Meistern der zweiten Blütezeit der Wiener Operette.
 
Werke: Der fidele Bauer (1907); Die Dollarprinzessin (1907); Die geschiedene Frau (1908); Brüderlein fein (1909; Singspiel); Der liebe Augustin (1912; darin: Laß dir Zeit; Und der Himmel hängt voller Geigen); Die Rose von Stambul (1916); Madame Pompadour (1922).
 
Literatur:
 
W. Zimmerli: L. F., Meister der Wiener Operette (Zürich 1957).

* * *

1Fạll, der; -[e]s, Fälle [1: mhd., ahd. val, zu ↑fallen; 2-4: von der Vorstellung des Würfelfalls ausgehend, aber beeinflusst von lat. casus = Fall (frz. cas); 5: für lat. casus, ↑Kasus]: 1. <o. Pl.> a) das ↑Fallen (1 a): der Fallschirm öffnet sich im F., während des -es; *der freie F. (Physik; gesetzmäßig beschleunigter Fall eines Körpers, auf den außer der Schwerkraft keine zusätzliche Kraft einwirkt); b) das ↑Fallen (1 d), Hinfallen; Sturz: einen schweren F. tun; im F. riss er einen weiteren Läufer mit; man hörte einen dumpfen F. (das Geräusch eines Sturzes); Ü der F. (Untergang) Trojas; der F. (die Öffnung, der Abbau) der Berliner Mauer; *zu F. kommen (1. geh.; hinfallen, hinstürzen: sie ist im Dunkeln zu F. gekommen. 2. gestürzt werden; scheitern: durch einen Skandal zu F. kommen); zu F. bringen (1. geh.; hinfallen, hinstürzen lassen: eine Baumwurzel hat ihn zu F. gebracht. 2. scheitern lassen, zunichte machen; stürzen: ein Gesetz, einen Plan zu F. bringen; seine Skandale haben ihn schließlich zu F. gebracht). 2. a) etw., womit man rechnen muss: wenn dieser F. eintritt; für den schlimmsten, äußersten F.; für diesen F. habe ich vorgesorgt; Als Lynn nicht kam, galt unsere Abmachung für alle Fälle (Frisch, Montauk 204); in solchen Fällen gibt es nur eins; *[nicht] der F. sein (sich [nicht] so verhalten, [nicht] so sein): Gibt es noch Wortmeldungen? Dies ist nicht der F., dann fahren wir weiter in der Tagesordnung; Drei Mitglieder, die obendrein sehr unterschiedliche Aufgabenschwerpunkte haben - wie es hier der F. ist (Richter, Flüchten 309); den F. setzen (als gegeben annehmen): setzen wir einmal den F., er käme zu spät, was dann?; gesetzt den F., dass ...; für den F., dass ...; im Fall[e], dass ... (falls, wenn); auf jeden F. (ganz bestimmt, unbedingt): sie muss ihm auf jeden F. helfen; auf alle Fälle (1. unbedingt, unter allen Umständen, ganz sicher. 2. zur Sicherheit, vorsichtshalber: wir nehmen auf alle Fälle einen Schirm mit); auf keinen F. (absolut nicht, unter keinen Umständen); von F. zu F. (jeweils für sich, besonders, in jedem Einzelfall): etw. von F. zu F. entscheiden; ∙ *in den F. kommen (in eine schwierige, peinliche o. ä. Lage, Situation geraten): Man müsste ganz in Gesellschaft schweigen, wenn man nicht manchmal in den F. kommen sollte: denn nicht allein bedeutende Bemerkungen, sondern die trivialsten Äußerungen können auf eine so missklingende Weise mit dem Interesse der Gegenwärtigen zusammentreffen (Goethe, Wahlverwandtschaften II, 10); ∙ im F. sein (1. in einer bestimmten Lage sein, sich in einer bestimmten Situation befinden: Meine Gedichte ... musste ich immer für die besseren halten. Allein ich merkte bald, dass meine Mitwerber, welche sehr lahme Dinge vorbrachten, in dem gleichen -e waren und sich nicht weniger dünkten [Goethe, Dichtung u. Wahrheit 1]. 2. imstande sein: so bin ich meiner selbst nicht mächtig, bin im -e, toll und wild das Äußerste zu wagen [Goethe, Claudine 2]); b) sich in einer bestimmten Weise darstellende Angelegenheit, Sache, Erscheinung: ein ungewöhnlicher, hoffnungsloser F.; ein typischer F. von Leichtsinn; dieser F. ist kompliziert, macht mir Sorge; einen F. aufgreifen, als Beispiel anführen, zur Sprache bringen; ich komme noch auf den F. zurück; das ist in jedem [einzelnen] F. wieder anders; anders als in vergleichbaren Fällen kommen die entscheidenden Anstöße ... von ihm selber (Reich-Ranicki, Th. Mann 30); er ist ein hoffnungsloser F. (ugs.; er ist unverbesserlich, bei ihm ist alle Mühe vergebens); R [das ist] ein typischer F. von denkste (ugs.; da habe ich mich, hat sich jmd. gewaltig geirrt); damit hat sich der F. (ugs.; damit ist die Sache erledigt); *jmds. F. sein (ugs.; jmdm. gefallen, zusagen, entsprechen): er ist nicht gerade mein F.; Mit Ausdauer Fotos zu betrachten ..., das war ganz und gar nicht ihr F. (Bastian, Brut 63); klarer F.! (ugs.; aber natürlich!, selbstverständlich!): Klarer F., die hatten mich drei Tage schmoren lassen (Spiegel 41, 1976, 123); in jedem F. (ob so od. so). 3. (Rechtsspr.) Gegenstand einer Untersuchung; Verhandlung: der F. Robert Krause; dieser F. wird die Gerichte noch einige Zeit beschäftigen; einen F. untersuchen, aufklären, entscheiden; Ich habe gehört, dass dein ganzer F. noch mal aufgerollt werden soll (H. Weber, Einzug 151). 4. (Med.) das Auftreten, Vorhandensein einer Krankheit bei jmdm.: es traten mehrere Fälle von Pilzvergiftung auf; sie haben zwei schwere Fälle (schwerkranke Patienten) auf der Station. 5. (Grammatik) Form der Beugung (eines Substantivs, Adjektivs, Pronomens od. Numerales); Kasus: das Substantiv in den 4. F. (Akkusativ) setzen; nach „wegen“ steht der 2. F. (Genitiv).
————————
2Fạll, das; -[e]s, -en [aus dem Niederd. < mniederd. val, eigtl. = das Fallen] (Seemannsspr.): Tau zum Aufziehen u. Herablassen eines Segels: Dabei riss einmal das Bremsband der Großfallwinde, sodass wir das F. bis zum Segelbergen mit der Kurbel festhalten mussten (Skipper 8, 1979, 60).

Universal-Lexikon. 2012.