Ma|ni|chä|ịs|mus 〈[-çɛ-] m.; -; unz.; Rel.〉 eine Weltreligion, die vom Menschen eine strenge Askese u. Reinheit fordert, damit er zur Erlösung gelangt [nach dem persischen Religionsstifter Mani, 216-277 n. Chr.]
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Ma|ni|chä|ịs|mus, der; -:
von Mani gestiftete gnostische Religion der späten Antike u. des frühen Mittelalters, deren Ausgangspunkt ein radikaler Dualismus (von Licht u. Finsternis, Gut u. Böse, Geist u. Materie) ist.
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Manichäịsmus
der, -, von Mani begründete dualistisch-gnostische Religion der Spätantike und des frühen Mittelalters.
Ausgangspunkt des Manichäismus bildet ein radikaler Dualismus von Licht und Finsternis, von Gut und Böse, Geist und Materie, die unabhängig voneinander existieren, bis der »Fürst der Finsternis« (Ahriman, Teufel) in das Reich des »Königs des Lichtparadieses« (Zervan, Gott-Vater) einbricht. In dem folgenden Kampf geraten Lichtteilchen in das Reich der Finsternis, wobei die entstehende Vermischung der beiden Prinzipien zur Grundlage der Weltentstehung wird. Eine pessimistische Sicht von Mensch und Welt ist die Folge: Menschliche Existenz und Leben überhaupt wird nur möglich durch eine göttliche Niederlage. Welt und Mensch bestehen aus dämonischer Substanz, der materielle Körper dient nur als Gefängnis für die Lichtseelen, und seine Fortpflanzung behindert den kosmischen Prozess, der die Rückkehr der Lichtteilchen in ihre Lichtheimat bewirken soll. Eine Erlösung des Menschen aus der Welt der Finsternis setzt voraus, dass er die Zusammenhänge der dualistischen Weltordnung erkennt. Mani verstand sich dabei als der in der Nachfolge Zarathustras, Buddhas und Jesu stehende Offenbarungsbringer (Paraklet). Organisatorisch bildete der Manichäismus eine strenge Hierarchie aus, an deren Spitze der Archegos (»Erzlenker«) als Nachfolger Manis stand. Grundsätzlich unterteilten sich die Manichäer in mönchisch lebende, vier hierarch. Stufen (Lehrer, Bischöfe, Presbyter, Diakone) umfassende Electi (»Auserwählte«) und in Auditores (»Hörer«). Die Electi waren zu strenger Askese (Fasten, Verzicht auf Ehe und Fortpflanzung, auf Fleisch- und Weingenuss und auf persönliches Eigentum) verpflichtet. Den Auditores (als den Laien) waren Ehe und Eigentum gestattet. Das kultische Leben des Manichäismus bestimmten regelmäßige Feste (jeden Montag), Fasten am Sonntag, Gebete und die Beichte. Hauptfest war das jährliche Bema-Fest (»Fest des Lehrstuhls«) zur Erinnerung an den Leidensweg und den als seine unmittelbare Himmelfahrt verstandenen Tod Manis, in dessen Mittelpunkt eine sakramentale Mahlzeit stand.
Auf der Grundlage einer christlichen Gnosis nahm der Manichäismus bewusst Elemente des Christentums, des Parsismus wie des Buddhismus auf. Dieser Synkretismus erleichterte seine Ausbreitung und erklärt seine Missionserfolge. Bald nach dem Tod Manis breitete sich der Manichäismus trotz ständiger Verfolgungen über Mesopotamien, Syrien, Ägypten bis nach Spanien, Gallien und Dalmatien aus und erreichte den Höhepunkt seiner Verbreitung im 4. Jahrhundert (u. a. auch Einfluss auf Augustinus). Während er ab dem 6. Jahrhundert im Westen nur in wenigen Zentren bestehen konnte (8. Jahrhundert in Afrika, Staatsreligion im Uigurenreich), kam es ab dem 7. Jahrhundert zu einer neuen Blüte des Manichäismus in China, wo er bis ins 14. Jahrhundert überlebte. - Dem Manichäismus verwandte Vorstellungen finden sich bei den Paulikianern, Bogomilen und Katharern. Sein Dualismus wirkt bis in religiöse und philosophische Systeme der Neuzeit fort.
G. Widengren: Mani u. der M. (1961);
F. Decret: L'Afrique manichéenne. IVe-Ve siècles, 2 Tle. (ebd. 1978);
Der M., hg. v. G. Widengren (1977);
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Ma|ni|chä|ịs|mus, der; -: von Mani gestiftete gnostische Religion der späten Antike u. des frühen Mittelalters, deren Ausgangspunkt ein radikaler Dualismus (von Licht u. Finsternis, Gut u. Böse, Geist u. Materie) ist.
Universal-Lexikon. 2012.