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Westsibirisches Tiefland
Wẹstsibirisches Tiefland,
 
Wẹstsibirische Ebene, russisch Sạpadno-Sibịrskaja rawnịna, weitläufige Ebene in Nordwestasien, zum größten Teil in Russland (Gebiet Tjumen), ein 150-300 km breiter Steppenstreifen im Süden gehört zu Kasachstan, rd. 2,6 Mio. km2, im Mittel 50-150 m über dem Meeresspiegel, wird im Westen vom Ural, im Osten vom Mittelsibirischen Bergland beziehungsweise vom Jenissej begrenzt und senkt sich von der Kasachischen Schwelle und dem Altai allmählich zur Karasee. Das Westsibirische Tiefland ist ein riesiger geologischer Senkungstrog, es wird von Ob und Irtysch entwässert. Beide Flüsse (und ihre zahlreichen Nebenflüsse) haben nach Eintritt ins Tiefland kaum noch Gefälle und bilden infolgedessen ausgedehnte Sumpflandschaften (Wasjuganje), zumal das Westsibirische Tiefland nahezu vollständig von Dauerfrostboden bedeckt ist, der die Sumpfbildung begünstigt. Besonders während der Schneeschmelze sind weite Landstriche überschwemmt, da zudem die Flüsse vom Oberlauf abwärts auftauen und umgekehrt von der Mündung zum Oberlauf hin zufrieren, sodass der Abfluss im Frühjahr stark behindert wird. Das Westsibirische Tiefland wird in Ost-Westrichtung von einer flachen Bodenschwelle (bis 285 m über dem Meeresspiegel), dem Sibirischen Landrücken (Sibirskije Uwaly), gequert. Im Süden, in der Baraba-, Ischim- und Kulundasteppe, treten lang gestreckte, nur 40-60 m hoch aufragende Hügelketten auf. Das Klima ist kontinental, mit geringen Niederschlägen und niedrigen Jahrestemperaturen. Die sich an die Tundra (im Norden) anschließende Taiga ist meist als Sumpftaiga ausgebildet, im Süden folgt auf die Waldsteppe der Übergang zur Steppe (heute eines der wichtigsten russischen Weizenanbaugebiete).
 
Seit 1953 wurden im mittleren Teil des Westsibirischen Tieflands, im Autonomen Kreis der Chanten und Mansen, bedeutende Erdgas-, seit 1960 auch Erdölvorkommen erschlossen. Das gesamte Westsibirische Erdöl- und Erdgasrevier (früher auch als »Drittes Baku« bezeichnet) umfasst neben diesen wichtigsten Lagerstätten am mittleren Ob (Zentren sind Surgut, Nischnewartowsk und Neftejugansk) die Halbinseln Jamal, die Gebiete um Nadym (Medweschje), die Halbinsel Tasow mit Urengoj (Nowyj Urengoj) und Jamburg sowie Tjumen. Verwaltungszentrum des Fördergebietes ist Tjumen. Aus dem Gebiet Tjumen kommen etwa 90 % des gesamten Erdgasaufkommens Russlands (1994 wurden 529 Mrd. m3 durch die russische Firma Gasprom gefördert) und etwa zwei Drittel der russischen Erdölförderung. Das Westsibirische Tiefland ist Ausgangspunkt zahlreicher Pipelines. Der Verkehrsanbindung des noch wenig erschlossenen Gebietes dient die Nordsibirische Eisenbahn. Erschwerend auf die Ausbeutung der Lagerstätten wirken sich die harten Naturbedingungen und die immer noch geringe Besiedlung aus, ökologische Probleme verursacht das häufige Auslaufen von Erdöl aus maroden Pipelines. Wichtige Standorte der petrochemischen Industrie sind Omsk, Tobolsk und Tomsk.

Universal-Lexikon. 2012.