Oviedo
[oβ'jeȓo],
1) Provinzhauptstadt in Asturien, Spanien, 228 m über dem Meeresspiegel, liegt verkehrsgünstig in einer von den Nord-Ausläufern des Kantabrischen Gebirges umschlossenen fruchtbaren Ebene, 199 500 Einwohner; katholischer Bischofssitz; Universität (gegründet 1604); Priesterseminar; Theater; Museen. Oviedo ist Zentrum eines Bergbaugebiets mit Eisen- und Stahlverhüttung, Metallverarbeitung (Waffen), chemische, Leder-, Nahrungsmittel-, Papier- und Keramikindustrie, Holzverarbeitung; Eisenbahn- und Straßenknotenpunkt; Flughafen.
In der Altstadt die gotische Kathedrale Sancta Ovetensis del San Salvador (1388-1539 über Vorgängerbauten des 8. und 9. Jahrhunderts errichtet) mit 82 m hohem Südwestturm (1539), Vorhalle (12. Jahrhundert), Camara Santa (Reliquien aus dem Heiligen Land, zum Teil aus dem 1. Jahrhundert) und Kreuzgang (1. Hälfte des 14. Jahrhunderts); Bischofspalast (16.-18. Jahrhundert); Kirche San Tirso el Real (im 9. Jahrhundert als mozarabische Kirche gegründet, mozarabische Bauteile sind erhalten); Universität (1534-1608 im griechisch-römischen Tempelstil mit Patio erbaut, 1934 erneuert); ehemaliges Kloster San Vicente (im 8. Jahrhundert gegründet, Bauten 15. und 18. Jahrhundert) mit archäologischem Museum; Museum der schönen Künste; im Nordosten die Kirche San Julián de los Prados (812-842). - 2 km nordwestlich befinden sich am Hang des Monte de Naranco zwei ursprünglich zum Palastkomplex König Ramiros I. (842-850) gehörende Bauten (UNESCO-Weltkulturerbe): die Kirche San Miguel de Liño (vermutlich schon im 12. Jahrhundert eingestürzt und nur zum Teil erhalten) und das »Belvedere«, ein Hallenbau mit doppelstöckigem Loggiensaal (vermutlich seit dem 12. Jahrhundert als »Santa Maria de Naranco« die Funktion der Kirche übernehmend; Anfang der 1930er-Jahre reprofaniert und weitgehend rekonstruiert, ursprüngliche Wandmalereien nicht erhalten); beide Bauwerke sind Hauptwerke des asturischen Stils, einer Sonderform frühmittelalterlicher Architektur Spaniens.
Keimzelle von Oviedo war das 761 auf dem Hügel Ovectao gegründete Benediktinerkloster San Vicente. Der asturische König Fruela I. (757-768) baute daneben einen Palast und eine Basilika, um die sich die Siedlung Oveta entwickelte (789 von den Arabern zerstört). Alfons II., der Keusche (791-842), ließ 792 die jetzt Oviedo genannte Stadt als befestigte Residenz wieder aufbauen und machte sie 810 zur Hauptstadt Asturiens. Nach der Vereinigung mit Kastilien nur noch kastilische Provinzhauptstadt, 1002 von Mansur (Almansor) kurzzeitig erobert, 1388 Fürstenresidenz im Königreich Kastilien. 1521 wurde Oviedo durch ein Großfeuer fast völlig zerstört. 1934 beim Aufstand der asturischen Bergarbeiter und 1936/37 bei der Belagerung durch republikanische Truppen erlitt die historische Bausubstanz schwere Schäden. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts konnte Oviedo durch die aufblühende Montanindustrie erneute Bedeutung erlangen.
2) Provinz in Nordspanien, entspricht der autonomen Region Asturien, 10 604 km2, 1,117 Mio. Einwohner; erstreckt sich vom Hauptkamm des Kantabrischen Gebirges nach Norden bis zur Küste (Costa Verde), hat atlantisch-gemäßigtes Klima (Jahresniederschläge über 1 000 mm), eine dicht bevölkerte Küstenzone (Fischerei, Werften, Obstbau; Großhäfen und Industriezentren in Gijón und Avilés) und dünn besiedeltes Agrargebiet im Innern (Schweine-, Rinderhaltung, Milchwirtschaft; Anbau von Getreide, Kartoffeln, Hopfen, Tabak). Der Ballungsraum um die Städte Oviedo, Mieres, Avilés, Gijón bildet mit dem ihn umgebenden Bergbau (Steinkohle, Eisenerz) die führende Montanindustrieregion Spaniens. Zahlreiche Stauseen mit Kraftwerken (v. a. in den Flüssen Navia, Narcea). Verbreitet sind frühromanische Baudenkmäler.
Universal-Lexikon. 2012.