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Hebel
He|bel ['he:bl̩], der; -s, -:
1. länglicher Körper, der sich um einen festen Punkt bewegen lässt und mit dem Kräfte übertragen, Lasten, Gegenstände gehoben, von der Stelle bewegt werden können:
einen Felsbrocken mithilfe eines Hebels anheben.
2. Griff zum Einschalten, Steuern o. Ä. einer Maschine:
einen Hebel bedienen, betätigen, herumlegen.
Zus.: Einschalthebel, Feststellhebel, Fußhebel.

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He|bel 〈m. 5
1. um eine feststehende Achse drehbarer Körper (Stange, Brett) zum Heben od. Verschieben von Lasten
2. 〈fig.〉 bewegende Kraft
● an diesem Punkt musst du den \Hebel ansetzen 〈fig.〉 die Sache anpacken, beginnen; einen \Hebel betätigen; ich werde alle \Hebel in Bewegung setzen, damit ... 〈fig.〉 mit allen Mitteln versuchen, zu ...; ein ein-, zweiarmiger \Hebel; am längeren \Hebel sitzen 〈fig.〉 sich in einer besseren Position befinden, mehr Macht haben (als jmd. anders) [→ heben]

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He|bel , der; -s, - [spätmhd. hebel, zu heben]:
1.
a) (Physik) um eine Achse od. einen Punkt drehbarer, starrer [stabförmiger] Körper, mit dessen Hilfe Kräfte übertragen werden:
ein einarmiger, zweiarmiger H.;
Lastarm und Kraftarm eines -s;
b) einfaches Werkzeug in Form einer Stange o. Ä., mit dem unter Ausnutzung der Hebelkraft schwere Lasten, Gegenstände gehoben u. von der Stelle bewegt werden können:
mit einem H. konnte der Felsbrocken schließlich angehoben und fortbewegt werden;
ökonomischer H. (DDR; Maßnahme zur möglichst planmäßigen Entwicklung, Förderung der Wirtschaft; aus dem Russ.);
[irgendwo] den H. ansetzen (ugs.; eine Sache in bestimmter Weise in Angriff nehmen, anpacken, mit ihr beginnen);
am H./an den -n sitzen (an der Macht sein, eine entscheidende Machtposition innehaben);
am längeren H. sitzen (mächtiger, einflussreicher als der Gegner sein, die günstigere Position innehaben).
2. Griff an einer Maschine, einem Apparat, Gerät zum Ein- u. Ausschalten, Einstellen, Steuern o. Ä.:
einen H. bedienen, betätigen, [her]umlegen;
du musst auf den richtigen H. drücken;
alle H. in Bewegung setzen (ugs.; alle denkbaren, nur möglichen Maßnahmen ergreifen, alles aufbieten).
3. (Judo) Hebelgriff (2).

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I
Hebel,
 
1) Börsenwesen: Optionsschein.
 
 2) Mechanik: ein um eine Achse drehbarer, beliebig geformter Körper, meist in Form einer geraden oder gewinkelten Stange, an dem an beliebigen Punkten außerhalb der Drehachse Kräfte angreifen. Man unterscheidet einarmige Hebel (alle Kräfte wirken nur auf einer Seite der Drehachse) und zweiarmige Hebel (die Kräfte greifen beiderseits der Drehachse an). Beim Winkelhebel bilden die Arme des Hebels im Drehpunkt einen Winkel. - Am Hebel herrscht Gleichgewicht, wenn das Drehmoment aller an ihm angreifenden Kräfte gleich null ist (Hebelgesetz). Bei Vorhandensein von nur zwei Kräften K und L (z. B. beim einfachen, geraden Hebel), deren Wirkungslinien in einer zur Drehachse senkrechten Ebene liegen und deren als Kraft- beziehungsweise Lastarm bezeichnete Hebelarme (die von der Drehachse auf die jeweiligen Wirkungslinien gefällten Lote) die Länge l beziehungsweise k haben, ist im Momentengleichgewicht das Kraftmoment betragsmäßig gleich dem Lastmoment: K · k = L · l (Kraft × Kraftarm = Last × Lastarm). - Der Hebel gehört zu den einfachen Maschinen; mit ihm lassen sich bei kleinem Kraftaufwand und großem Hebelarm große Kräfte an einem entsprechend kleinen Arm erzeugen (Hebebaum, Brechstange).
 
 
II
Hebel,
 
Johann Peter, Dichter, * Basel 10. 5. 1760, ✝ Schwetzingen 22. 9. 1826; von einfacher Herkunft; wurde nach Theologiestudium in Erlangen Hauslehrer und Vikar, 1783 Seminarlehrer am Pädagogium in Lörrach, 1791 Gymnasiallehrer in Karlsruhe, wo er der Kirchen- und Schulbehörde angehörte, 1808 Gymnasialdirektor, 1819 evangelischer Prälat und Mitglied der Ständeversammlung, 1821 theologischer Ehrendoktor der Universität Heidelberg. - Aus dem Heimweh nach der südbadischen Heimat entstanden die mundartlichen »Alemannische Gedichte« (1803), die, von Goethe und Jean Paul hoch geschätzt, die Landschaft und den bäuerlichen Lebensbereich des südlichen Schwarzwalds in besinnlichen, heiter-ernsten und unmerklich erzieherischen Szenen und Betrachtungen entfalten. 1808-11 gab Hebel den Jahreskalender »Der Rheinländische Hausfreund« (1813-15 und 1819 fortgesetzt als »Rheinischer Hausfreund«) heraus, für den er selbst zahlreiche »Kalendergeschichten« schrieb. Dabei nahm er alte Sagen, Anekdoten, aber auch Zeitungsberichte auf und formte sie um in kurze, lebendige Szenen belehrender, heiterer oder schwankhafter Natur. Hebels Sprachkraft und Humor, seine Schlichtheit und Gemütstiefe begründeten seine Volkstümlichkeit. Eine Reihe seiner bekanntesten Erzählungen (u. a. »Kannitverstan«, »Der seltsame Spazierritt«, »Unverhofftes Wiedersehen«, »Zundelfrieder«-Geschichten) fasste Hebel in der Sammlung »Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes« (1811) zusammen, das zu einem Hausbuch wurde. - Nach ihm benannt ist der Johann-Peter-Hebel-Preis.
 
Ausgaben: Werke, herausgegeben von E. Meckel, 2 Bände (1968); Briefe. Gesamtausgabe, herausgegeben von W. Zentner (Neuausgabe 1976); Der rheinländische Hausfreund. Faksimiledruck der Jahrgänge 1808-15 und 1819, herausgegeben von L. Rohner, 2 Bände (1981); Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Kritische Gesamtausgabe, herausgegeben von W. Theiss (1981).
 
Literatur:
 
W. Altwegg: J. P. H. (Frauenfeld 1935);
 W. Zentner: J. P. H. (Neuausg. 1965);
 U. Däster: J. P. H. in Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten (14.-16. Tsd. 1979);
 
Zu J. P. H., hg. v. R. Kawa (1981);
 R. Feger: Annäherung an einen Prälaten. Fragestellungen zu Leben u. Werk v. J. P. H. (1983);
 
J. P. H. Eine Wiederbegegnung zu seinem 225. Geburtstag (1985).
 

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He|bel, der; -s, - [spätmhd. hebel, zu ↑heben]: 1. a) (Physik) um eine Achse od. einen Punkt drehbarer, starrer [stabförmiger] Körper, mit dessen Hilfe Kräfte übertragen werden: ein einarmiger, zweiarmiger H.; Lastarm und Kraftarm eines -s; b) einfaches Werkzeug in Form einer Stange o. Ä., mit dem unter Ausnutzung der Hebelkraft schwere Lasten, Gegenstände gehoben u. von der Stelle bewegt werden können: mit einem H. konnte der Felsbrocken schließlich angehoben und fortbewegt werden; Ü Hier also sitzt der einzig wirksame H. (Ansatzpunkt, Wirkungsmöglichkeit) für die deutsche Wiedervereinigung (Dönhoff, Ära 217); Öffentliche Investitionen sind immer noch der zuverlässigste H., um nachhaltige Beschäftigungseffekte auszulösen (Woche 28. 11. 97, 24); Diese Unterhaltung ... wurde der eigentliche H. (in ihr lag der eigentliche Grund) zum überraschenden Siege des Kaisers (Thieß, Reich 505); *ökonomischer H. (DDR; Maßnahme zur möglichst planmäßigen Entwicklung, Förderung der Wirtschaft; LÜ aus dem Russ.): Ideologische Arbeit, ökonomische H., Wettbewerb und Bildungsarbeit wirken ... zusammen (Neues D. 21. 6. 64, 3); [irgendwo] den H. ansetzen (ugs.; eine Sache in bestimmter Weise in Angriff nehmen, anpacken, mit ihr beginnen): man muss nur den H. an der richtigen Stelle ansetzen; am H. sitzen (an der Macht sein, eine entscheidende Machtposition innehaben); am längeren H. sitzen (mächtiger, einflussreicher als der Gegner sein, die günstigere Position innehaben): Sie müssen endlich einsehen, dass die Behörden am längeren H. sitzen (Ziegler, Konsequenz 131). 2. Griff an einer Maschine, einem Apparat, Gerät zum Ein- u. Ausschalten, Einstellen, Steuern o. Ä.: einen H. bedienen, betätigen, [her]umlegen; wie er den H. der Weiche umwarf und pfiff (Schnabel, Marmor 66); du musst auf den richtigen H. drücken; *alle H. in Bewegung setzen (ugs.; alle denkbaren, nur möglichen Maßnahmen ergreifen, alles aufbieten): Meine Frau setzte alle H. in Bewegung, um mir zu Hilfe zu kommen (Niekisch, Leben 348). 3. (Judo) Hebelgriff (2).

Universal-Lexikon. 2012.