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Langobardenreich
Langobardenreich
 
Nach dem Untergang des Ostgotenreichs 553 wurde Italien wieder in das Oströmische Reich eingegliedert; zum Statthalter wurde der siegreiche Feldherr Narses ernannt. Die oströmische Herrschaft währte jedoch nicht lange, denn bereits 568 drang der germanische Volksstamm der Langobarden in Italien ein, dessen König Alboin die angestammten Siedlungsplätze in Pannonien (Donauraum) verlassen hatte, weil er sich zu sehr von den Awaren bedrängt sah.
 
Den Langobarden, die auf ihrem Zug nach Italien durch sächsische, thüringische und andere Volksgruppen verstärkt wurden, gelang es bis um 580, die nach ihnen benannte Lombardei in Oberitalien und Teile Süditaliens in Besitz zu nehmen. Da die Eroberer über keine Flotte verfügten, blieben ihnen jedoch wichtige Küstenstädte und -regionen wie Ravenna und Rom verschlossen, wo sich die Byzantiner und das Papsttum behaupten konnten. Die Langobarden nahmen das Christentum zunächst in seiner arianischen Form an, was dazu führte, dass Verbindungen zu den katholischen Fürsten anderer germanischer Völker erst über die Ehe König Autharis mit der bayerischen Herzogstochter Theudelinde zustande kamen.
 
Es dauerte einige Zeit, bis das Königtum seine Herrschaft um die Residenzstadt Pavia konsolidiert hatte; noch bis in das 8. Jahrhundert hinein beanspruchten die langobardischen Herzogtümer Benevent und Spoleto eine weitgehende Unabhängigkeit. Für die Festigung der Königsherrschaft war es von Bedeutung, dass König Rothari (636-52) im Jahr 638 ein Gesetzbuch erließ, das altlangobardische Rechtsbräuche mit dem Einfluss des römischen Rechts verband. Durch den Übertritt des Königtums und dann auch des Volkes zum katholischen Glauben fiel eine Schranke zwischen Langobarden und den romanischen Einwohnern Italiens, mit denen jetzt auch Ehen gestattet wurden. Unter König Liutprand (712- 44), der bedeutende Gesetze erließ und seinen Herrschaftsbereich weiter ausdehnte, erlebte das Langobardenreich eine Blütezeit. Liutprands Nachfolgern gelang es sogar, Ravenna zu erobern (751) und die Stellung des Papstes zu bedrohen.
 
Der hierdurch entstehende politische Gegensatz hatte jedoch verhängnisvolle Auswirkungen, denn der Hilferuf des bedrängten Papstes Stephan II. an den Franken Pippin bahnte jenes historische Bündnis zwischen Papsttum und Franken an, das am Ende zum Untergang der Langobardenherrschaft in Oberitalien führte, als 774 Karl der Große den letzten Langobardenkönig Desiderius besiegte und in ein Kloster verbannte.

Universal-Lexikon. 2012.