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wen|den ['vɛndn̩]:1. <wendete, gewendet>
a) <tr.; hat in eine andere Lage bringen:
sie wendete den Braten im Topf; die Bauern haben das Heu gewendet.
Zus.: umwenden.
b) <itr.; hat in die entgegengesetzte Richtung bringen:
er konnte in der engen Straße [mit dem Wagen] nicht wenden.
Syn.: ↑ umkehren.
Zus.: umwenden.
den Kopf zur Seite wenden; <auch + sich> als es klopfte, wandten sich ihre Augen zur Tür.
Zus.: abwenden, hinwenden, wegwenden, zuwenden.
sich vertrauensvoll, Hilfe suchend an jmdn. wenden; sie hat sich schriftlich ans Konsulat gewandt/gewendet.
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wẹn|den 〈V. 278; hat〉
I 〈V. tr.〉
1. umdrehen, auf die andere Seite drehen, drehen
2. in die entgegengesetzte Richtung stellen
● bitte \wenden! 〈Abk.: b. w.〉 (Aufforderung zum Umblättern, Umdrehen eines Formulars usw.) ● ich kann das Auto hier nicht \wenden; den Braten (in der Pfanne) \wenden; Heu \wenden (zum schnelleren Trocknen); ein Kleidungsstück \wenden zertrennen, die Innenseite nach außen kehren u. wieder zusammennähen; gewendete Kommunisten 〈fig.〉 K., die sich nach dem Zusammenbruch des osteuropäischen Kommunismus den veränderten politishen Verhältnissen angepasst haben; jmdm. den Rücken \wenden jmdm. den Rücken zudrehen, sich von jmdm. abkehren ● ich kann die Sache drehen und \wenden, so viel ich will, sie wird doch nicht anders 〈fig.〉 von allen Seiten beleuchten, betrachten ● seine Aufmerksamkeit auf etwas \wenden; ich habe viel Fleiß, Mühe daran gewendet dafür aufgebracht; ich habe viel Geld daran gewendet dafür ausgegeben; den Kopf nach jmdm., etwas \wenden; sich nach links, rechts \wenden; seine Schritte nach der Stadt, dem Walde \wenden; sich nach Süden, Norden \wenden; sie wandte kein Auge von ihm sie sah ihn fortwährend an; die Hand von jmdm. \wenden 〈fig.; poet.〉 nicht mehr für ihn sorgen, ihn nicht mehr unterstützen
II 〈V. refl.〉 sich \wenden
1. sich drehen, umdrehen
2. 〈a. fig.〉 die entgegengesetzte Richtung einschlagen
3. 〈fig.〉
3.1 sich an jmdn. \wenden jmdn. ansprechen, nach etwas fragen, um Auskunft, Hilfe bitten
3.2 sich gegen jmdn. \wenden jmdm. feindlich gegenübertreten (den man zuvor unterstützte)
● das Blatt hat sich gewendet 〈fig.〉 die Situation hat sich grundlegend verändert; das Wetter hat sich gewendet ist anders geworden; der Wind hat sich gewendet ● ich wandte mich an meinen Bruder um Rat; die Zeitschrift wendet sich vor allem an Hausfrauen; darf ich mich mit einer Bitte an Sie \wenden?; sich zu jmdm. \wenden; sich zum Ausgang, zur Tür \wenden; sich zur Flucht \wenden; sich zum Gehen \wenden; es hat sich alles noch zum Guten gewendet
III 〈V. intr.〉 umkehren, kehrtmachen, die entgegengesetzte Richtung einschlagen, z. B. beim Wettlaufen, Schwimmen ● ich kann in der engen Straße (mit dem Wagen) nicht \wenden ● der Schwimmer stößt sich beim Wenden mit den Beinen ab
[<mhd. wenden <ahd. wenten <got. wandjan „sich wenden, gehen, winden machen“; Faktitivum zu winden]
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wẹn|den <sw./st. V.; hat [mhd. wenden, ahd. wenten, Kausativ zu ↑ 1winden u. eigtl. = winden machen]:
1. <sw. V.>
a) auf die andere Seite drehen, herumdrehen, umwenden:
den Braten, die Gans im Ofen, das Omelett in der Pfanne w.;
das Heu muss gewendet werden;
den Mantel w. (die bisher innere Seite nach außen nehmen);
die Buchseite w.;
<auch ohne Akk.-Obj.:> bitte w.! (Aufforderung am Schluss einer beschriebenen od. bedruckten Seite, sie umzudrehen; Abk.: b. w.);
die Schnitzel zunächst in Eiweiß, dann in Paniermehl w.
2. <sw. V.>
a) in die entgegengesetzte Richtung bringen:
das Auto w.;
b) drehen u. die entgegengesetzte Richtung einschlagen; die Richtung um 180° ändern:
das Auto wendet;
hier kann ich nicht w.;
der Schwimmer hat gewendet.
3. <sw. u. st. V.>
a) in eine andere Richtung drehen:
den Kopf, sich [zur Seite] w.;
keinen Blick von jmdm. w.;
sie wandte ihre Blicke hin und her, hierhin und dorthin;
er wandte sich, seine Schritte nach links, zum Ausgang;
Ü er konnte das Unheil von uns w. (abwenden);
sich in sein, ins Gegenteil, zum Guten w.;
b) <w. + sich> sich (zu etw.) anschicken:
sich zum Gehen, zur Flucht w.
4. <sw. u. st. V.>
a) eine Frage, Bitte an jmdn. richten:
sich vertrauensvoll, Hilfe suchend an jmdn. w.;
ich habe mich schriftlich dorthin gewandt;
Ü das Buch wendet sich nur an die Fachleute;
b) jmdm., einer Sache entgegentreten:
er wendet sich [mit seinem Artikel] gegen die Vorwürfe der Opposition.
5. <sw. u. st. V.> (für jmdn., etw.) aufwenden, benötigen, verbrauchen:
viel Kraft, Sorgfalt, Geld, Arbeit auf etw. w.;
er hat all seine Ersparnisse an seine Kinder, an ihre Ausbildung gewandt.
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I Wẹnden,
Sammelbezeichnung für in Mittel-, Ostdeutschland und Ostalpenländern ansässige Slawen, im engeren Sinn frühere Bezeichnung für die Sorben. Die Entstehung des Namens und seine sprachliche und geschichtliche Anknüpfung an den indogermanischen (aber nicht slawischen) Stamm der Veneter oder an die Wandalen oder an germanisch weni (»Freund«) sind nicht gesichert. (Windische)
Wẹnden,
Gemeinde im Kreis Olpe, Nordrhein-Westfalen, 320-510 m über dem Meeresspiegel, im Sauerland, 19 500 Einwohner; Maschinenbau, Elektro- und Elektronikindustrie. Bis Ende des 19. Jahrhunderts Eisenerzabbau und -verhüttung; die Schmelzhütte von 1728 mit dem ältesten Holzkohleofen Deutschlands ist technisches Museum.
Pfarrkirche Sankt Severin (1750-52).
Wenden wurde 1151 erstmals urkundlich erwähnt.
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wẹn|den <unr. V.> [mhd. wenden, ahd. wenten, Veranlassungswort zu 1↑winden u. eigtl. = winden machen]: 1. <wendete, hat gewendet> a) auf die andere Seite drehen, herumdrehen, umwenden: den Braten, die Gans im Ofen, das Omelett in der Pfanne w.; das Heu muss gewendet (mit dem Rechen, der Harke umgedreht) werden; den Mantel w. (die bisher innere Seite nach außen nehmen); lesend die Seiten w.; <auch o. Akk.-Obj.:> bitte w.! (Aufforderung am Schluss einer beschriebenen od. bedruckten Seite, sie umzudrehen; Abk.: b. w.!); Ü Und immer trat die nächste Generation mit dem Vorsatz an, das Schicksal zu w., dem Fatum zu entgehen (Brot und Salz 216); b) (Kochk.) ↑wälzen (2 b): die Schnitzel zunächst in Eiweiß, dann in Paniermehl w. 2. <wendete, hat gewendet> a) in die entgegengesetzte Richtung bringen: das Auto w.; Danach wünschte er ihnen „Gute Nacht“, wendete sein Rad und fuhr davon (Bieler, Mädchenkrieg 154); ... wurden Vorortzüge in Altstetten und Oerlikon gewendet, wobei die Reisenden auf andere Züge umsteigen mussten (NZZ 26. 2. 86, 33); b) drehen u. die entgegengesetzte Richtung einschlagen; die Richtung um 180º ändern: das Auto wendet; in der schmalen Straße konnte er [mit seinem Wagen] kaum w.; der Schwimmer hat gewendet; c) (Seemannsspr.) den Kurs eines Segelschiffs ändern, indem es mit dem Bug durch die Richtung gedreht wird, aus der der Wind weht: Ü Bonino wurde für die kleine linke Partei der »Radikalen« ins italienische Parlament gewählt. Dann wendete Parteichef Marco Panella den Partito Radicale zum Steigbügelhalter für den stramm rechten Medienmogul Silvio Berlusconi (Woche 19. 12. 97, 21). 3. <wandte/wendete, hat gewandt/gewendet> a) in eine andere Richtung drehen: den Kopf, sich [zur Seite] w.; keinen Blick von jmdm. w.; sie wandte ihre Blicke hin und her, hierhin und dorthin; er wandte sich, seine Schritte nach links, zum Ausgang; den Rücken zum Fenster w.; zu seinem Nachbarn gewendet, erging er sich in Lobreden; Ü May hat das Wort Option nie gehört, wendet es hin und her (Loest, Pistole 32); er konnte das Unheil von uns w. (abwenden); etw. wendet sich ins Gegenteil; das Glück wendete sich von ihm; etw. hat sich zum Guten gewendet; b) <w. + sich> sich (zu etw.) anschicken: sich zum Gehen, zur Flucht w.; Als Cotta sich zur Umkehr wandte, ... (Ransmayr, Welt 177). 4. <wandte/wendete sich, hat sich gewandt/gewendet> a) eine Frage, Bitte an jmdn. richten: sich vertrauensvoll, Hilfe suchend an jmdn. w.; ich habe mich schriftlich dorthin gewandt; Schon in ihrer Jugend hat sich Petra Kelly mit einer verblüffenden Unerschrockenheit an prominente Politiker ... gewendet (Spiegel 3, 1984, 69); Ü das Buch wendet sich nur an die Fachleute; b) jmdm., einer Sache entgegentreten: er wendet sich [mit seinem Artikel] gegen die Vorwürfe der Opposition; Auch wandte er sich in aller Schärfe gegen die „Kooperationsbereitschaft“ der Sozialisten mit einer eventuellen bürgerlichen Regierung vom kommenden Frühjahr (Basler Zeitung 2. 10. 85, 7). 5. <wandte/wendete, hat gewandt/gewendet> (für jmdn., etw.) aufwenden, benötigen, verbrauchen: viel Kraft, Sorgfalt, Geld, Arbeit auf etw. w.; er hat all seine Ersparnisse an seine Kinder, an ihre Ausbildung gewandt; So wendet der Literat in mir die von den Staatsgeschäften eingeforderte Zeit des Kaisers an ein Tun, das diesem eitel und unnütz erscheinen muss (Stern, Mann 270).
Universal-Lexikon. 2012.